Pfarrer wehrt sich gegen Anklage: „Es war eine enge Freundschaft“
Vor dem Hintergrund einer drohenden mehrjährigen Haftstrafe wegen Vergewaltigung bricht ein katholischer Pfarrer sein Schweigen. Die Geschichte des Traiskirchner Pfarrers Pater Fabian Vordermayer (47) hat für Schlagzeilen gesorgt. Der Geistliche soll laut Anklage einen eng befreundeten 22-Jährigen mit K.-o.-Tropfen betäubt und sich an ihm vergangen haben. 1520 Traiskirchner haben aber für die Rückkehr des abberufenen Pfarrers unterschrieben. Vor dem Prozess im Herbst legen der Geistliche und sein Wiener Neustädter Anwalt, Michael Dohr, entlastendes Material auf den Tisch. „Bisher haben wir versucht, den jungen Mann und seine Familie zu schützen. Aber da es um eine Haftstrafe geht, müssen wir die Fakten nennen“, erklärt Strafverteidiger Dohr.
Pater Fabian lernte die Familie des heute 23-Jährigen 2007 kennen. Es entwickelte sich eine „sehr, sehr enge Freundschaft“ zu ihm. Beide verbrachten viel Zeit miteinander, unter anderem auch einen Urlaub in Costa Rica 2011. Dort soll der 47-Jährige laut Anklage den jungen Mann nachts im Hotelzimmer erstmalig unsittlich berührt haben. „Während er schlief, wohlgemerkt. Wer würde bei so einem Akt nicht aufwachen?“, wundert sich der Geistliche über die für ihn „haltlosen“ Vorwürfe. Einige Monate später zog der Student zu dem Geistlichen, wo er bis Februar 2012 lebte.
In der Zeit soll Vordermayer seinem Freund mehrmals flunitrazepamhältige (Schlafmittel) Substanzen verabreicht haben, um ihn damit außer Gefecht zu setzen und sich an ihm zu vergehen, heißt es in der Anklage. Der Wirkstoff Flunitrazepam ist auch in sichergestellten Schlaftropfen „Guttanotte“ des Pfarrers zu finden – für die Staatsanwältin ein Beweis.
Haaranalyse
Dohr und sein Mandat sehen das anders und präsentieren Gutachten: Die Haaranalyse des mutmaßlichen Opfers habe ergeben, dass das Schlafmittel einmalig im Juni 2012 eingenommen wurde. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gar keinen Kontakt mehr zu ihm“, so Vordermayer. Er zieht Briefe des 22-Jährigen aus der Tasche. Darauf befinden sich Botschaften wie „Ich freue mich auf ein Wiedersehen mein lieber Freund“. Für die Anzeige des Vaters haben Dohr und Vordermayer eine Erklärung. „Die Söhne sagen aus, dass der Vater mit mir ein Problem und sogar Panikattacken hatte. Er hat außerdem einen sehr eindeutigen Brief seiner Frau gefunden, der an mich gerichtet war. Das ist Motiv genug.“
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