Autostoppen mit App statt Daumen

Philipp Mayer (li.) und Thomas Scherner haben die App "Friendlyride" entwickelt.
Mini-Programme und soziale Netzwerke helfen, um alternativ und günstig reisen zu können.

Daumen hoch am Straßenrand, um günstig von A nach B zu kommen, war gestern. Im Zeitalter digitaler Medien hat sich das klassische Autostoppen verändert und ist mithilfe von sozialen Netzwerken oder Mini-Programmen am Smartphone (Apps) mittlerweile ein ähnlich komfortables und planbares Verkehrsmittel wie Autobus und Bahn. International sind Mitfahrgelegenheitsportale wie "BlaBlaCar" oder "Flinc" weit verbreitete Systeme, in NÖ sind solche und ähnliche Dienste – wie auch die von Kremser HTL-Schülern entwickelte App "Friendlyride" – auf dem Vormarsch.

Knapp 500.000 Niederösterreicher – fast ein Drittel der Bewohner – pendeln täglich zum Arbeitsplatz oder zur Uni. Wenn das Budget für Öffis knapp ist, greifen Betroffene gerne auf Alternativen zurück. Das Prinzip von Mitfahrgelegenheitsportalen ist simpel: Autofahrer können via Web oder App Fahrten von A nach B und freie Sitzplätze anbieten. Diese können dort gebucht werden. Unter den Reisenden werden die Fahrtkosten schließlich aufgeteilt. Schon 25 Millionen Menschen nutzen europaweit die Mitfahr-Community "BlaBlaCar". "Derzeit sind bei uns 1400 Fahrten ab Wien eingestellt", erklärt Marei Martens von "BlaBlaCar".

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Autostoppen mit App statt Daumen
Friendlyride, HONORARFREI
Auch die beiden Kremser HTL-Maturanten Philipp Mayer und Thomas Scherner waren unter dem Motto "Not macht erfinderisch" kreativ. Sie haben aufgrund eigener Pendlerprobleme "Friendlyride" entwickelt, um ein Instrument zum Organisieren von Mitfahrten verfügbar zu haben. Um es nutzen zu können, braucht man ein Smartphone (iPhone oder Android) und ein Facebook-Konto. "Sobald man eingeloggt ist, kann man Strecken und freie Sitzplätze anlegen", erklärt Mayer. Ersichtlich und buchbar sind aber nur Fahrten, die von eigenen Facebook-Freunden angeboten werden. "Damit wollen wir sicherstellen, dass der Autofahrer seriös ist", erklärt Scherner. Wenn das Auto voll besetzt ist, werden keine Sitze mehr angezeigt.

Praktisch sind auch Facebook-Gruppen wie "Waldviertler Fahrgemeinschaften" oder "Wochenendpendler Wien-Waldviertel", in denen Mitglieder vernetzt sind und sich untereinander helfen. Ein Beispiel: "Fährt jemand von Zwettl oder Groß Gerungs nach Wien und könnte mich mitnehmen?" Wer ein Angebot hat oder einen Sitzplatz annehmen will, braucht nur eine Antwort hinzufügen. Die Erfahrungen sind positiv. "Bis dato konnte ich einige Leute mit nach Wien oder ins Waldviertel bringen. Oft kommen halt kurzfristige Absagen oder Last-Minute-Anfragen. Hier kommt es auf die Spontanität des Fahrers an", sagt Christoph Jindra, der privat Fahrten anbietet.

Immer attraktiver

Verkehrsexperten sind überzeugt, dass diese Form der Vernetzung Zukunft hat. "Solche Fahrbörsen werden immer attraktiver. Sie sind eine günstige Möglichkeit, um beispielsweise zwischen großen Städten pendeln zu können", sagt ÖAMTC-Expertin Anna Vardai. Sie meint, dass solche Systeme in Ballungsräumen besser funktionieren als auf dem Land. "In größeren Städten sind die Nutzerzahlen höher. Daher lässt sich für bestimmte Strecken schneller und einfacher eine Mitfahrgelegenheit finden", sagt Vardai. Zwar seien Mitfahrbörsen auf dem Land wertvolle Zusatzdienste, allerdings seien Aktive vor Ort nötig, um das System am Leben halten zu können.

Was die Sicherheit angeht, schafft Autostoppen via Web oder App mehr Vertrauen, meint Vardai: Denn jeder Fahrer müsse registriert sein und seine Daten wie beispielsweise Profilbild, Name, Auto und meist auch Kennzeichen angeben.

Apps und Portale

„Friendlyride.at“ ist ein Fahrdienst, der kostenlos in App-Stores zur Verfügung steht und auf iPhones und Android-Smartphones installiert werden kann.

„Weasy.at“ (W4eventeasy) ist eine neue Smartphone-App, mit der sich Fahrgemeinschaften im Waldviertel bilden sollen, um simpel zu Veranstaltungen kommen zu können.

Blablacar.de“ hat unter „.at“ einen eigenen Ableger in Österreich und ist Europas größter Anbieter, der mehr als vier Millionen Fahrten gelistet hat.

„Flinc.org“ will nicht den öffentlichen Nahverkehr ersetzen, sondern eine Ergänzung sein. Private Autos werden so für Mitfahrer öffentlich gemacht.

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