"Schwarz-Grün-Pink wäre sexy"

Neos-Spitzenkandidat Christian Schreiter hat sich aus seiner Werbeagentur verabschiedet und widmet sich ganz der "Mission Landtag"
Nach Vorarlberg will die Partei am 31. Mai auch im Burgenland den Einzug in den Landtag schaffen.

Neos-Spitzenkandidat Christian Schreiter erklärt, warum er trotz schlechter Umfragen optimistisch bleibt, was seine Lieblingskoalition wäre und wie sein Plan B aussieht, wenn die Partei an der Vier-Prozent-Hürde scheitert.

KURIER:Sie haben die Neos vor Monaten zwischen 0 und sechs Prozent gesehen. Und jetzt: Näher bei null oder sechs?Christian Schreiter: Zwischen drei und fünf Prozent. Die jüngste SP-Umfrage sah uns bei 3,3 Prozent, das wären etwa 6000 Stimmen, fehlen noch 1500. Der Einzug wird schwer, ist aber machbar.

Wer soll die Neos wählen?Engagierte Bürger, die aufrecht durchs Land gehen. Unser Potenzial liegt bei 20.000 Wählern, das wollen wir so weit wie möglich ausschöpfen. Es gibt eine Sehnsucht, dass nicht mehr alles von fürstlichen rot-schwarzen Gnaden abhängt. Das zeigen auch viele Bürgerinitiativen und Listen, denen wollen wir eine Stimme geben.

Die Konkurrenz ist groß, gegen Parteibuchwirtschaft und für Transparenz und Bürgerbeteiligung sind auch Grüne und LBL.Das sagt sich leicht, aber wir leben die Transparenz und binden Bürger bei Listenerstellung und Programmarbeit ein. Bei der LBL entscheiden diese Fragen vermutlich zwei Leute.

LBL und Team Stronach kooperieren, auch Neos waren eingeladen. Warum klappte es nicht?Thematisch gibt es wenig Überschneidungen, wir wollen kein Bundesheer an der Grenze. Auch der Stil war mir fremd. Manfred Kölly (LBL-Chef, Anm.) hat mir im Jänner 2014 die Kooperation vorgeschlagen. Ich wollte monatliche Treffen, um auszuloten, ob‘s funktioniert. Köllys Antwort: Wir sollten nicht blöd reden, sondern zusammengehen. Kein guter Start.

ÖVP und Grüne müssten Ihnen viel näher sein, Sie waren bei JVP und bei Grüner Wirtschaft.Man kann mit allen Parteien unterschiedliche Dinge umsetzen, auch mit der FPÖ – eine Koalition schließe ich aber aus. Die größte Nähe sehe ich zu den Grünen. Die Grüne Wirtschaft hat in Sachen ökosoziale Marktwirtschaft mehr geleistet als die ÖVP, leider ist das nie bei den Grünen selbst angekommen. Programmatisch gibt es eher Überschneidungen mit Schwarz und Grün.

Mit wem würden Sie koalieren?Alles, was das Land weiterbringt, ist eine Option.

Schwarz-Grün-Pink?Das wäre sexy, aus unserer Sicht am schönsten.

Und mit der SPÖ? Wäre genauso schön, aber Rot-Pink wird schon deshalb nicht gehen, weil der Landeshauptmann gesagt hat, wer nicht für Grenzkontrollen ist, ist kein Partner. Ich bin überzeugt, dass Rot und Schwarz sich gar nicht trennen können. Sie haben das Land aufgeteilt, es gibt alles doppelt. Sie werden so lange zusammenpicken, bis sie keine Mehrheit mehr haben.

Wo orten Sie Stillstand?40 Prozent der Burgenländer müssen auspendeln. Da ist in den vergangenen Jahrzehnten nichts passiert. Es braucht innovative Unternehmen, dafür fehlen oft die Grundlagen. Ich kenne einen Unternehmer im Mittelburgenland, der in Wien ein zweites Büro unterhalten muss, weil er nur dort schnelles Internet hat. Das ist irre.

Sie beklagen auch den Kompetenzmangel auf Landesebene.Entweder man stärkt die Bundesländer, etwa durch Steuerhoheit, oder man braucht sie in dieser Form nicht mehr und ersetzt sie durch größere Einheiten.

Das Burgenland abschaffen?Nein, als Region würde das Land natürlich bleiben, aber ein eigener Landtag wäre nicht zwingend nötig.

Sie haften für einen Teil des Wahlkampfbudgets. Droht der Privatkonkurs, wenn die Neos den Einzug verpassen?Nein, aber ich leide schon, meine Rücklagen gehen zu Ende. Aber wir haben ja mit 100.000 Euro ein kleines Wahlkampfbudget, da sind wir abgesichert.

JVP, Grüne Wirtschaft, Neos – was kommt danach? Die Neos sind definitiv meine letzte Station.

Sie haben Ihre Werbeagentur verlassen, was ist der Plan B, wenn die Wahl schiefgeht?Zwei Wochen wandern, dann suche ich mir einen Job, ich bin Datentechniker. Dann sollte es halt nicht sein, aber ich muss mir nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben, da bin ich Missionar.

Der 42-jährige Neos-Landeschef kommt aus Neudörfl, hart an der Grenze zu NÖ. "Ich bin nie aus Neudörfl herausgekommen", sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Gemeinde liege ideal – auch für Ausflüge zu Rax und Schneeberg, wo der verheiratete Vater zweier Kinder (12 und 14 Jahre) gern klettert. Bei Nationalrats- und EU-Wahl erreichten die Neos in Neudörfl übrigens deutlich bessere Ergebnisse als landesweit.

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