Gedenken an Massaker beim Kreuzstadl

2012 fand die Eröffnung des Museums Kreuzstadl in Rechnitz statt, jedes Jahr gibt es eine Gedenkfeier
70 Jahre Kriegsende.Tagung und Gedenkfeier für alle Opfer des Südostwallbaus.

Zwangsarbeiter mussten noch im März 1945 den Südostwall errichten, der Krieg war bereits verloren, wenige Tage danach erreichte die Rote Armee Rechnitz und im Mai 1945 kapitulierte Nazi-Deutschland. Trotzdem tötete die SS nach einem Fest auf dem Schloss der Familie Batthyány, in der Nacht von 24. auf 25. März 1945, rund 180 kranke und körperlich geschwächte ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter. In der Nähe des Kreuzstadls soll die Hinrichtung stattgefunden haben, tags darauf wurden 18 weitere Zwangsarbeiter ermordet, die die anderen Leichen in einem Grab verscharren mussten.

Bis heute wurde das Massengrab nicht gefunden. Die Ereignisse von Rechnitz jähren sich heuer zum 70. Mal. Der Kreuzstadl ist heute nur mehr eine Ruine, zugleich aber Mahnmal und Gedenkstätte für die Opfer des gesamten Südostwallbaus.

Verein

1992 setzte es sich der Verein RE.F.U.G.I.U.S. (REchnitzer Flüchtlings- Und GedenkInitiative Und Stiftung") zum Ziel, den Kreuzstadl als Gedenkstätte zu etablieren. Es soll ein lebendiger Ort des Gedenkens sein, "der auch für Spätere entschlüsselbar ist, und ihnen helfen kann, die richtigen Fragen zu stellen", erklärt Vereinsobmann Paul Gulda. Seit 2012 gibt es auch ein Open Air-Museum mit Schautafeln über den Bau des Südostwalls. Ab 1943 wurden rund 35.000 ungarische Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt, jeder dritte von ihnen starb.

Diesen Samstag veranstaltet der Verein eine Tagung mit dem Thema "Und wenn der Krieg vorbei ist...? 70 Jahre Kriegsende; 70 Jahre Massaker beim Kreuzstadl". Ab 11 Uhr gibt es dazu im Offenen Haus Oberwart Fachvorträge. "Zwei Historiker, ein Pädagoge, eine Psychologin, ein Psychiater und ein engagierter Aktivist analysieren die Folgen von Gewalt und Krieg und deren spätere Neuinterpretationen", erklärt Horst Horvath vom Verein.

Am Sonntag findet in Rechnitz beim Kreuzstadl um 14 Uhr die Gedenkveranstaltung für die Opfer von Rechnitz und des Südostwallbaus statt. Hauptrednerin ist Agnes Heller, sie überlebte den Holocaust in Budapest. Die Philosophin wurde nicht nur von den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus, sondern auch vom Kommunismus geprägt.

"Erinnerungsweg"

Ebenfalls am Sonntag wird der Erinnerungsweg – Jüdisches Leben in Rechnitz – eröffnet. 1938 lebten noch 125 Juden in Rechnitz. Sie alle wurden von den Nationalsozialisten vertrieben oder deportiert. Die meisten von ihnen wurden ermordet. "Der Erinnerungsweg mit zehn Schautafeln macht Orte einstigen jüdischen Lebens für die Bevölkerung und interessierte Besucher begeh- und erfahrbar", sagt Horvath. Auch die Neue Mittelschule Rechnitz hat einen Beitrag für die Gedenkfeiern erstellt. Die Schüler präsentieren "Geschichte anhand von Lebensbildern".

www.gedenkweg.at

www.refugius.at

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