43 Nationalitäten feiern Jubiläum

Kindergartenleiterin Friederike Gorgosilich (re.) mit ihren Schützlingen: „Viele Eltern und Kinder können nicht Deutsch. Deshalb haben wir eine türkische Helferin“
Integration wird in der rasant wachsenden Gemeinde am 750. Geburtstag groß geschrieben.

Parndorf feiert heute 750 Jahre. Das einstige kleine Dorf hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort gemausert. Doch nicht nur für Betriebe hat die Gemeinde an Attraktivität gewonnen. Immer mehr Menschen zieht es auch zum Wohnen nach Parndorf. "Unsere Gemeinde ist der Inbegriff der Vielfalt. Heute leben hier 43 Nationalitäten mit 22 Religionen", sagt Bürgermeister Wolfgang Kovacs. "Der türkische Anteil ist sehr hoch, acht Prozent der Bevölkerung gehören dem Islam an. Es leben aber auch viele Deutsche und Kroaten hier", erklärt Kovacs.

Den Grund für das rasante Wachstum der 4800-Seelen-Gemeinde erklärt sich der Bürgermeister einerseits durch die gute Verkehrsanbindung und andererseits durch die Ostöffnung. "Pandorf liegt in der Mitte von Wien und Bratislava. Durch die Autobahnanbindung sind beide Städte gut erreichbar." Kovacs rechnet in den nächsten Jahren sogar noch mit einer Verdoppelung der aktuellen Bevölkerungszahl.

Dass durch die unterschiedlichen Herkunftsländer auch verschiedene Kulturen aufeinandertreffen, stört Kovacs nicht. Im Gegenteil: "Wir haben uns schon immer um Zweisprachigkeit bemüht. So haben wir zweisprachige Ortstafeln und auch der Schulunterricht wird in Deutsch und Kroatisch abgehalten", erklärt er. "Und um türkischen Familien die Integration zu erleichtern, bieten wir schon im Kindergarten Deutschkurse für Kinder und Mütter an", sagt Kovacs.

Kulturelle Unterschiede

Wie wichtig es ist, dass Integration bereits im Kindergartenalter stattfindet, sagt Friederike Gorgosilich, die einen der beiden Parndorfer Kindergärten leitet. "Gut ein Drittel der Kinder kann kein Wort Deutsch, wenn sie zu uns kommen. Anfangs verständigen wir uns mit Händen und Füßen, aber die Kinder lernen schnell", erklärt die Pädagogin.

Doch nicht nur sprachlich gibt es Unterschiede. "Weil türkische Kinder ja nicht alles essen, kochen wir für sie extra", erklärt die Leiterin. Probleme gäbe es deswegen keine. Auch Andachten in der Kirche würden laut Gorgosilich alle Kinder gemeinsam feiern.

Von einem problemlosen Miteinander spricht auch Volksschuldirektor Stefan Bunyai. "Ganz nach unserem Motto ’Miteinander nicht nebeneinander und gegeneinander’ versuchen wir möglichst viel dazu beizutragen, damit sich die Kinder gut integrieren", sagt Bunyai. So wird in der Volksschule vier Stunden die Woche Unterricht auf Türkisch abgehalten, Elternbriefe werden in Türkisch verschickt und Religionsunterricht für türkische Kinder angeboten. "Die Kinder lernen alle voneinander und miteinander", ist Bunyai überzeugt.

Aber auch abseits der Bildungseinrichtungen wird in der Gemeinde viel getan, um das Miteinander zu fördern. "Wir haben rund 30 Vereine, da ist für jeden etwas dabei", meint der Bürgermeister.

Dass die Gemeinde offen für andere Religionen ist, zeigt auch das Bethaus für Muslime.

Heute ab zehn Uhr wird das 750-Jahr-Jubiläum groß gefeiert. Dabei wird auch die von Herbert Brettl, Bettina Dikovich und Sepp Gmasz erstellte Ortschronik präsentiert, die Einblick in das alte Parndorf gibt.

An die gute alte Zeit erinnert sich Bürgermeister Kovacs gerne zurück. "Manchmal wenn ich im Garten sitze, wünsche ich mir das alte Parndorf zurück. Damals hat noch jeder jeden gekannt , die Haustüren waren nicht versperrt und statt Autos waren auf der Hauptstraße Kühe unterwegs. Aber ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ohne die Zuzügler wäre Parndorf jetzt ein einsames kleines Dorf."

Kommentare