Nachhaltiger Wein mit Zertifikat
Die umfassendste Initiative aller Zeiten für die Nachhaltigkeit im Österreichischen Weinbau startet dieser Tage: Der Bundesweinbauverband hat ein Zertifizierungsmodell geschaffen, mit dem Winzer einerseits ihren eigenen Betrieb analysieren und andererseits vorbildliches Wirtschaften sichtbar machen können.
Winzer können ab sofort die Nachhaltigkeit ihres Betriebes mit einem neuen Berechnungsprogramm. Einer der ersten, die sich anmeldeten, war Biowinzer Rudolf Hofmann aus Traismauer. Er hat bereits einen Modellversuch für das System mit einer Handvoll Mitstreiter und in Zusammenarbeit mit Uni für Bodenkultur sowie dem Weinbauverband zwei Jahre lang durchgezogen.
Einmalig
"Im englischsprachigen Raum, etwa Kalifornien oder Australien, gibt es so etwas schon länger. Wir haben überall die besten Elemente heraus gefiltert", sagt Glatt.
Hofmann ist sowohl mit dem System als auch dem persönlichen Ergebnis sehr zufrieden. "Die Bewertung hat mir vor Augen geführt, wie oft ich wirklich in den Weingarten fahre. Das war mir vorher nicht so bewusst."
Er glaubt, dass Winzer, die ganzjährig klimatisierte Kellerhallen gebaut haben, einen Bewertungsrückschlag beim Energieaufwand erleiden könnten. Dafür würde sich der Einsatz moderner Maschinen noch dazu bei gemeinsame Nutzung durch mehrere Winzer günstig auswirken.
Stärke des Systems sei, dass praktisch alle relevanten Aspekte bewertet werden, betont Glatt. Von Wasser- und Energieverbrauch über Klima- und Bodenschutz bis zum sozialen Aspekt und der Wirtschaftlichkeit reichen die neun Bewertungsbereiche. Ein Computerprogramm berechnet online, ob man auf einer Skala jeweils im roten, gelben oder grünen Bereich liegt. Grüner Bereich Höchstens zwei Mal "Gelb" darf die Skala anzeigen, alles andere muss im grünen Bereich liegen. Nur dann kann man überhaupt beantragen, dass externe Prüfer anrücken. Passt alles, darf man seine Produkte mit dem neuen Logo schmücken.
Genau hier setzt die Kritik von Biobauern an: "Wenn ich ein stärkeres Spritzmittel verwende und dadurch seltener in den Weingarten fahren muss, wird die Vermeidung von Traktorabgasen relativ hoch bewertet. Das erscheint mir einseitig. Da könnte der Schutz unserer Natur zugunsten überregionaler Ziele auf der Strecke bleiben. Außerdem befürchte ich einen extrem hohen bürokratischen Aufwand", meint Martin Diwald aus Großriedenthal, Sprecher der niederösterreichischen Biowinzer. Sein Kollege Niki Moser aus Rohrendorf befürchtet einen "wahnsinnigen" Verwaltungsaufwand.
"Natürlich ist der Aufwand hoch, aber es ist nichts anderes übrig geblieben, um alle Aspekte abzudecken", findet Glatt. Außerdem motiviere das Programm, Winzer sich mit allen Auswirkungen ihrer Arbeit auseinander zu setzen.
"Jede Maßnahme wird sich langfristig positiv im Geldbörsel auswirken", ist Hofmann überzeugt.www.nachhaltigaustria.at
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