Staatsanwaltschaft hat Weinbaubetrieb von VP-Jungpolitiker im Visier

Erntehelfer sollen im Weinbaubetrieb von Stefan Kast zu gering entlohnt worden sein. Der Jungpolitiker und Bundesobmann der Jungbauern wehrt sich gegen die Vorwürfe
Dass Erntehelfer viel zu wenig Lohn erhielten, sei „unrichtig“, sagt Anwalt von Stefan Kast.

Stefan Kast ist ein vielbeschäftigter Mann. Hauptberuflich ist der Neusiedler Büroleiter von Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld. Daneben ist er Vizepräsident des österreichischen Bauernbundes und Bundesobmann der Jungbauern. Und nicht wenige sagen dem 31-jährigen ÖVP-Stadtparteichef voraus, dass er dereinst Kurt Lentsch auf dem Bürgermeistersessel von Neusied/See nachfolgt.

Jetzt droht dem umtriebigen Nachwuchspolitiker, der bei der Landtagswahl in seinem Heimatbezirk auf Platz 3 kandidiert, aber Ungemach aus seiner liebsten Nebenbeschäftigung. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt ermittelt wegen des Verdachts von Unregelmäßigkeiten bei der Lohnverrechnung. „Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen“, sagt der leitende Staatsanwalt Johann Fuchs auf KURIER-Anfrage.

Ins Rollen gekommen ist die Causa offenbar nach einer Überprüfung von Kasts Weinbaubetrieb durch die Land- und Forstwirtschaftsinspektion des Amtes der Landesregierung Ende Oktober des Vorjahres. Den Prüfern waren extrem niedrige Löhne für acht Dienstnehmer aus Ungarn aufgefallen, „z.B. 18,25 Euro brutto für acht Stunden Arbeit, was einen Stundenlohn von 2,29 Euro ergibt“. Zudem habe Kast „keinerlei Belege (...) vorweisen können, wo, wann, wie, wie oft, ob überhaupt und welche Beträge als Lohn ausbezahlt wurden“, heißt es in der Sachverhaltsdarstellung. Dadurch bestehe Grund zur Annahme, dass sich Kast „durch die Schädigung von Dienstnehmern, Sozialversicherung und anderen Abgabenbehörden über mehrere Jahre (...) eine fortlaufende Einnahme verschafft hat“.

Als Draufgabe stellte die Behörde noch Verstöße gegen die Landarbeitsordnung fest, die bei der Bezirkshauptmannschaft Neusiedl nach dem Verwaltungsstrafrecht angezeigt wurden. Dort will man „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ nichts dazu sagen, wie Bezirkshauptmann Martin Huber mitteilt.

„Unrichtig“

Kast, der in seinem Hauptberuf im Büro des Agrarlandesrates just für Personal- und Budgetangelegenheiten zuständig ist, wehrt sich gegen die Vorwürfe, von denen er laut eigener Aussage erst durch den KURIER erfährt: „Ich falle aus allen Wolken.“
Sein Wiener Anwalt Peter Paul Wolf wird konkret: „Der Vorwurf der Unterentlohnung ist definitiv unrichtig.“ Auch die anderen Vorwürfe werden zurückgewiesen. Zudem sei niemand geschädigt worden, weder Sozialversicherung noch Dienstnehmer. Für nähere Details müsse man die Rückkehr des Steuerberaters – die Kanzlei von Kurt Lentsch – abwarten, der auf Urlaub weile. Was den Anwalt wundert: Die Sachverhaltsdarstellung sei vor fast drei Monaten eingebracht, Kast aber nicht ein einziges Mal einvernommen worden. Wolf: „Warum?“

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