Kritik an Betreuung von Asylwerbern

Andrea Roschek im Gespräch mit einem Asylwerber: „Hier werden Menschen durch die Gegend geschoben, die dringend Hilfe brauchen“
Die Forderung nach einem Integrationshaus für traumatisierte Flüchtlinge wird laut.

8395 Asylanträge wurden von Jänner bis Juni in Österreich gestellt. Das sind um 1,9 Prozent mehr, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die meisten Anträge wurden laut Innenministerium von Syrern und Afghanen gestellt – Kriegsgebiete, mit entsprechenden psychischen Folgen für die Flüchtlinge.

Dass die Zahl der Asylanträge steigt, merkt auch Andrea Roschek von der Pannonischen Tafel in Eisenstadt. Immer mehr Menschen wenden sich an sie, weil sie Hilfe brauchen. Denn die Erfahrungen, die Asylwerber in ihren Heimatländern gemacht haben, haben Spuren hinterlassen. "Viele sind traumatisiert und verhaltensauffällig, benötigen dringend psychologische und psychiatrische Betreuung, die sie aber in den Quartieren nicht bekommen", sagt Roschek.

Jüngster Fall: Ein 20-jähriger Mann aus Afghanistan, den Roschek in der Notschlafstelle aufnahm. Der Mann hätte in ein Quartier nach Kleinzicken fahren sollen, hatte laut Roschek aber keine Möglichkeit dorthin zu kommen, also ist er vor Pannonischen Tafel vor der Straße gestanden. "Ich musste ihm ein Dach über dem Kopf geben, wo hätte er denn hinsollen", sagt sie. "Ich habe gleich gemerkt, dass er schwer traumatisiert ist. Schließlich haben mich die Leute aus der Notschlafstelle angerufen, weil er begonnen hatte, sich mit einem Hammer selbst zu verletzen. Also habe ich ihn ins Krankenhaus Eisenstadt gebracht", erzählt Roschek. Dort sei er bereits nach wenigen Tagen wieder entlassen worden. "Also stand er wieder auf der Straße, denn in das für ihn vorgesehene Quartier nach Kleinzicken durfte ich ihn nicht bringen, weil er damals bei der Entscheidung nicht hingefahren ist. Aber wie hätte er hinfahren sollen, Auto und Geld hat er ja keines", sagt Andrea Roschek.

Wien als Vorbild

Andrea Roschek kritisiert, dass es im Burgenland keine adäquate Betreuung für traumatisierte Asylwerber gibt und fordert ein Integrationshaus, in dem diese betreut werden können.

In Wien gibt es dies bereits seit 1995. "In unserem Wohnheim sind 110 Personen mit erhöhtem Betreuungsbedarf untergebracht. Ein Team von Sozialarbeitern Psychologen bietet ihnen die notwendige Betreuung", erklärt Andrea Eraslan-Weninger, Geschäftsführerin des Integrationshauses. "Dabei arbeiten wir wenig mit Dolmetschern, denn die meisten unserer Betreuer sprechen mehrere Sprachen."

Auf KURIER-Nachfrage ob solch ein Integrationshaus auch für das Burgenland denkbar sei, antwortet Gerlinde Stern-Pauer vom Büro Landesrat Peter Rezar: "Wir arbeiten mit dem Verein Menschen.Leben zusammen, der in den Quartieren Betreuung anbietet. Eine eigene Einrichtung ist nicht nötig. Dafür braucht es gut ausgebildetes Personal, die regelmäßigen Kontakt zu Klienten haben. Dafür wäre das Einzugsgebiet zu klein."

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