"Plaudertelefon" im Kampf gegen die Einsamkeit

Präsidentin Hinterholzer (2.v.l.) mit Leiterinnen von Hilfwerkstellen im Mostvietel: Renate Egelseer (l.), Karin Baumgartner (2.v.r.) und Angelika Haberl
Das Hilfswerk NÖ steht vor einem stark wachsenden Markt, aber auch großen wirtschaftlichen und logistischen Herausforderungen. 30 Prozent des Pflegepersonals muss wegen Pensionierungen ersetzt werden.

Groß sind die Anforderungenen an das NÖ Hilfswerk in den nächsten Jahren. Der Verein ist flächendeckend in 60 Zweigstellen mit mehr als 4000 Mitarbeitern in der Heimhilfe und -pflege, sowie in der Familien-, Kinder- und Jugendbetreuung tätig. Die Nachfrage in allen Bereichen ist steigend, die wirtschaftlichen Ressourcen der öffentlichen Hand können schwer mithalten, sagt Hilfswerk-Präsidentin Michaela Hinterholzer.

Pensionswelle Weil im mobilen Pflege- und Betreuungsbereich viele Über-50-Jährige tätig sind, muss fast ein Drittel der Hilfswerk-Belegschaft in diesem Segment in den nächsten fünf Jahren wegen Pensionierungen ersetzt werden. Durch verstärkte Ausbildung an den Krankenpflegeschulen und Eigenausbildung glaubt Hinterholzer den Bedarf decken zu können. Noch besser ausgebaut soll das Netz der rund 3000 Ehrenamtlichen für Besuchsdienste werden. Neu im Bemühen gegen die Einsamkeit alter Menschen ist das Plaudertelefon. Groß ist der Bedarf an Familien- und Jugendberatung. Scheidungsrichter, Lehrer und das Jugendamt weisen den Psychologen und Pädagogen vermehrt dringende Beratungs- und Betreuungsfälle zu, bestätigt Karin Baumgartner vom Familienberatungszentrum Amstetten. Derartige Betreuungsstellen gibt es zwölf Mal in NÖ. Wermutstropfen im Betreuungsdienst ist die Kürzung der Fördermittel durch das AMS. Die in vergangenen Jahren höchst erfolgreiche Arbeitsbegleitung von Jugendlichen mit sozialen Schwierigkeiten wird etwa nicht mehr unterstützt.

Steigerungen Besonders groß ist weiterhin der Bedarf im Bereich "Hilfe und Pflege daheim". 80 Prozent der Altenpflege in NÖ geht in den privaten vier Wänden über die Bühne. "85 Prozent der Niederösterreicher wollen daheim gepflegt werden", berichtet Hinterholzer über Befragungsergebnisse. Wie groß der Bedarf an Hilfsdiensten daheim ist, zeigen zwei Fallbeispiele aus dem Mostviertel. Bei der Sozialstation Amstetten stieg die Zahl der Kunden seit Anfang Februar von 198 auf 225, sagt Stationsleiterin Renate Egelseer. Von der Zweigstelle Aschbach berichtet Leiterin Angelika Haberl über einen Anstieg von zehn Prozent auf 110 Kunden im selben Zeitraum. In Amstetten sind 50 Heimschwestern und -Pflegerinnen, sowie Altenfachkräfte tätig, in Aschbach 34. Vor allem der Winter, mit schwierigen Anfahrtsverhältnissen und berufsbedingten Krankenständen in den eigenen Reihen, seien für die Stationen in der Betriebsführung eine große Herausforderung, schildert Haberl.

Organisation Mit ihrer Übernahme der Präsidentschaft stellte Hinterholzer mit Geschäftsführer Christoph Gleirscher auch die Betriebsorganisation um. Alle 60 Stationen in NÖ werden wie kleine Betriebe geführt und abgerechnet. In der Landesorganisation selbst hat Hinterholzer das Ziel das NÖ Hilfswerk vom Verein zu einer GmbH. umzustrukturieren. Aktuell gibt es gerade Umstrukturierungen im Leasing-Modell der über 1400 Hilfswerk-Dienstwägen in NÖ. Die Hilfswerk-Armee legt im Jahr auf den Fahrten zu ihren Kunden über 20 Millionen Kilometer (!) zurück.

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