Blinder Richter erzählte aus Praxis

Die Richter referierten über ihren Berufsalltag
Info-Tag: Sehbehinderte Frauen zu Gast im Verwaltungsgericht.

Eigentlich wollte er Landwirt werden. Doch daraus ist nichts geworden. Mittlerweile ist Gerhard Höllerer aus Altlengbach, NÖ, einer der beiden ersten blinden Verwaltungsrichter Österreichs. Sein Werdegang ist beeindruckend. Im Alter von 16 Jahren verlor Höllerer bei einem Unfall sein Augenlicht – danach musste er seinen Berufswunsch Landwirt verwerfen. Er ging auf das Blindenerziehungsinstitut, holte die Berufsreife nach und wurde zunächst Schreibkraft im Wissenschaftsministerium. Neben seinem 40-Stunden-Job absolvierte er ein Jus-Studium. Denn er wollte nicht, wie viele blinde Menschen, "immer nur schreiben, schreiben, schreiben". "Ich sehe überhaupt keine Hindernisse bezüglich meiner Blindheit. Auch bei Verhandlungen nicht", sagt Richter Höllerer.

Beim Girls’ Day im Bundesverwaltungsgericht in Wien-Landstraße ermutigte Höllerer gemeinsam mit Richter-Kollegin Alexandra Schrefler-König 15 Mädchen und Frauen, neun von ihnen sehbehindert, ihren Weg zu gehen und sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. 70 Prozent der Mitarbeiter im Verwaltungsgericht sind weiblich, bei den Richtern sind es knapp 50 Prozent.

Kommentare