Patientendaten in Mülltonne
Von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen über Laborbefunde bis zu Überweisungen ist alles dabei – inklusive Namen und Anschrift der Patienten, ärztlichen Diagnosen und handschriftlichen Anmerkungen: 20 höchst private und hochsensible Zettel wurden dem KURIER zugespielt. Laut Absender des brisanten Konvoluts wurden sie neben der Außenstelle der burgenländischen Gebietskrankenkasse (BGKK) in Neusiedl/See gefunden. „Weit mehr kann man täglich in der Mülltonne neben der Krankenkasse in Neusiedl finden“, steht auf dem „Beipackzettel“ im A4-Kuvert.
Der vom KURIER damit konfrontierte BGKK-Dienststellenleiter Josef Wüger ist „überrascht“, er könne sich nicht erklären, wie die vertraulichen Schriftstücke im Hausmüll gelandet seien, es müsse ein „Einzelfall“ sein. Grundsätzlich „macht die Reinigungskraft die Entsorgung“, sagt Wüger. Er habe die Unterlagen sicher nicht weggeworfen und würde sehr auf Datenschutz achten. Mit ihm arbeite nur noch ein Kollege in der Dienststelle, der viel im Außendienst unterwegs sei, so der Leiter der Außenstelle.
BGKK-Direktor Christian Moder schäumt: „Das ist hirnlos“. Die Gebietskrankenkasse habe ein Entsorgungssystem, bei dem an sich „nichts passieren sollte“. So wie die Mitarbeiter in der Eisenstädter Zentrale bekämen auch Außenstellen spezielle Papiersäcke für alle datenschutzrelevanten Unterlagen. Die vollen Säcke würden verplombt und in der BGKK-Zentrale zwischengelagert. „Da schaut niemand mehr rein“, versichert Moder. Abnehmer ist ein Unternehmen, das Windeln oder Wundauflagen für die Medizin herstellt. Dort wird der papierene Abfall wieder zu Zellstoff verarbeitet – ein perfekter Kreislauf also...
Warum der in Neusiedl offenbar nicht eingehalten wurde, kann sich Moder nicht erklären. „Ich hoffe wirklich, dass es ein Einzelfall war, vielleicht aufgrund des Übergangs“. Übergang? Man habe die Unterlagen früher zerschnipselt und nach einem Defekt der Maschine erst seit relativ kurzer Zeit das neue Entsorgungssystem in Gebrauch. Der BGKK-Chef kündigt jedenfalls „dienstrechtliche Konsequenzen“ für allenfalls betroffene Mitarbeiter an und wird neuerlich alle Dienststellen anweisen, wie mit sensiblen Unterlagen umzugehen ist.
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