Nur knapp am Tod vorbei

Jürgen Holzinger mit dem Schattendorfer Orthopädietechniker Thomas Moser vom Weißen Hof. Mehrere Monate muss der ehemalige Regionalliga-Spieler dort therapiert werden
Video von seiner zweijährigen Tochter weckte Jürgen Holzinger aus Koma.

Seit 20. Jänner dieses Jahres wird der 33-jährige ehemalige Regionalliga-Kicker und Marketing-Mitarbeiter bei Raiffeisen Burgenland, Jürgen Holzinger, im Weißer Hof in Klosterneuburg therapiert. Ihm wurde in einem Wiener Spital zuerst das linke und eine Woche später das rechte Bein oberhalb des Knies amputiert. Wie lange die Therapie noch dauern wird, das kann Holzinger noch nicht sagen. "Aber ich geh’ von sechs bis sieben Monaten aus." Es könnte aber auch noch länger sein.

Die Geschichte beginnt bereits im Jahre 2001. Bei dem damals 19-Jährigen wurde Hodenkrebs diagnostiziert. Der Schock saß tief. "Aber ich konnte gut damit umgehen. Vor allem erhielt ich große Unterstützung von meinen Eltern und meiner Frau." Die Chemo sprang gut an. Ein Jahr später begann Holzinger wieder zu kicken, beim Regionalligaverein Baumgarten. Die Welt schien in Ordnung zu sein.

In den vergangenen Jahren war Jürgen Holzinger stets unter medizinischer Beobachtung. Es habe keine Anzeichen "von einer Rückkehr des Tumors gegeben." Bis vor zwei Jahren als "Überbleibseln der Metastasen im Brustbereich festgestellt wurden".

Holzinger fasste den Entschluss, sich in einem Wiener Spital operieren zu lassen. "Und dann hat das Unheil seinen Lauf genommen", erzählt er. Mehr kann er im Moment dazu nicht sagen. Der Fall liegt aktuell bei der Patientenanwaltschaft.

Totales Nierenversagen

Jürgen Holzinger lag nach der Operation zwei Wochen im Koma, hatte totales Nierenversagen. Seiner Frau und Familie wurde gesagt, dass sie mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Nach dem zwölften Tag "hab’ ich ein bisserl zum Blinzeln angefangen, nachdem meine Frau mir ein Video meiner zwei-jährigen Tochter vorgespielt hat. Das hab’ ich mitbekommen und bin aufgewacht."

Nach der Operation im Brustbereich wurde er in ein anderes Wiener Spital gebracht, wo ihm dann beide Beine amputiert werden mussten. Er spürt sie heute noch. "Es gibt gute und schlechte Tage. Ich spür’ jeden Wetterumsturz, diese Phantomschmerzen sind kaum auszuhalten." Für einen Fußballer sei es eine Katastrophe, beide Beine zu verlieren, "doch ich liebe diesen Sport nach wie vor".

Albträume, Todesängste oder Vorstellungen, dass ihn jemand umbringen will, sind noch immer da. Er dachte an Selbstmord, "nicht nur einmal". Doch die psychologische Betreuung helfe ihm sehr. Und vor allem die Familie gibt ihm Kraft.

Die besten Tage verbringt Jürgen Holzinger am Wochenende in Marz bei seiner Familie. "Das baut mich wirklich auf. Das ist ein Riesenantrieb."

Mit der Homepage www.wirfuerjuergen.at soll dem bis zuletzt aktiven Fußballer Jürgen Holzinger aus Marz geholfen werden, um seinen schweren Schicksalsschlag zumindest finanziell ein wenig zu lindern. Nach 4-monatigem Krankenhausaufenthalt befindet sich Jürgen Holzinger mittlerweile im Rehabilitationszentrum Weißer Hof in Klosterneuburg. Mit bewundernswertem Willen kämpft er sich Schritt für Schritt zurück ins Leben.
Auch im Alltag gilt es einige Barrieren zu überwinden. Unter anderem wurde im Haus – erst vor einigen Jahren erbaut – bereits ein Treppenlift beauftragt, das Badezimmer und das WC müssen adaptiert werden, ein neues, behindertengerechtes Auto muss angeschafft werden. Um die finanziellen Herausforderungen ein wenig zu lindern hat Franz Eidler, selbst begeisterter, ehemaliger Fußballer, die Homepage initiiert.
Auf dieser Homepage können ab sofort Fanartikel von namhaften österreichischen Fußballern ersteigert werden. Unter anderem werden handsignierte Trikots von David Alaba, Martin Stranzl, Andreas Ivanschitz, Christian Fuchs und viele weitere Fanartikel versteigert. Auf dem Konto AT98 3311 6000 0002 9017 lautend auf Jürgen Holzinger mit dem Verwendungszweck „Spende Jürgen Holzinger“ werden auch Spenden entgegengenommen.

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