Dienstverhältnis mit fatalen Folgen

Wie es zum Zerwürfnis zwischen Detektiv und dem Künstlerpaar Nitsch kam.

Der Steuer-Krimi im verschlafenen Ort Prinzendorf in Niederösterreich erinnert an das Drehbuch einer US-Soap:

Der umtriebige Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler zeigt Rita Nitsch, Frau des international bekannten Blut-Künstlers Hermann Nitsch, bei der Finanz an. Die Vorwürfe lauten: Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Schwarzarbeit.

Pikantes Detail: Der "Schnüffler" wurde zur Klärung eines Einbruchs im Schloss des Künstlers (Sommer 2013) von Rita Nitsch engagiert. Der KURIER sprach mit beiden Streitparteien, was sie sich zu sagen haben.

Dienstverhältnis mit fatalen Folgen
nitsch weinviertel

Wie berichtet, standen am Dienstag 20 Finanzfahnder vor dem Tor des Schlosses Prinzendorf und forderten von der geschockten Nitsch-Entourage Einlass. Das Ehepaar Nitsch befand sich zu diesem Zeitpunkt im Ausland. Ausgangspunkt für die Razzia im Weinviertler Künstler-Domizil war eine Anzeige Guggenbichlers bei der Finanz. Monate zuvor hatte Rita Nitsch den bekannten Lucona-Aufdecker gebeten, zum Schloss-Einbruch zu recherchieren. Dabei soll sie Guggenbichler erklärt haben, dass 1,2 Millionen und Pretiosen aus dem Nitsch-Safe gestohlen worden seien: "Meine Mitarbeiter waren Zeugen, ich hab’ die Aussage auf Band", sagt der Detektiv.

In den Polizeiprotokollen gab Rita Nitsch aber den Diebstahl von 400.000 Euro und Schmuck im Wert von 100.000 Euro an: "Soll ich mich etwa selbst bestehlen? Er lügt", kontert Nitsch. Warum dann der Vorwurf? "Ich glaube , Guggenbichler hasst meinen Mann. Es gab Andeutungen in diese Richtung."

Der Detektiv spricht von Vertragsbruch: "Bei Falschinformationen kann jede Seite die Behörden einschalten. Das steht im Vertrag. Frau Nitsch hat mir Falsch-Informationen gegeben. Und sie schuldet mir noch 13.000 Euro. Daher die Anzeige."

Die Familie Nitsch soll, so ein weiterer Vorwurf des Ermittlers, Bilder "schwarz verkauft haben". "Ich bin im Besitz von Listen", sagt Guggenbichler. Rita Nitsch: "Auch dieser Vorwurf ist haltlos. Es gibt keine Listen." Doch der in Kärnten lebende Detektiv lässt nicht locker: "Das Personal im Schloss arbeitet auch schwarz, und auf den Autos sind deutsche Nummerntafeln. Dazu gibt es Listen". Die Schlossherrin dementiert auch dies: "Wir haben Gäste aus Deutschland. Betreffend Schwarzarbeit wird die Finanz-Prüfung ja Klarheit bringen."

Das sieht auch Staatsanwalt Karl Schober in Korneuburg so: "Die Einvernahmen von Herrn Guggenbichler sind abgeschlossen. Zu ergänzenden Vernehmungen kann es aber immer kommen." Das Ehepaar Nitsch ist weiterhin in Deutschland und muss noch befragt werden.

Detektiv erhöht Druck Ein Ende im Streit zwischen Guggenbichler und der Familie Nitsch ist nicht in Sicht. Der Detektiv: "Ich schickte Frau Nitsch eine 70.000-Euro-Rechnung wegen Spesen und dem Erfolgshonorar." Sie kontert genervt: "Ich habe ihm bereits 30.000 überwiesen."

Der Welser Dietmar Guggenbichler, 71, machte sich einen Namen als Lucona-Aufdecker. Das Schiff war ein mit Schrott beladener Frachter, der 1977 im Auftrag von Udo Proksch gesprengt wurde, um die Versicherung für eine angeblich geladene Uranerz-Aufbereitungsanlage zu kassieren. Sechs Seeleute kamen dabei ums Leben. Der Society-Liebling Proksch wurde verurteilt und starb 2001 im Gefängnis.

Der "Burt Reynolds der österreichischen Privatdetektive" (Eigendefinition) mischte auch beim Wiener AKH-Skandal und bei der Causa Noricum fleißig mit. In den Schlagzeilen fand sich "Guggi" wieder, als er seinen Auftraggeber, Wolfgang Kulterer, nach Hypo-Alpe-Adria-Bank Recherchen – mittels geheimer und belastender Telefonmitschnitte – anzeigte: "Aber nur, weil er mein Honorar nicht bezahlte."

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