Angeblicher Dschihadist als Flüchtlingshelfer

Angeblicher Dschihadist als Flüchtlingshelfer
Festgenommener Asylwerber will nicht als Kämpfer, sondern in barmherziger Mission nach Syrien gereist sein.

Der vor einer Woche in Heidenreichstein, NÖ, verhaftete mutmaßliche Dschihadist Magomed Z. wird den Kremser Richter bei der Haftverhandlung kommenden Dienstag mit folgender Geschichte überraschen: Er war zwei Mal ins Kampfgebiet nach Syrien gereist, um sich dort als Flüchtlingshelfer anzubieten.

Diesen Dienst kann man auch mit mehr als 15 Dioptrien leisten, während an einen IS-Kämpfer wohl andere Anforderungen gestellt werden.

Vermisstensuche

Angeblicher Dschihadist als Flüchtlingshelfer
Der Wiener Strafverteidiger des 29-jährigen Tschetschenen, Wolfgang Blaschitz, hatte Gelegenheit für eine längere Unterredung mit seinem Mandanten in der Kremser U-Haft. Magomed Z. erzählte ihm, dass er bei seiner ersten Reise nach Syrien den vermissten Sohn einer Bekannten suchen sollte. Diese befürchtete, dass der Bursche tot sein könnte, was sich zum Glück nicht bewahrheitete. Magomed Z. will den Sohn der Frau gefunden und ihm über die Türkei zurück nach Tschetschenien geholfen haben.

Bei seinem zweiten Syrien-Besuch habe er Flüchtlingen im Grenzgebiet helfen wollen. Jemand habe ihm ein Gewehr zur Selbstverteidigung in die Hand gedrückt, das er gleich wieder zurückgegeben habe. Zuvor wurde der 29-Jährige mit der Waffe in der Hand fotografiert und dieses Bild der Exekutive in Österreich zugespielt. Als Magomed Z. in Heidenreichstein wieder eingereist sei, wurde er auf dem Foto erkannt und festgenommen.

Der Staatsanwalt verdächtigt ihn, er habe nach Syrien ausreisen und dort für den Dschihad kämpfen wollen. Auch abgefangene Handy-Nachrichten an Freunde in Syrien würden das belegen, in denen Z. mitteilt, er werde zurückkehren.

Das erklärt der U-Häftling damit, dass er sich von den Freunden Geld für die Rückfahrt ausgeborgt habe und sie im Glauben lassen wollte, er werde wiederkommen und seine Schulden begleichen.

Magomad Z., der sich seit 8. Dezember 2013 als Asylwerber in Österreich aufhielt, leidet laut Anwalt Blaschitz von Kindheit an unter einer Augenerkrankung. Er habe mehr als 15 Dioptrien "und sieht ohne Brille keinen Meter weit. Wie soll er da kämpfen?"

Am Montag steht die Einvernahme beim Staatsanwalt bevor, am Dienstag wird über die Dauer der U-Haft entschieden. Blaschitz vertritt unabhängig von dem Fall einen weiteren mutmaßlichen Dschihadisten, der gemeinsam mit acht anderen festgenommen worden war. Auch für diesen Mandanten hat der Anwalt eine griffige Verteidigung parat: "Der hat 150 Kilo, so einer will doch nicht nach Syrien in den Kampf."

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