Ein See mit Höhe- und Tiefpunkten

Ein See mit Höhe- und Tiefpunkten
Wenig Niederschlag und Hitze haben dem Neusiedler See zugesetzt. Dennoch ist der Wasserstand gar nicht so schlecht.

So mancher Segler hat mit dem Wasserstand des Neusiedler Sees seine liebe Not, auch wenn es zuletzt teils ergiebig geregnet hat. „Es ist mühsam, ich bin schon ein paar Mal stecken geblieben", schildert ein Bootsbesitzer mit Heimathafen Rust.

„Selber schuld. Man muss halt wissen, wo man fährt", meint hingegen Adi Holubar aus Sollenau, der seit 1981 dem Yachthafen Oggau die Treue hält. Es sei heuer nicht so schlimm, er hat schon anderes erlebt: „Bedenklich wird`s, wenn das Boot so tief liegt, dass ich von den Fenstern aus unter dem Steg durchschau`n kann." Gelassen sieht Helmut Rojacz, Leiter des Hauptreferats Wassermengenwirtschaft des Landes, die derzeitige Tiefe des Sees: „Was den Wasserstand betrifft, sind wir im langjährigen Schnitt, gerade einmal vier bis fünf Zentimeter drunter." Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wasserspiegel allerdings tief gesunken, etwa 20 Zentimeter. „Wir hatten 2010/2011 wahnsinnig viel Regen und im Sommer des Vorjahres daher dementsprechende Reserven", erklärt der See-Beauftragte.

Der Wasserstand des Steppensees wird bestimmt von Niederschlag und Verdunstung. Da es in den vergangenen Monaten im Nordburgenland kaum geregnet hat, werde der Wasserstand in den Sommermonaten – sollte es nicht länger ausgiebig regnen – weiter sinken, prophezeit Rojacz, „das liegt in der Natur der Sache".

Darüber hinaus habe man festgestellt, dass der Neusiedler See einem Zyklus unterliegt. „Alle 10, 11 Jahre erreicht der See einen niedrigeren Wasserstand", sagt der Fachmann. Es sei eben wieder soweit. Im Jahr 2003 hatte es bedenkliche Ausmaße angenommen.

Zu große Boote

So schlimm soll es nicht mehr werden, weshalb die ungarisch-österreichische Gewässerkommission eine neue Schleusenregelung beschlossen hat. Über die Schleuse am Einserkanal „können wir zehn Zentimeter im See halten", sagt Rojacz. Trotzdem: Wird der Sommer trocken, werden manche Segler Probleme bekommen. Die Lösung wäre laut Rojacz einfach: „Die Segler sollten sich nach dem See richten, umgekehrt geht`s nicht."

Auch Walter Gisch vom Podersdorf Tourismus kann sich über die Größe mancher Boote nur wundern: „Da gibt es Schinakel, die einen Tiefgang von einem Meter haben." Von diesen einmal abgesehen gebe es derzeit mit der Wassertiefe jedoch kaum Probleme.

Allerdings haben die Betreiber der zwei Bootshäfen in Podersdorf schon Wünsche deponiert, die Ein- und Ausfahrten zu entschlammen. Wasserstand hin, Wasserstand her – den derzeitigen Regen kann der Tourismuschef gar nicht brauchen: „Das ist schlecht fürs Geschäft."

Auf und ab Regen und Verdunstung

Während andere Seen vor allem durch Zuflüsse gespeist werden, verdankt der Neusiedler See seine Füllmenge zu 80 Prozent dem Regen. Dieser Tage liegt der Wasserstand bei 115,45 Meter über der Adria. 2003 war der Pegel sehr niedrig und lag bei 115,04 Meter über Adria, also rund 40 Zentimeter unter dem langjährigen Schnitt. 1996 wurde ein Höchststand von 115,96 M.ü.A. erreicht. Dass der See, der maximal 1,8 Meter tief ist, großen Schwankungen unterliegt, ist natürlich. Seit etwa 100 Jahren ist der Steppensee über den Einserkanal zumindest ein bisschen regulierbar. Das letzte Mal gänzlich ausgetrocknet war der Neusiedler See von 1865 bis 1871. Damals wurde im trockenen Seebett Reis angebaut.

Kommentare