"Möchte endlich wieder Himmel sehen"

Der große Haselnussbaum direkt vor dem Fenster versperrt Helmut Stecker die Sicht auf Himmel und Sonne.
Pensionist möchte Baum vor dem Fenster fällen lassen. Wohnbaugesellschaft muss zuerst alle Bewohner befragen.

Seit Jahrzehnten wächst vor Helmut Steckers Fenster, in der Maria Enzersdorfer Südstadt, ein Haselnussbaum. Zu Beginn noch ignoriert, verdeckt der Baum mittlerweile die Aussicht. "Mir wird die Sonne genommen", sagt sich der Pensionist.

Im Frühjahr musste dem 84-Jährigen das linke Bein amputiert werden. Seither fährt er im Rollstuhl von Zimmer zu Zimmer. Und ist in seiner Wohnung quasi "gefangen". "Seit ich nicht mehr rauskomme, ist für mich die Sonne untergegangen."

Eigentlich hätte der Haselnussbaum vor einigen Jahren entfernt werden sollen. Damals wurde jedoch darauf vergessen. Die privaten Bemühungen, dies nachzuholen, scheiterten. Deshalb hat sich Helmut Strecker zum wiederholten Male an die Wohnbaugesellschaft Austria AG gewandt.

Gesetz verpflichtet

Seitens des Unternehmens wird nun eine Befragung unter allen 40 Parteien durchgeführt. "Der Baum steht auf allgemeinem Grund", erklärt Liegenschaftsverwalter Alexander Lackner von Austria AG. Deshalb sei man laut Wohnungseigentumsgesetz dazu verpflichtet.

Die Mehrheit der Bewohner muss also einer Rodung zustimmen. Bis Mittwoch sollen die Antworten zurückgeschickt werden. Der Haken: Wird die Antwort nicht zurückgeschickt bzw. ignoriert, wird dies automatisch mit einer Ablehnung gleichgesetzt. "Wir brauchen eine positive Zustimmung", erklärt Lackner.

Nicht betroffen

"Die Mehrheit ist davon gar nicht betroffen", meint Stecker. Deshalb glaubt er, dass der Großteil sein Anliegen ignorieren wird. Laut Lackner habe man die Bewohner jedenfalls auf die Bettlägerigkeit und somit auf rege Beteiligung hingewiesen.

Nächste Woche soll das Ergebnis feststehen. Dem Pensionisten bleibt bis dahin die Hoffnung, sein großer Wunsch: "Ich möchte endlich wieder den Himmel sehen."

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