Terror-Alarm: 14-Jähriger in U-Haft

Terror-Alarm: 14-Jähriger in U-Haft
Schüler soll Anschläge geplant haben. Anleitungen zum Bombenbau holte er sich aus dem Internet.

Seit acht Jahren lebt der 14jährige Türke. in Österreich. Seine Mutter hat in St. Pölten einen Job gefunden, der 14-Jährige ging bis zum vergangenen Dienstag in der Landeshauptstadt zur Schule.

Jetzt sitzt der Bursche in Haft, Verfassungsschützer hatten ihn am Dienstagnachmittag in St. Pölten festgenommen. Der Verdacht: Der Schüler soll im Namen des Dschihad Anschläge in Österreich geplant haben.

Im Verhör gab er an, dass er unter anderem den Westbahnhof in die Luft hätte sprengen wollen. Anleitungen für den Bau einer Höllenmaschine hatte er sich bereits aus dem Internet heruntergeladen. „Die dafür nötigen Gegenstände hätte er sich noch besorgen wollen“, berichtet ein Ermittler. Bevor es aber so weit kam, griff die Polizei ein.

Der 14-Jährige soll aus seiner Gesinnung kein Geheimnis gemacht haben. Über einschlägige Internetforen und Social Media holte er sich Informationen über die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Der Jugendliche wollte sich der Terrorgruppe sogar anschließen.

„Er wollte nach Syrien reisen, um dort zu kämpfen“, berichtet ein Fahnder. Insider berichten weiters, dass er Kontakte in radikale tschetschenische Kreise in St. Pölten gesucht haben soll (siehe Beitrag rechts). „Die Radikalisierung schritt im Laufe der Zeit immer weiter voran“, sagt ein Ermittler.

Die Festnahme war kein Schnellschuss: Der 14-Jährige stand bereits seit einem Monat unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Bei den Befragungen durch die Beamten soll sich der Jugendliche (er ist türkischer Staatsbürger) sehr selbstbewusst geben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung. Auch wird ermittelt, ob es Hintermänner gibt.

Schule bewacht

Auch in der Schule blieb die zunehmende Radikalisierung des Verdächtigen nicht unbemerkt. Die Lehrer in der Sonderschule, die er zuletzt besucht hat, sollen schließlich Alarm geschlagen haben. Gerüchte, wonach der 14-Jährige auch Mitschüler anstiften wollte, mit ihm nach Syrien zu reisen, wollte man seitens der Staatsanwaltschaft aber nicht bestätigen.

In der Schule des 14-Jährigen gab man sich am Mittwoch wortkarg. Man wollte nichts zu dem Vorfall sagen, hieß es. Zu Mittag wurde ein Security-Posten vor der Schule stationiert, er hatte die Anweisung, schulfremden Personen den Zutritt zur Schule zu untersagen und des Grundstücks zu verweisen.

Laut Landesschulratspräsident Hermann Helm habe die Schule „mit größter Umsicht“ reagiert und „alle notwendigen Veranlassungen“ getroffen. „Der Verfassungsschutz hat der Schule im Auftrag der Mutter mitgeteilt, dass der 14-Jährige vorerst nicht wieder zurück in den Unterricht kommt“, sagt Helm. Der Schulpsychologe wurde eingeschaltet.

Die Eltern wurden nicht informiert, weil es laut Helm keine weiteren Information von Seiten des Verfassungsschutzes gab. Grundsätzlich werde die Prävention in diesem Bereich „großgeschrieben“, sagt der Landesschulratspräsident. Lehrer seien sensibilisiert worden, an den Schulen werden Flyer über den Umgang mit radikalisierten Jugendlichen verteilt.

Laut Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wurden bisher Ermittlungsverfahren gegen 100 mutmaßliche Dschihadisten eingeleitet: „Polizei, Staatsschutz und Justiz leisten hervorragende Arbeit.“

Schon 14-Jährige bezeichnen sich auf Facebook als „Allahs Diener“, huldigen Kampfsportarten und schmücken sich mit den Flaggen der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Sie tauschen IS-Propagandavideos mit Hinrichtungen aus, und diskutieren den Kriegsverlauf in Syrien und im Irak. Viele geben als Arbeitgeber „Facebook“ an. Tatsächlich gemeint ist damit „arbeitslos“.

Migranten

Der Großteil jener 140 Personen in Österreich, die dem Verfassungsschutz als mutmaßliche Söldner der Terrormiliz Islamischer Staat bekannt sind, hat einen Migrationshintergrund. Viele sind Tschetschenen oder haben türkische Wurzeln. Das gilt auch für die mehrere Hundert Jugendliche umfassende Sympathisantenszene.

Das ist wohl auch der Grund, warum der niederösterreichische Verfassungsschutz die Hot Spots dschihadistischer Umtriebe im Raum St. Pölten und Neunkirchen ausgemacht hat. In diesen Regionen gibt es die größten Zuwanderergruppen aus diesen Ländern.

In St. Pölten haben sich 800 Tschetschenen angesiedelt, im nahen Herzogenburg etwa 40. Unter ihnen vermutet der Verfassungsschutz unter anderem eine Agentenzelle des tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrow. Einer der mutmaßlichen Mörder des Tschetschenen Umar Israilov stammt aus dieser Agentenzelle. Das Oberlandesgericht St. Pölten war schon des öfteren Schauplatz von Prozessen wegen der Unterstützung terroristischer Organisationen in Tschetschenien.

Viele sind durch den Krieg in der Heimat traumatisiert. Junge Türken wiederum bringen oft allgemeine Perspektivlosigkeit zum Ausdruck. Sie sind leichte Beute für die Kopfjäger der Islamisten. So postet ein kaum 16-Jähriger: „Ich brich jetzt mit jeden Kontakt ab außer die was Islam Praktizieren.“

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