Diebe schändeten Gräber

Diese Klärung ist ein großer Hammer: Ernst Schuch (LKA) , Franz Prucher (Polizeidirektor), Florian Ladengruber (Bezirkspolizeikommandant)
Tschechen-Paar stahl im Weinviertel von 600 Gräbern die Vasen und Einsätze

44 Tatorte, 600 beschädigte Gräber: Kaum ein Friedhof im nördlichen Niederösterreich war in den vergangenen Monaten vor Kupferdieben sicher. Die Schändung und Beschädigung der Grabstätten ging der Bevölkerung massiv unter die Haut. Jetzt ist die unheimliche Serie geklärt. Ein 41-jähriger Tscheche und seine 19-jährige Komplizin wurden auf frischer Tat ertappt. Die Aufarbeitung der Tatserie dauerte Wochen und konnte vor Allerheiligen abgeschlossen werden.

In der Nacht zum 4. Mai dieses Jahres hatten die Buntmetalldiebe zum ersten Mal zugeschlagen. Und zwar am Friedhof in Zwingendorf, Bezirk Mistelbach. Dutzende Vasen und Grabeinsätze wurden gestohlen. Dabei dürften die Täter auf den Geschmack gekommen sein. In den Wochen danach folgten im Umkreis von 25 Kilometern unzählige Raubzüge auf Friedhöfen. Von Kirchen, Marterln, Kapellen und sogar Weinkellern demontierten die Diebe auch reihenweise Dachrinnen ab.

Innenministerin

Unter anderem war auch der Friedhof in Großharras – der Heimatgemeinde von Innenministerin Johanna Mikl-LeitnerTatort. Doch das Familiengrab der Eltern der Ministerin ließen die Ganoven entgegen anderslautenden Zeitungsberichten unberührt.

Die Diebstahlsserien auf den Friedhöfen waren in der Region Gesprächsthema Nummer eins. Sogar im Ressort der Innenministerin riefen die Leute an und beschwerten sich. „Wir haben dann den Fahndungsdruck erhöht“, sagt der Mistelbacher Bezirkspolizei-Kommandant Florian Ladengruber. Das war schließlich von Erfolg gekrönt. Zwei Polizisten, die am 16. August um 3.15 Uhr auf Streifenfahrt zwischen Laa/Thaya und Zwingendorf unterwegs waren, fiel ein entgegenkommendes Auto mit tschechischen Kennzeichen auf. Die Patrouille wendete, verfolgte das verdächtige Auto und hielt es in Laa an.

Riesenhammer

Am Steuer saß eine 19-jährige Tschechin, am Beifahrersitz ein 41-jähriger Tscheche. „Das Auto war voll mit Diebesgut“, sagt Landespolizeidirektor Franz Prucher. Im Kofferraum lag ein Zehn-Kilo-Vorschlaghammer. Mit dem hatte der Mann die Verankerungen aus dem Stein geschlagen und auch etliche Grabsteine massiv beschädigt. Der Gesamtschaden beläuft sich laut Polizei auf rund 93.000 Euro. „Seit der Verhaftung ist im Weinviertel wieder Ruhe. Darüber bin ich froh“, sagt Prucher.

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