Gymnasien sind ein Dauerbrenner

In die AHS Neusiedl wollen auch Schüler aus anderen Bezirken, aus NÖ und der Slowakei gehen - eine logistische Herausforderung
Stabiler Zugang zu AHS, in der Neuen Mittelschule minus 9 Prozent bei Neuanmeldungen.

Das Gymnasium Neusiedl am See feiert im Herbst das 50-Jahr-Jubiläum. Jubeln darf die einzige AHS im flächenmäßig größten und bevölkerungsreichsten Bezirk des Landes, die vor einigen Jahren um 10 Millionen Euro umfassend erneuert wurde, aber schon jetzt: Die Schule mit rund 950 Schülern und 100 Lehrern ist "über den Bezirk hinaus attraktiv", weiß Direktor Walter Roth. Weil Kinder aus dem Bezirk Eisenstadt-Umgebung ebenso nach Neusiedl drängen wie Schüler aus dem benachbarten Niederösterreich (obwohl es in Bruck auch eine AHS gibt) und aus der Slowakei, haben sich Schule und Schulgemeinschaftsausschuss in Absprache mit dem Landesschulrat auf ein klares Aufnahme-Prozedere verständigt.

Für alle gilt: Im Abschlusszeugnis der Volksschule muss bei Deutsch und Mathematik "sehr gut" oder "gut" stehen. Darüber hinaus haben Kinder aus dem Bezirk Neusiedl/See Vorrang. Dennoch sind fürs kommende Schuljahr mehr als 200 Kinder angemeldet, 30 bis 40 mehr als im Herbst 2014. Direktor Roth muss ob dieses Ansturms sein ganzes organisatorisches Geschick aufbieten und die Klassenschülerhöchstzahl von 25 Kindern auf voraussichtlich 28 hinaufsetzen, um mit sieben ersten Klassen das Auslangen zu finden – "um Abweisungen zu vermeiden" wären laut § 43 des Schulorganisationsgesetzes bis 30 Kinder zulässig.

Stabil bis steigend

Ist die AHS Neusiedl ein Ausnahmefall? Ja und nein. Zwar profitiert der Schulstandort unbestritten auch vom überproportionalen Wachstum der Region im Norden des Bezirks – auch die Neue Mittelschule Neusiedl hat mit 330 Schülern um 40 mehr als vor fünf Jahren, merkt Direktor Nikolaus Dinhof an – aber was für das Gymnasium Neusiedl gilt, trifft in abgeschwächter Form auch auf die sieben anderen AHS mit Unter- und Oberstufe zu, im Norden mehr als im Süden.

Die Schülerzahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren stabil bis steigend. Das ergab ein Rundruf des KURIER in Eisenstadt (Kurzwiese und Wolfgarten), Mattersburg, Oberpullendorf, Oberschützen (BG+BRG sowie Evangelisches Realgymnasium) und Oberwart. Einzig das Zweisprachige Gymnasium Oberwart muss wohl leichte Einbußen hinnehmen. Und die Kurzwiese, mit 1060 Schülern und 120 Lehrern die größte AHS, hat sich nach einem extremen Run im Vorjahr und neun ersten Klassen wieder auf die üblichen 180 Neuanmeldungen eingependelt. In Summe liegen laut Landesschulrat für den Herbst für alle 1. Gymnasialklassen im Land 896 Anmeldungen vor, im Vorjahr waren es 913. Das entspricht einem Minus von knapp zwei Prozent. In den 40 Neuen Mittelschulen macht der Rückgang hingegen neun Prozent aus, für den Herbst sind 1616 Erstklässler vorgemerkt, im Vorjahr waren es noch 1775 (siehe Bericht unten).

Rote Bildungspolitik in Bund und Land wollte über die Neue Mittelschule (NMS), die das Burgenland als erstes Bundesland flächendeckend umgesetzt hat, zur gemeinsamen Schule aller 10- bis 14-Jährigen kommen. Offenbar wollen viele Eltern und Schüler nicht über diese Brücke gehen, wie der Zug in die Gymnasien nahelegt (siehe Bericht oben). Landesschulratspräsident Heinz Josef Zitz hält am Fernziel einer gemeinsamen Schule samt "innerer Differenzierung" fest. Die gemeinsame Schule könne ja auch "Gymnasium für alle" heißen, hatte er bei seinem Amtsantritt zum KURIER gesagt.

Erst Anfang März hatte ein bundesweiter Evaluierungsbericht zu Tage gefördert, dass die Qualität in NMS im Schnitt nicht über der vergleichbarer Hauptschulen liege. Ob das Burgenland gesondert ausgewertet wird, ist noch offen. Fix ist, dass es wegen Schülermangels ab Herbst eine NMS weniger gibt, Bernstein wird eine Expositur von Lockenhaus. Möglich, dass auch Neuhaus/Klausenbach Außenstelle von Rudersdorf wird.

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