Paramedics-Ausbildung in Vorbereitung

Symbolbild
Das Land treibt den Plan voran, Notfallsanitäter an Fachhochschulen auszubilden.

Wir haben in Niederösterreich eine hochwertige Notfallversorgung, sagt der Vorsitzende des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS), Wolfgang Sobotka. "Und 4,1 Ärzten pro 1000 Einwohner haben wir auch eine schöne Medizinerdichte. Allerdings haben wir unsere Ärzte nciht immer dort, wo wir sie brauchen." Aus diesem Grund gehe das Land in Sachen Notfallversorgung auch neue Wege: Spezielle Notfallsanitäter, nach US-Vorbild so genannte Paramedics, die einen Teil von Notarzt-Aufgaben übernehmen können, sollen bald in Fachhochschulen ausgebildet werden. "An einem Lehrplan arbeiten wir bereits", sagt Sobotka. Um die jüngsten Neuerungen im Paramedic-System, das neben den USA und Kanada auch in vielen europäischen Staaten bereits Realität ist, einfließen lassen zu können, lud der NÖGUS am Donnerstag zur international besetzten "Paramedic-Enquete" in die FH St. Pölten.

„Paramedics sind speziell ausgebildete Notfall-Experten. International gesehen sind es Sanitäter oder Pfleger, welche die präklinische Versorgung von Notfallpatienten sichern. Sie haben eine entsprechende mehrjährige Ausbildung und können Infusionen anlegen, Medikamente verabreichen oder künstlich beatmen. Paramedics sind in vielen anderen Ländern wie etwa Schweden oder der Schweiz bereits Standard“, sagt FH-Professor Christoph Redelsteiner, führender Experte auf diesem Gebiet. Dass Sanitäter Infusionen setzen und intubieren sowie Medikamente verabreichen dürfen, sei nicht neu. "Das Sanitätergesetz aus dem Jahr 2002 erlaubt das bereits", sagt Redelsteiner. Mit der Möglichkeit, Paramedics an Fachhochschulen auszubilden, erhalte das System aber Struktur. Der zunehmende Notarztmangel führe in wieten Teilen der EU zur Beschäftigung von Paramedics. Keinesfalls wolle man die Notärzte durch ein neues System ersetzen. "Spezielle Aufgaben, wie Narkose oder Thoraxdrainage, kann einfach nur ein Notarzt erledigen."

Paramedics-Ausbildung in Vorbereitung
vlnr: Dipl.-Ing. Gernot Kohl, MSc, Geschäftsführer FH St. Pölten, Mag. Wolfgang Sobotka, Landeshauptmann-Stellvertreter und NÖGUS Vorsitzender, wHR. Mag. Elfriede Riesinger, Geschäftsführerin NÖ Gesundheits- und Sozialfonds, Dr. Gabriela Fernandes, Geschäftsführerin FH St. Pölten, FH-Prof. DSA Mag. (FH) PhDr. Christoph Redelsteiner, MSc, Vortragender und Dozent am Department Gesundheit & Soziales der FH St. Pölten
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Sobotka betont: „Entscheidend ist das Zusammenwirken aller Berufsgruppen in der Notfallversorgung. Ein Paramedic-System kann nicht den Notarzt oder unsere Freiwilligen ersetzen, sondern nur ergänzen und entlasten. Eine größere Anzahl hoch qualifizierter, speziell auf Notfallsituationen ausgebildeter Experten wäre wesentlich regionaler einsetzbar und somit rascher vor Ort als der Notarzt."

Kritik

Kritik kommt vom Team Stronach. Landtagsabgeordnete Gabriele Gimborn, selbst Ärztin, meint: "Weil offenbar im finanzmaroden Land nicht mehr genug Geld vorhanden ist, um Ärzte, speziell Notärzte, zu bezahlen, sollen Patienten im Notfall von billigeren Paramedics versorgt werden. Das ist 'grad so, als ob eine Fluglinie, die ein Sanierungsfall ist, statt Piloten nachgeschulte Stewardessen und Stewards fliegen lässt." Auch die Freiheitlichen lehnen den Einsatz von Paramedics ab. Dabei handle es sich, laut Klubobmann Gottfried Waldhäusl, um Einsparungen auf Kosten der Patienten. "Vielmehr müssen Notärzte entsprechend bezahlt werden."

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