Manker, der glücklose Lokführer

Der Künstler mit dem Corpus Delicti
Irrfahrt mit Eisenbahn in einer Halle in Wiener Neustadt hat ein gerichtliches Nachspiel für den Künstler.

Von Berufswegen schlüpft Paulus Manker (58) gerne in fremde Rollen. Jene des Lokführers hat für den exzentrischen Künstler ein gerichtliches Nachspiel. Beim Prozess am Freitag am Landesgericht Wiener Neustadt demonstrierte Manker dem vorsitzenden Richter an Hand einer selbst gebastelten Modelleisenbahn, weshalb er sich für unschuldig hält.

Nachdem er die anwesenden Fotografen und Journalisten in gewohnter Manier beleidigt hatte, konnte das Schauspiel im Gerichtssaal beginnen. Das Enfant terrible der heimischen Theaterszene ist wegen schwerer Sachbeschädigung und unbefugter Inbetriebnahme einer historischen Eisenbahn angeklagt.

Der zweifach Vorbestrafte hat, wie berichtet, am 1. November an der Spielstätte seiner Theaterinszenierung "Alma" in der Wiener Neustädter Serbenhalle eine Irrfahrt mit einer Lokomotive hingelegt und dabei eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Nachdem er mit der Eisenbahn samt zwei Draisinen durch ein 250 Kilo schweres Eisentor krachte, soll er mit der Lok 130 Meter weit durch die Halle gefahren und dabei das Kunststofflager einer eingemieteten Firma beschädigt haben. Der Schaden beträgt mehr als 15.000 Euro.

Den Zwischenfall selbst bestreitet der Schauspieler gar nicht, allerdings will er bei dem "Unfall" lediglich gegen das Tor geknallt sein. "Es hat einen unheimlichen Krach gemacht. Weiter bin ich nicht gefahren", so Manker. Mit seinem mitgebrachten Eisenbahnmodell versuchte er zu demonstrieren, dass er die Schäden am anderen Ende der Halle gar nicht anrichten hätte können. Das vorliegende Gutachten eines Sachverständigen spricht eine andere Sprache. Was hätte sonst die Kraft, einen 40 Tonnen schweren Kunststoff-Stapel zu verschieben? Um das zu klären, wurde der Prozess vertragt und ein Gutachter aus dem Gebiet der Eisenbahnunfall-Analyse bestellt.

Führerschein

Was die unbefugte Inbetriebnahme der Lok betrifft, sieht sich der Schauspieler im Recht. Er habe extra die Prüfung zum Triebfahrzeugführer gemacht. "Das mag schon sein, allerdings war die Eisenbahn in unserem Besitz und es wurde keine Miete bezahlt. Folglich gab es auch keine Vereinbarung für die Benützung der Lok", erklärt der Direktor des Schwechater Eisenbahnmuseums, Franz Kamper. 45.779 Euro an Miete und Kosten für die Lok waren ausständig.

Erst vor vierzehn Tagen schloss man vor Gericht einen Vergleich: der Verein bekommt 28.000 Euro, Manker erhält die Bahn. Was er mit der Lokomotive anstellen will, ist unklar.

In der Serbenhalle gibt es kein Theaterstück mehr. Manker prozessiert nämlich auch mit dem Halleneigner Christian Blazek.

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