Jürgen Pfeffer aus St. Andrä forscht an einer der renommiertesten US-Unis

Der Netzwerkanalytiker Jürgen Pfeffer ist in den USA auf dem Weg zu einer Karriere in der Wissenschaft
Der Seewinkler interessiert sich für Netzwerke im Internet und wie sie als Transporteur und Verstärker von Meinungen wirken

Das Internet produziert eine schier unübersehbare Datenmenge – klüger macht diese Fülle an Wissen aber nicht unbedingt. Was man selbst geahnt hat, wird in einer Studie im Fachjournal „Science“ anhand von Internet-Suchanfragen und sozialen Netzwerken erläutert.

Verfasser der international beachteten Untersuchung sind Derek Ruths und der aus Sankt Andrä im Seewinkel stammende Jürgen Pfeffer, seit 2010 Professor an der Carnegie Mellon University (CMU) in Pittsburgh. Die CMU gehört neben dem Massachusetts Institute of Technology und der Universität Stanford weltweit zu den Top-Drei-Forschungsstätten in Computerwissenschaften.

„Die Daten von Facebook, Twitter und Co. machen zwar Aktivitäten von Millionen Menschen frei Haus zugänglich, eine sinnvolle Analyse dieser Daten ist allerdings nicht so einfach“, resümiert der Netzwerkanalytiker.
Was er damit meint, erklärt Pfeffer an einem Beispiel: Google habe auf der Grundlage von Anfragen zu Grippesymptomen eine Prognose über Krankmeldungen gewagt – und daneben gegriffen. Die gehäuften Anfragen im Internet waren kein Indiz für eine Grippe-Epidemie, sondern schlicht für den Winter. Nur weil etwas gemeinsam vorkommt, könne man das eine nicht automatisch mit dem anderen erklären. Es habe ihn seit jeher interessiert, wie „Menschen interagieren und dadurch in der Gruppe Strukturen entstehen“. Pfeffer: „Ich will wissen, wie Netzwerke aussehen und sich darin Meinungen und Botschaften verbreiten.“

Von St. Andrä zog es ihn Mitte der 1990-er Jahre zum Informatik-Studium an die TU Wien. Weil er daneben viel gearbeitet hat – etwa als Unternehmensberater – schloss er das Studium „erst“ 2008 ab. Von da an verlor der Wissenschafter aber keine Zeit mehr. Nach dem Doktorat und einer Post-Doc Stelle in den USA bewarb er sich für eine Professur in Pittsburgh.
„Meine Tätigkeit ist mit einem Managerjob vergleichbar“, so der 38-Jährige. An der Uni hat der Forscher 15 bis 20 Studenten und Mitarbeiter in seinem Stab. Dazu kommen Kooperationen mit Kollegen an derzeit 25 Universitäten weltweit. „Dieses Netzwerk ist Voraussetzung für hohe Produktivität. Und daneben sollte man ab und zu noch gute Ideen haben“, schildert Pfeffer den Uni-Alltag. „Meine Herkunft hilft mir, unvoreingenommen an sehr unterschiedliche Menschen und Ideen heranzutreten“, ist der Burgenländer überzeugt, der nach wie vor österreichischer Staatsbürger ist und mit einem Arbeitsvisum in den USA lebt. Verheiratet ist er mit einer amerikanischen Physikprofessorin.

Via Skype hält er allwöchentlich Kontakt zu seinen Eltern in der alten Heimat. Das helfe ihm sehr, die wesentlichen Dinge im Leben nicht aus den Augen zu verlieren. Pfeffer: „Als Wissenschafter zu helfen, die Welt besser zu verstehen, ist das eine. Sie tatsächlich zum Besseren zu verändern, im Kleinen wie im Großen, ist viel schwieriger.“ Seit Anfang Dezember hat er einen Grund mehr dafür – da kam seine Tochter zur Welt. Deshalb verbringt er Weihnachten heuer erstmals nicht im Burgenland.

In Pittsburgh gibt‘s jetzt auch ein Netzwerk. Ganz privat.

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