Jung, weiblich und pragmatisch

Seit Kurzem an der SJ-Spitze: Silvia Czech (li.) und Caroline Pavitsits
Silvia Czech (21) und Caroline Pavitsits (18) lenken roten Nachwuchs.

Für eine Jungsozialistin mag es eine ärgerliche Dialektik sein, aber dass die 21-jährige Silvia Czech an der Spitze der Sozialistischen Jugend (SJ) steht, "verdankt" sie letztlich der ungeliebten rot-blauen Regierung.

Ihr Vorgänger Kilian Brandstätter ist Anfang Juni zurückgetreten, nachdem sein Eintreten für die Koalition bei weitem nicht alle jungen Roten überzeugt hat – immerhin hatte sich die SJ schon ein halbes Jahr vor der Wahl gegen eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen ausgesprochen. Heute sitzt der 24-jährige Golser Brandstätter als jüngster Abgeordneter im Landtag und die Mattersburgerin Czech im Keller des Eisenstädter Parteihauses, wo die SJ ihr Verbandsbüro hat.

Der Beschluss gegen Rot-Blau ist zwar weiter aufrecht, aber wirkliche Zores hat die SPÖ vom Parteinachwuchs nicht zu befürchten. Auf die Frage, ob Landeshauptmann Hans Niessl nach der mancherorts als Tabubruch qualifizierten Koalition mit der FPÖ noch der beste Parteichef sei, antwortet Czech: "Ich wüsste keinen anderen". Schließlich seien die SP-Verluste bei der Landtagswahl viel geringer als in anderen Bundesländern.

Im Verhältnis zur SPÖ, so scheint‘s, sucht Publizistik-Studentin Czech das Verbindende und bei Trennendem vermeidet sie laute Töne. Am Beispiel Flüchtlinge, bei deren Betreuung an der Grenze SJ-Mitglieder tatkräftig mitgeholfen haben, wie Czech betont: Dass die SPÖ kleine und kleinste Quartiere zur Unterbringung von Asylwerbern forciere, sei auch SJ-Position. Aber während Niessl einer klaren Trennung von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen das Wort redet, hält Czech diese Unterscheidung für "total schwierig". Zumal Kriege aus Menschen Wirtschaftsflüchtlinge machen könnten. Deren Integration am heimischen Arbeitsmarkt hält die SJ-Chefin für machbar, weil viele "gut qualifiziert" zu uns kämen. In der SPÖ ist das wohl keine Mehrheitsmeinung.

Aus anderen Gründen schwer fällt der SPÖ die Erfüllung der selbstauferlegten Frauenquote von 40 Prozent. Nur vier der 14 SPÖ-Landtagsabgeordneten sind weiblich. Czech ist hingegen "total wichtig", dass im SJ-Landesvorstand Geschlechter-Parität herrscht. Die Spitze ist überhaupt weiblich, neben Czech werkt seit Kurzem Caroline Pavitsits (18) als Landessekretärin. Die Steinbrunnerin hat Daniel Posch abgelöst.

Wenn das Schule macht.

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