Beliebtes Ausflugsziel ist zum Fall fürs Gericht geworden

W. Zamazal muss die Proksch-Hütte nach sechs Jahren räumen.
Die Proksch-Hütte am Anninger lockt jährlich Tausende Wanderer. Jetzt ist sie vorerst geschlossen.

Für Tausende Wanderer ist sie auf ihrem Weg über den Anninger südlich von Wien jedes Jahr Station. Harry Prünster stellte sie 2012 im ORF als "liabste Hütt’n" vor, das deutsche Magazin Bergsteiger widmete ihr ein Jahr später vier Seiten. Heute füllt die Proksch-Hütte statt Sendezeit und Hochglanzpapier Aktenseiten am Bezirksgericht Baden. Verpächter und Pächter prozessieren, die Zukunft des beliebten Ausflugsziels bei Pfaffstätten ist ungewiss – seit 28. Juni ist die Hütte dicht. Wie lange, ist ungewiss.

Mit einem offenen Brief von Pächter Wolfgang Zamazal an die Ortsgruppe Baden des Gebirgsvereins war der Streit Anfang Mai eskaliert. Der Verein ist Eigentümer der Schutzhütte. "Jahrelang ist er seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen", meint Zamazal. Notwendige Arbeiten seien unterlassen worden, er selbst habe 60.000 Euro investiert, um eine behördliche Sperre zu vermeiden. Vom Verein geforderte Pachtrückstände sieht er als berechtigte Zinsminderung.

Wenige Wochen nach dem Brief kündigte der Verein den Pachtvertrag – die Räumungsklage folgte. In der ersten Tagsatzung einigte man sich darauf, dass Zamazal die Hütte bis 20. August räumen muss.

Trauriges Bild

Drei Wochen vor dem Termin bietet die Hütte ein trauriges Bild: Desolate Bänke auf der Terrasse, die Küche nicht vorhanden, Schank und Stühle für den Abtransport bereit. "Dauerhaft geschlossen" heißt es auf der von Zamazal betriebenen Homepage. "Wie soll hier auf absehbare Zeit etwas möglich sein?", fragt er, "es wird sehr lange dauern und viel Geld kosten."

Die Vertreter des Vereins wollen sich erst am 20. August ein Bild machen. "Vorher dürfen wir auch gar nicht rein", meint Vorstandsmitglied Fred-Helmuth Brandstätter. Zumindest einen Notbetrieb will man aber so schnell wie möglich wieder etablieren.

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