Pestizid ins Mödlinger Trinkwasser geflossen

Am Mittwoch verteilten Gemeindemitarbeiter Mineralwasser an rund 250 Haushalte in der „Südtiroler Siedlung“.
Gärtnerei könnte Verursacher sein. 800 Menschen dürfen derzeit kein Wasser trinken.

Giftalarm in Mödling: Nachdem Dienstagabend Chemikalien ins Mödlinger Trinkwasser gelangt sind, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der fahrlässigen Gemeingefährdung und grob fahrlässigen Betreibens von Anlagen. Als möglicher Verursacher war eine Gärtnerei ausgemacht worden. Drei Personen sollen sich wegen Magenbeschwerden ins Spital begeben haben.

250 Haushalte in der „Südtiroler Siedlung“ sind betroffen. Bis entnommene Proben in einem Schnell-Labor ausgewertet sind, dürfen die Bewohner kein Leitungswasser trinken. Ein Ergebnis dürfte erst am Freitag vorliegen. Auch zum Zähneputzen und Kochen darf das Wasser nicht verwendet werden.

Ein technischer Defekt des Bewässerungssystems der Gärtnerei dürfte dazu geführt haben, dass ein Insektizid in den Wasserkreislauf gelangte. Am frühen Dienstagabend gingen beim Wasserwerk Meldungen ein, dass das Wasser chemisch rieche. Schnell konnten die Mitarbeiter anhand der Wasserzähler die Gärtnerei als möglichen Verursacher ausforschen. Die Leitungen wurden gesperrt und gespült. Ab 21.45 Uhr gelangte kein Pestizid mehr ins Wasser, heißt es seitens der Stadt. Am Abend informierten Mitarbeiter des Wasserwerks die Anrainer per Lautsprecherdurchsagen, Feuerwehr und Polizei gingen von Haus zu Haus und warnten die Bewohner.

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Ratlosigkeit

Von Seiten der Gärtnerei heißt es, man wisse nicht, was passiert ist. „Wie kann bei einem geschlossenen System Wasser ins Leitungssystem zurücklaufen?“, fragt sich die Geschäftsführerin. Man hätte den Chemie-Geruch selbst gemeldet. „Wir hängen selbst in der Luft.“ Die Anlage sei versiegelt. Sachverständige sollen sie nun überprüfen. „Wenn wir nicht bald wieder Wasser haben, könne wir schließen“, sagt die Chefin verzweifelt.

Pestizid ins Mödlinger Trinkwasser geflossen
Wasser, Verunreinigt, Chemikalie, Mödling, Südtirolerviertel Anrainerin Inge Schindler

Krisenmanagement

Mittwochnachmittag verteilten Gemeindemitarbeiter schließlich Mineralwasser an die Betroffenen. Auch heute, Donnerstag, sollen wieder Flaschen geliefert werden. Anrainerin Inge Schindler berichtet, dass es bei einem nahen Supermarkt Hamsterkäufe von Wasserflaschen gab.

Kritik gibt es am Krisenmanagement der Stadt. „Wir sind viel zu spät informiert worden“, meint ein Anrainer. Am Abend des Vorfalls hätte es etwa keine Info auf den Homepages der Stadt oder des Wasserwerks gegeben. Erst gegen 22 Uhr seien Durchsagen gefolgt. Auch sei keine Infohotline eingerichtet worden, beim Wasserwerk sei man telefonisch nicht durchgekommen.

Indes prüft die Bezirkshauptmannschaft, ob das Pestizid ins Grundwasser gelangte. Diesbezüglich gebe es aber keine Hinweise, so BH-Chef Philipp Enzinger. Sobald man das Wasser wieder unbedenklich trinken kann, werden die Anrainer persönlich und per Stadt-Homepage informiert.

Stadtgemeinde Mödling

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