Polizist verlangte Sex statt Strafe

Polizist verlangte Sex statt Strafe
Kriminalbeamter aus dem Burgenland soll Prostituierte im Bordell missbraucht haben

Ein Polizist, der im Burgenland jahrelang als Ermittler im Rotlichtmilieu eingesetzt war, muss sich am Dienstag in Eisenstadt vor Gericht verantworten. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirft dem 49-Jährigen Amtsmissbrauch sowie geschlechtliche Nötigung vor. Unter anderem soll der Beamte bei privaten "Kontrollen" in Bars eine Prostituierte im Intimbereich berührt und 50 Euro "Sicherheitsleistung" verlangt haben. Der seit zwei Jahren suspendierte Ermittler, der von mehreren Frauen belastet wird, beteuerte vor Gericht seine Unschuld.

Der Beschuldigte sei im Zuge seines Dienstes unter anderem als "Rotlichtbeauftragter" für Kontrollen in Etablissements tätig gewesen, erläuterte der Staatsanwalt. Dabei wurde überprüft, ob sich die Prostituierten regelmäßig den vorgeschriebenen Gesundenuntersuchungen und Bluttests unterziehen und ob sie ordnungsgemäß gemeldet seien. Solche Kontrollen dürften immer nur durch zumindest zwei Beamte erfolgen.


Frauen berührt

Im Frühjahr 2009 soll der 49-Jährige privat allein eine Bar außerhalb der Öffnungszeiten besucht und dabei erklärt haben, dass er eine Kontrolle durchführe. Von einer der Prostituierten, bei der er einen "Mangel" bei der Gesundenuntersuchung feststellte, habe der Beamte 50 Euro als Sicherheitsleistung verlangt, so der Ankläger. Als die Frau sagte, dass sie das Geld nicht hätte, soll der Ermittler sich bereiterklärt haben, von der Sicherheitsleistung Abstand zu nehmen, "wenn er sie begrapschen könne".

Der 49-Jährige habe die Frau schließlich an der Brust berührt und sie auch auf die Brust geküsst. In einem anderen Fall soll der Beschuldigte eine Prostituierte im Intimbereich berührt haben, bis es der Frau "zu viel" geworden sei und sie gesagt habe, sie wolle lieber die 50 Euro zahlen. Daraufhin habe er von ihr abgelassen und sei weggegangen. Die angeklagten Delikte seien nur "die Spitze des Eisberges", meinte der Staatsanwalt. Es sei jedoch aufgrund der hohen Fluktuation in den Etablissements schwierig gewesen, Zeugen auszuforschen.

Der Verteidiger des Ermittlers verwies auf "erhebliche Widersprüche", die bei den Aussagen der Zeuginnen bestünden: "Von einer Lage, so wie sie die Staatsanwaltschaft hier darstellt, kann überhaupt nicht die Rede sein."

"Rachegelüste in der Rotlichtszene"

"Ich bekenne mich nicht schuldig", erklärte der 49-Jährige vor Gericht. Vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Wolfgang Rauter) beschrieb der Ermittler seinen Werdegang: Er sei seit 29 Jahren im Polizeidienst tätig und mehrfach aufgrund von Ermittlungserfolgen ausgezeichnet worden. Dass er nun von mehreren Prostituierten belastet wird, führte der Beamte auf Rachegelüste der Rotlichtszene zurück: "Vorwürfe kommen nur von diesen Lokalen, wo sich die Betreiber am meisten über die Häufigkeit der Kontrollen beschwert haben", schilderte der Ermittler.

"Die Kontrollen waren eine dienstliche Vorgabe", rund ein halbes Dutzend Lokale waren monatlich zu überprüfen, erläuterte der Ermittler. An den Kontrollen, die meist nach 21.00 Uhr stattgefunden hätten, seien immer zwei Beamte beteiligt gewesen. Alle Prostituierten wurden namentlich mit den Daten ihrer Kontrollkarte erfasst. Sämtliche Überprüfungen seien dokumentiert worden.

Auf die Frage, ob er jemals mit Betreibern von Etablissements oder den Prostituierten gröbere Konflikte gehabt hätte, meinte der Beschuldigte: "Mit manchen sehr wohl." Wegen seiner langjährigen Tätigkeit gelte er in den Augen der Betreiber als "der personifizierte Rotlicht-Beamte": "Das wurde mir immer vorgeworfen bei der Kontrolle." Einer habe ihm vorgehalten: "Du sekkierst meine Madln", ihm würden die Prostituierten wegen häufiger Überprüfungen davonrennen.

Sechs belastende Zeugenaussagen

Er habe aufgrund seiner Erfahrung auch gewusst, wann er bei einer Kontrolle auch in anderen Räumlichkeiten nachschauen musste: "Das war für die Betreiber, wie wenn wir da eine imaginäre Grenze überschritten hätten."

Privat habe er keine der Bars besucht, sagte der Beamte. Er sei keiner, der abends weggehe. Außerdem hätte sich so ein Besuch auch nicht mit dem Dienstlichen vereinbaren lassen. Es gebe sechs Zeugenaussagen, die belastend seien, hielt ihm der Richter vor: "Die sagen, Sie haben sich nicht so verhalten, wie man es tun sollte." Dem stünden zwei entlastende Aussagen gegenüber.

Zwei Frauen hätten ihre Aussagen überhaupt gemacht, nachdem sie dem Milieu den Rücken gekehrt hätten. "Da müsste der Zorn auf Sie schon sehr stark sein. Die Motivation verstehe ich speziell bei diesen Zeuginnen nicht", meinte der Richter.

"Die Prostituierten waren die Leidtragenden dieser Kontrollen", sagte der Ermittler. Allein die erforderlichen Untersuchungen würden eine Frau im Monat um die 450 Euro kosten: "Dass die Prostituierten auf mich nicht gut zu sprechen waren, ist selbstredend."

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