Wetterkapriolen lassen einzigartige Süßweine entstehen

Winzerin Heidi Schröck stampft die – heuer sehr kleine – Menge Trauben mit den Füßen.
Des einen Leid, des andern Freud: Winzerin Heidi Schröck jubelt über ideale Bedingungen.

Für viele Weinbauern waren die Wetterkapriolen der vergangenen Monate ein Jammer (der KURIER berichtete mehrmals). Doch was für die einen ein Jammer ist, kann den, respektive die andere zum Jubeln bringen. So etwa Heidi Schröck, die u.a. mit ihren Süßweinen mehr als legendär ist (26 Jahrgänge hat sie bereits vinifiziert). Sie fühlt sich im siebten Himmel: "Genau zu dem Zeitpunkt, als die Traubenhäute aufgrund der Reife dünn und weich wurden, traten die ersten morgendlichen Nebel aus. Im Laufe des Vormittags erwärmte die Sonne die Böden und Beeren. Und abends fiel wieder Nebel ein." Genau diese Bedingungen seien ideal für die herbeigesehnte Botrytis.

Das ist die Edelfäule, die (reife) Beeren schrumpfen lässt. Das Wasser des Traubensaftes verdunstet – und was in den Beeren zurückbleibt, ist purer Geschmack: Traubenzucker, Säure, Extrakt, Aromastoffe – alles in hoher Konzentration.

Vorgänger aus 1967

Dank eines frühen Austriebs im Frühling 2014 waren Ende September sogar die Trauben der spätreifenden Sorten bereit für die Edelfäule: "Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Furmint und Welschriesling – alle wurden von der wunderbaren Botrytis überzogen", freut sich Schröck, die aus dem Jahrgang 2014 Süßweine in ganz unterschiedlichen Gradationen ernten konnte. Sogar einen Ausbruch von der Sorte Sauvignon Blanc. "Den letzten produzierte mein Vater im Jahr 1967 – sein Nachfolgerjahrgang ist 2014."

Nun sei es noch eine Herausforderung für die Winzer, die kostbaren Beeren entsprechend zu vinifizieren. Da es sich um sehr kleine Mengen handelt, stampft Heidi Schröck ihr Lesegut mit den Füßen. "So kann jeder Tropfen aus den Beeren austreten und intensives Aroma aus den Beerenhäuten auslaugen." Zum Pressen verwendet die Rusterin eine kleine, aber sehr effektive Hydropresse. Derzeit gären die fruchtig-süßen Moste in kleinen Holzfässern – jedes ein sehr individueller Schatz.

Zwischen 12 und 36 Monaten reifen die Weine im Holzfass – je nach Süße und Entwicklungsphasen werden die Süßweine des Jahrgangs 2014 also frühestens im Herbst 2015 gefüllt. Viele werden allerdings erst im Jahr 2017 auf den Markt kommen.

Das Weingut Schröck in Rust besteht seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Heidi Schröck, einst Weinkönigin und stets Vorzeige- und Pionierweinbäuerin, bewirtschaftet seit 1983 den Familienbetrieb mit zehn Hektar Weinbergen in den besten Lagen der berühmten Winzerstadt Rust. Das Weingut, ein entzückender malerischer Hof im Zentrum der Stadt, stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde liebevoll und behutsam renoviert. Schröck-Weine werden in alle Welt exportiert und in Spitzenrestaurants angeboten.

Kommentare