Der Süden erhitzt die Koalition

Die Idylle trügt: Das Südburgenland ist derzeit politisches Kampfgebiet
Rudolf Luipersbeck war selbst überrascht, dass Bestellung gleich publik gemacht wurde.

Der Wahlkampf hat den ersten wirklichen Aufreger.

Am Samstag hatte SPÖ-Landeschef Hans Niessl mit dem Aviso Feind – und manchen Freund – überrascht, Rudolf Luipersbeck (65), der sich Ende 2014 nach 35 Jahren an der Spitze der Tatzmannsdorfer Kurbad AG in den Ruhestand verabschiedet hatte, sollte sich als Südburgenland-Manager um die Problem-Region kümmern (das Bruttoregionalprodukt je Einwohner lag 2012 im Nordburgenland bei 28.500 Euro, im Süden bei 22.900). Er möge "Schnittstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Tourismus- und Kulturverbänden und Verantwortlichen für Infrastruktur" sein, so Niessl. Der Ex-Manager würde sein "Herzblut" investieren und nur "das amtliche Kilometergeld" erhalten.

Nach Kritik von ÖVP, FPÖ und Grünen ("überhastete Bestellung", "Postenschacher", "Wahlkampf-Vorkampagne") zog Luipersbeck seine Zusage zurück.

Seither zürnt die SPÖ: Niessl wetterte am Mittwoch gegen "die Steindl-ÖVP", die den Wirtschaftsstandort Südburgenland schädige. Die Landesräte Helmut Bieler und Verena Dunst zeigten der ÖVP die "rote Karte".

Niessl will nach der Wahl einen zweiten Versuch starten, dann werde man den Südburgenland-Manager wohl bezahlen müssen, Luipersbeck wäre die "beste Lösung" gewesen. Für Niessl ist ein Süd-Manager Koalitionsbedingung. Ist die Neigung, weiter mit der ÖVP zusammenzuarbeiten, jetzt kleiner? Niessl: "Größer jedenfalls nicht".

Aus dem Büro von ÖVP-LH-Vize Steindl wird versichert, er schätze Luipersbeck und hätte dessen Vertrag in der Kurbad gern verlängert. Die mit der ÖVP nicht akkordierte SP-Vorgangsweise entlarve die geplante Bestellung als "Wahlkampfgag". Ob eine gemeinsame Kür Luipersbecks noch denkbar sei? Steindl: "Man kann über alles reden, aber auf Basis fundierter Informationen".

Der Präsident der Industriellenvereinigung ist "davon überzeugt, dass wir jemanden bräuchten, der dem Südburgenland mehr Augenmerk schenkt". Nachsatz von Manfred Gerger, der aus dem Südburgenland kommt und in Großpetersdorf Geschäftsführer der Hella Fahrzeugteile Austria ist: "In welcher Form auch immer". Die Infrastruktur – Straße, Schiene und Internet – sei entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit des Südens zu steigern. Gerger räumt ein, dass nicht zuletzt dank der EU-Förderungen "sehr viel passiert ist, aber aus meiner Sicht zu wenig". So lange die S7 nicht gebaut werde und die Ostbahn nicht elektrifiziert sei, werde der Süden nicht ausreichend profitieren.

Und was sagt der Auslöser des Polit-Sturms? So wie im Zentrum des Orkans Ruhe herrscht, ist auch Luipersbeck die Gelassenheit selbst. Er sei niemandem böse und nicht gekränkt, sagte er dem KURIER. Er habe nach einem Bieler-Anruf am Samstag seine grundsätzliche Bereitschaft bekundet: "Eine spannende Aufgabe, die mich interessiert", sei aber davon ausgegangen, dass die Details erst besprochen werden müssten. Dass seine Bestellung noch am Samstag bekannt gegeben wurde, habe ihn überrascht. Als sich an seiner Person aber ein politisches Hickhack entzündete, "musste ich die Reißleine ziehen", so Luipersbeck. "Das habe ich nicht nötig".

Was er jetzt macht? "Jetzt gebe ich einmal zwei Wochen Ruhe, als ob ich im Urlaub wäre". Pläne hat er genug – jenseits des politischen Minenfeldes.

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