Ein "Dunkelblauer" bei den Grünen
Dunkelblau ist nur die Uniform von Gruppeninspektor Michael Unger. Politisch will der 49-jährige Polizist bei den Blauen lieber nicht anstreifen, weil sie zu "marktschreierisch" seien. Stattdessen engagiert sich der gebürtige Südburgenländer, der seit Jahren in Mattersburg lebt, bei den Grünen. Seit dem Vorjahr sitzt er im Gemeinderat, jetzt kandidiert der verheiratete Vater einer achtjährigen Tochter für den Landtag. Im Bezirk steht er auf Platz 3, auf der Landesliste ist er auf Rang 7 gereiht.
Auch wenn er mit seiner politischen Überzeugung in der Polizeiinspektion Mattersburg allein auf weiter Flur steht, Reibereien mit Kollegen oder Vorgesetzten gab es deshalb nie, versichert Unger glaubhaft. "Und mittlerweile wissen ohnehin alle, wo ich stehe."
Aber wie kommt ein "Kieberer" zu den Grünen? "Ich bin ein naturverbundener Mensch und treibe gern Sport und dabei ist mir aufgefallen, wie viel Müll in Mattersburg in freier Natur herumliegt". Als dann auch noch ein "Stadtdschungel" in der Nähe des Bahnviadukts, der für Kinder ein willkommener Abenteuerspielplatz war, gerodet wurde, hat er sich 2010 bei den Stadt-Grünen gemeldet, um sich für ein "lebenswertes Mattersburg" stark zu machen. Die Landespartei wurde auf Unger aufmerksam und hat jetzt einen Experten fürs Thema Sicherheit im Talon.
Sicheres Land
Er halte das Burgenland "für ein sicheres Bundesland", sagt Unger und lobt seine Kollegen, die landesweit eine "tolle und sehr engagierte Arbeit" leisteten. Aber den "Kriminalitätstourismus", der auch Ausfluss der prekären wirtschaftlichen Lage in den Nachbarstaaten sei und etwa den Bezirk Neusiedl am See stärker treffe als den Landessüden, werde man nicht ganz verhindern können. Dennoch ist Unger überzeugt, dass Personal und Ressourcen der Polizei ausreichen, der Lage Herr zu bleiben. "Ich bin gegen Panikmache und für eine Sicherheitspolitik, die sich an den Fakten orientiert", sagte der Grün-Politiker. Und zum jüngsten Vorstoß von SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl: "Ich bin kein Freund von Überwachungskameras".
In der Asylfrage ist Unger für rasches Handeln. In den Erstaufnahmezentren sollte innerhalb von zwei Wochen geklärt werden, welches Land zuständig ist. Ohne Asylgrund oder humanitäres Bleiberecht wird es immer wieder zu Abschiebungen kommen, "so hart das klingt", sagt Unger.
Ob er seine Expertise bald im Landtag umsetzen kann? Unger bleibt Realist, obwohl er schon bei der Gemeinderatswahl durch Vorzugsstimmen vorgereiht wurde. Aber "wenn es so sein sollte, werde ich nicht nein sagen".
In der Koalitionsfrage hat der Polizist eine klare Präferenz: "Mit der SPÖ", sagt Unger, der als Jugendlicher "aus Abenteuerlust" an Ferienlagern der Roten Falken teilgenommen hat. Und mit der ÖVP? "Eher nicht". Bei den Freiheitlichen muss er nicht lange nachdenken: "Unter keinen Umständen".
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