Sommer startet mit viel Zündstoff

Romantische Stunden in der kürzesten Nacht des Jahres: Tausende Gäste feierten auf Schiffen und entlang des Donauufers die traditionsreiche Sonnenwende in der Wachau.
Helfer investieren ihre Freizeit, um Tausenden Gästen ein feuriges Sonnwendfest zu bieten.

Schon Samstagmittag strömten Tausende Besucher in Campingwagen, mit Decken und Zelten in die Wachau, um sich am Donauufer die besten Plätze zu sichern. Sie alle wollten einen optimalen Ausblick, um hautnah miterleben, wie sich das nö. Donautal zur Sommersonnenwende am 21. Juni in ein natürliches Amphitheater verwandelt und wie an vielen Orten ein Spektakel mit Tausenden Fackeln und bunten Feuerwerkskörpern vor die malerische Landschaft gezaubert wird.

Seit 400 Jahren versprüht dieser Brauch in der Wachau eine einzigartige Stimmung, die sich viele nicht entgehen lassen wollen. Doch schon Wochen davor beginnen die Arbeiten, damit die Gäste auf den Schiffen und entlang der Ufer in der kürzesten Nacht des Jahres ein feuriges Lichtermeer zu sehen bekommen.

Höhepunkt

Sommer startet mit viel Zündstoff
Sonnenwende Wachau, Rossatz, Fackeln vorbereiten
Thomas Köchl, Inhaber der Pyrotechnik-Firma "Pinto" in Aggsbach, Bezirk Krems, bestimmt größtenteils darüber, was sich bei der Sonnwendfeier in der Wachau am Himmel abspielt. Generalstabsmäßig bereitet er das Abschießen von zehn Großfeuerwerken vor und verkauft etwa noch einmal so viele, die von Vereinen selber abgefeuert werden. Von Aggsbach bis Krems sind sie Höhepunkte des Nachtspektakels.

"Eineinhalb Monate lang bereiten unsere Leute in der Firma die Abschussanlagen und sogenannten ,Bomben‘ vor", erzählt Köchl. Immerhin sollen pro Feuerwerk etwa 1000 Raketen und bis zu 100 Bomben vorschriftsmäßig in die Luft gehen. Zum Glück hat er in Kursen schon 500 Begeisterte zu Feuerwerkern ausgebildet. Die besten von ihnen setzt er regelmäßig ein, damit sie in Übung bleiben. So kann er für solche Großereignisse ausreichend Spezialisten aufbieten. Die brauchen immer noch einen halben Tag, um vor Ort alles aufzubauen, sie müssen danach ohne Unterbrechung die Anlagen beaufsichtigen.

Aufwendig

"Der Aufwand ist enorm. Jedes Feuerwerk ist bei der Behörde angemeldet, versichert und überall kommt ein Feuerwehrauto mit mehreren Leuten zur Brandwache zum Einsatz", berichtet Köchl, dessen Firma inzwischen die letzte in Österreich ist, die Feuerwerke selber herstellt. Er bemüht sich, die treuen Wachauer Stammgäste zufriedenzustellen. "Jede Neuentwicklung kann man in der Wachau als Erstes sehen. Da bekomme ich durch den Applaus der Touristen eine direkte Rückmeldung, wie ein Effekt ankommt", erklärt der Feuerwerksexperte.

Sommer startet mit viel Zündstoff
Jedes Jahr ist auch eine 30-köpfige Gruppe in Spitz an der Donau im Einsatz, die die mächtige Ruine Hinterhaus mit Fackeln beleuchtet und Raketen abschießt. Eine Aufgabe, die nicht ungefährlich ist: Viele Fackelhalterungen sind nur erreichbar, wenn die Helfer über das schmale Mauerwerk entlangbalancieren. Ein Fehltritt wäre fatal. "Daher muss sich jeder von uns bis nach dem Anzünden an ein striktes Alkoholverbot halten", betont Ewald Stierschneider jun., einer der Freiwilligen. 500 Fackeln werden montiert, die teilweise an Stahlseilen von der Turm- und Wehrmauer hängen, damit die Umrisse der mächtigen Festung nachgezeichnet werden. Das Highlight ist danach ein feuriger Wasserfall.

Ähnlich viel Aufwand betreiben auch die Wachauer Gemeinden am südlichen Donauufer. "Wir müssen zuerst 90 Halteverbotsschilder aufstellen, damit auf der Bundesstraße kein Verkehrschaos entsteht", erklärt Herbert Bagl, Bauhofleiter in Rossatz. Im Laufe des Tages werden Lagerfeuer vorbereitet und Hunderte Fackeln auf Halterungen montiert, mit denen die Weinberge beleuchtet werden.

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