Erste Hilfe für die Haydnkirche

Die Pfarre Oberberg und das Komitee der Freunde der Haydnkirche müssen 1,2 Millionen Euro auftreiben
Regenwasser und Witterung haben dem Kalvarienberg der Kirche arg zugesetzt. Die dringendsten Sanierungsarbeiten kosten 1,2 Millionen Euro

Ein Engel ohne Flügel, die Farbe blättert ab und der Putz bröckelt, in Seitenkapellen genauso wie an der Fassade. Von weitem schaut die Berg- oder Haydnkirche in Eisenstadt prächtig aus. Kommt man näher an das Barockjuwel heran, sind die Schäden durch Wasser und Witterung aber nicht zu übersehen.

Diese Schäden, vor allem am Kalvarienberg der Kirche, sind so gravierend, dass sich Pfarre Oberberg und das Komitee "Freunde der Haydnkirche" entschlossen haben, eine Spendenaktion zu starten. Denn die 1,2 Millionen Euro, die für die dringendsten Sanierungsarbeiten notwendig sind, "kann die Pfarre Oberberg nie allein aufbringen", sagt Propstpfarrer Wilhelm Ringhofer.

Man habe bereits "großzügige Zusagen der öffentlichen Hand", wie Julius Marhold vom Komitee versichert. Der frühere Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Burgenland rechnet auch mit der Spendenbereitschaft der Pfarrmitglieder. "Aber das ist zu wenig, wir brauchen die Hilfe der Wirtschaft", macht Marhold klar.

Die Zeit drängt

Man hofft, das Ärgste in den kommenden fünf Jahren beseitigen zu können, meint Josef Posch, Landtagspräsident a.D. und Gründungsmitglied des Komitees. Begonnen werden soll so rasch wie möglich. "Damit nicht neue Schäden entstehen", betont Marhold.

Dass die Wasserschäden derart massiv sind, habe sich im Vorjahr bei einer Untersuchung durch Sachverständige herausgestellt, erläutert Propstpfarrer Ringhofer. Einerseits sei der Kalvarienberg durch seine exponierte Lage extrem der Witterung ausgesetzt, andererseits sei es zum Wassereintritt bei den Gehwegen und durch verstopfte Wasserabläufe gekommen.

Ein eigens eingerichteter Bauausschuss des Pfarrgemeinderates hat mit Experten die Schäden erfasst und in Kooperation mit Diözese und Bundesdenkmalamt ein Konzept erarbeitet, um "Sofortmaßnahmen" in Angriff zu nehmen, wie Ratsvikar Josef Bauer erläutert. In drei Etappen sollen Putz, Dach und Regenwasserkanalisation saniert sowie nach und nach alle Engels- und Steinfiguren restauriert werden.

Routine beim Sammeln

Für das Freunde-Komitee ist das Auftreiben von Spenden eigentlich schon Routine, wobei es "in Zeiten wie diesen nicht leichter wird", wie Landesrat a.D. Helmuth Vogl, ebenfalls ein Gründungsmitglied des Komitees, bedauert. Ihm und seinen Kollegen ist es gelungen, in den vergangenen 20 Jahren mehr als 1,2 Millionen Euro für die Haydnkirche aufzutreiben. Geld, das zum Beispiel für den Altarraum, die Restaurierung der Gnadenkapelle und der Holzfiguren des Kalvarienberges verwendet wurde.

Die letzte umfassende Außensanierung der Haydnkirche ist mehr als 20 Jahre her. Die Erhaltung gleiche einer Sisyphosarbeit, sagt Posch: "Alte Kulturdenkmäler brauchen immer wieder eine Auffrischung."

http://www.haydnkirche.at

Ab 1674 stand am Oberberg – damals noch ein Hügel außerhalb der Stadt – eine kleine Kapelle. 1701 ließ Fürst Paul Esterházy an dieser Stelle einen Kalvarienberg mit zehn Kapellen, 18 Altären und mehr als 200 überlebensgroßen Figuren in 20 Stationen errichten. Die Pilger sprachen damals vom „achten Weltwunder“.
Ab 1715 wurde neben dem Kalvarienberg mit dem Bau einer Wallfahrtskirche, der Bergkirche, begonnen. Diese sollte riesige Ausmaße haben. Der verwirklichte Bau (1803 geweiht) stellt eigentlich nur den Altarraum der geplanten Kirche dar.
Heute gehört das Barockjuwel, in dem sich auch Joseph Haydns Mausoleum befindet, zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Wer den Kalvarienberg besuchen will, dem bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit. Der Pfarre hat beschlossen, in der Karwoche die Besichtigung bei freiem Eintritt zu ermöglichen.

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