Ärztemangel und Wartelisten: "Es wird alles heruntergespielt"

Das Krankenhaus Oberwart soll neu gebaut werden, doch auch in der Belegschaft rumort es, es fehlen Ärzte und Patienten müssen warten
Rezar sieht die Akutversorgung noch gesichert. Arzt schildert Zustände im Krankenhaus.

"Es wird alles heruntergespielt. Rezar (Anm. Gesundheitslandesrat) spricht immer von Akutversorgung, das heißt nur wenn jemand akut hereinkommt ist ein Facharzt da", erklärt ein Arzt vom Krankenhaus Oberwart, der anonym bleiben will. Termine für eine Gallenstein-Operation, bekomme man zur Zeit gar keine. Auch für Krampfadernoperationen gebe es keine Termine. Diese Operationen würden immer mehr zum Luxus. "Wenn man Geld hat, kann man zum Privatarzt gehen, sonst muss man warten bis der Fuß offen ist", sagt der Mediziner, akute Fälle würden operiert.

SPÖ-Gesundheitslandesrat Peter Rezar, sieht die "medizinische Akutversorgung sehr wohl ausreichend gewährleistet". Bei planbaren, nicht dringlichen Operationen könnten sich längere Wartezeiten ergeben, räumt Rezar ein. Ärztemangel sieht der Soziallandesrat keinen, trotzdem werden im Moment 15 Mediziner in den Krages-Häusern gesucht, davon allein neun im Oberwarter Spital. Aber es gebe in ganz Österreich seit 2008 weniger Ärzte, "das sei kein explizites Problem des Krankenhaus Oberwart".

"Die Wahrheit sieht anders aus, es gibt gar keine Bewerber für Facharztstellen", sagt der Insider im KURIER-Gespräch. Denn wenn die Ärzte ihre Konditionen vergleichen und in Niederösterreich, der Steiermark oder Wien bessere vorfinden, würden sie sich dort bewerben. "Ein Kollege war 20 Jahre Facharzt in Oberwart, lebt mit seiner Familie hier und hat Haus gebaut, trotzdem pendelt er nach Wien wegen den Arbeitsbedingungen", sagt der Mediziner. Auch andere Kollegen sind gegangen, oder hielten schon nach neuen Jobs Ausschau.

In den letzten Monaten haben zwölf Ärzte die Krankenanstalten Güssing, Oberwart und Oberpullendorf verlassen. "Im selben Zeitraum wurden neun neue Ärzte aufgenommen", sagt Rezar. Es gebe auch Bewerber für die noch offenen Stellen.

Mangel

"Jeder Einzelne kompensiert im Moment drei Ärzte, ohne Hoffnung auf Besserung", sagt der Arzt, auf Dauer sei das nicht möglich. Durch das neue Ärztearbeitszeitgesetz dürfen Mediziner in der Woche nur mehr 48 Stunden im Durchschnitt arbeiten. "Vorher haben wir 60 Stunden gearbeitet und bräuchten jetzt statt vier Ärzten fünf und zusätzliche für jene die gegangen sind", sagt der Arzt. In einigen Abteilungen könnte bald das Dienstrad nicht mehr aufrecht erhalten werden. "Auch Tumorpatienten würden auf Wartelisten landen", sagt der Mediziner. Bei Operationen liege die Kapazität bei 30 Prozent.

"Alle onkologischen Operationen werden nach Plan durchgeführt", sagt Rezar.

Für Landesrätin Michaela Resetar, ÖVP; ist das Krankenhaus Oberwart eine Großbaustelle, "obwohl die Bagger noch gar nicht rollen". Sie sieht akuten Handlungsbedarf, die "hochwertige medizinische Versorgung im Bezirk ist gefährdet". Pensionierte Mediziner seien wieder in den Dienst geholt worden und auf manchen Stationen "braucht man einen Dolmetscher", sagt Resetar. Rezar bestätigt zwar, dass "in den Krankenanstalten derzeit ein pensionierter Arzt und eine pensionierte Ärztin in Teilzeit arbeiten, um die Situation zu entschärfen." Aber auch ungarische Mediziner seien beschäftigt, diese erfüllen die Qualitätskriterien der Ärztekammer.

Verhandlungen

Ärztekammer und Spitalsträger konferierten Montagabend mit Peter Rezar wegen der Neuordnung von Arbeitszeit und Gehältern der rund 500 burgenländischen Spitalsärzte. "Wir werden am Dienstag erfahren was rausgekommen ist", sagt der Mediziner, aber würde nicht bald etwas passieren, "müssen wir auf die Straße gehen". Oder das Land habe bald nur mehr genug Ärzte für ein einziges Spital im Süden.

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