Schulterschluss gegen Flusszerstörung

Gross, Litschauer, Buchautor Gamerith und Eichelmann (v.l.) bilden Front gegen Ausbau
Wachsende Kritik an fortgesetzten Eingriffen in die Natur für die Energiegewinnun durch Wind- und Wasserkraft

Der Konflikt um Landschaftsverbrauch für Energieerzeugung entzündet sich im Waldviertel doppelt: Einerseits stemmen sich immer mehr Menschen gegen Windkraftanlagen, andererseits wächst der Widerstand gegen die Ausbaupläne für Kleinkraftwerke am Kamp in Rosenburg.

Während die Windkraftkritiker für kommenden Samstag zur nächsten Demonstration nach Zwettl rufen, verkündeten gestern mehrere Umweltschutzorganisationen einen Schulterschluss gegen die "Salamitaktik", mit der Österreichs natürliche Flusslandschaften zerstört werden. Sie nehmen ein aktuelles Projekt zum Anlass, von der Politik einen "Flüsse-Gipfel" zu fordern.

Wie berichtet, plant die EVN, das mehr als 100 Jahre alte Kampkraftwerk in Rosenburg zu sanieren. Die Leistung soll knapp verdoppelt werden, indem man die Stauhöhe um zweieinhalb auf 6,5 Meter anhebt und den Unterlauf auf 1,2 Kilometer um eineinhalb Meter ausbaggert. Die Staustrecke wird 300 Meter länger.

Schutzgebiet

"Der Bereich ist seit 1955 Landschaftsschutzgebiet und seit 15 Jahren Europaschutzgebiet. Soll das alles plötzlich nichts mehr bedeuten?", fragt Margit Gross vom Naturschutzbund NÖ. "Österreich hat mit 75 Prozent einen der höchsten Wasserkraft-Ausbaugrade der Welt, NÖ liegt bei über 90 Prozent", sagt Martin Litschauer vom WWF. Dabei fordere die Wasserrahmen-Richtlinie der EU eine Reduzierung der Querbauwerke.

"Österreich braucht nicht mehr als die bestehenden 567 Kleinwasserkraftwerke, die ohnehin gemeinsam nur vier Prozent zur Stromproduktion beisteuern, sondern mehr intakte Flüsse. Die Entfernung des Stauwehres in Rosenburg ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht die einzig sinnvolle Variante", meint Ulrich Eichelmann von "Riverwatch". Die Organisationen wollen eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Projekt erreichen. Sie fordern das Land auch auf, eine umfassende Lösung zu erarbeiten, statt Flüsse zerstören zu lassen.

"Laut einer Boku-Studie ist der Bereich zwichen Wegscheid und Rosenburg eine der naturbelassensten Flusslandschaften des Kamp, von dem zwei Drittel schon verbaut sind", erklärt Buchautor und Fotograf Werner Gamerith.

"Wir werden das Projekt vermutlich vor dem kommenden Sommer einreichen. Natürlich sieht es nach einer Baustelle nicht schön aus, das war auch vor 104 Jahren so, als das Kraftwerk entstand, aber die Natur überwächst das in wenigen Jahren. Die Behörden prüfen das Projekt genau und entscheiden, ob es eine UVP gibt", sagt EVN-Sprecher Stefan Zach.

www.lebendiger-kamp.at

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