Wohnen im Freien: Wie Balkone und Terrassen geplant werden

Wohnen im Freien: Wie Balkone und Terrassen geplant werden
Welche Pflanzen, Möblierung und Beschattung sich für kleine, mittlere oder große Balkone eignen

Mittendrin die gemütliche Couch, dahinter eine stylische Stehlampe. Gegenüber eine Pflanzengruppe und auf der Fensterbank eine kleine Kräuterkiste. Abgerundet ist der Raum durch einen flauschigen Teppich am Boden. Was nach einem normalen Wohnzimmer klingt, ist die Verlängerung davon: der Balkon. Wenn die warme Jahreszeit beginnt, verlagert sich das Wohnleben nach draußen. Damit der Übergang zwischen Wohn- und Außenbereich so weich wie möglich ist, empfiehlt Balkonexpertin Andrea Übinger „einen optischen Gleichklang zu schaffen“. Das beutetet zur Zimmerpflanze eine äquivalente Außenpflanze wählen, die ähnliche Blattformen- und farben hat. Auch die Blumentöpfe können aus der gleichen Farbfamilie stammen. „So ist nur noch die Tür zu öffnen und schon steht man unter freiem Himmel im grünen Wohnzimmer“, sagt Übinger.

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Der kleine Balkon

Möbel: Auch auf kleinem Raum kann eine Wohlfühloase entstehen, wenn die Möbel richtig gewählt sind. "Dabei ist vor allem wichtig, genau zu planen und zu wissen, was man will", erklärt BalkonexpertinAndrea Übinger. Ist Sonnenbaden Priorität, ist der Liegestuhl ein Muss. Ist das Lesen am Balkon die Lieblingsbeschäftigung, darf ein gemütlicher Sessel nicht fehlen. Die Klassiker und auch die beliebte Möbelkombination auf Balkonen ist nach wie vor der kleine runde Tisch mit zwei Sessel. Für Gemütlichkeit und einen jederzeit barfuß begehbaren Fußboden sorgt ein flauschiger Teppich oder auch ein Kunstrasen. Ist überhaupt kein Platz für Möbel, empfiehlt Terrassenplaner Jürgen Hirschmann eine Liegelandschaft mit Polstern: "Am besten geeignet sind perforierte Stoffe. Sie lassen das Regenwasser durchdringen und trocknen schnell wieder."

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Der kleine Balkon

Pflanzen: Es grünt so grün - auch am kleinsten Balkon sehnen sich die Menschen nach Natur und pflanzen fleißig an. "Eine Kräuterkiste mit Thymian, Rosmarin und Salat verbreitet guten Geruch und Atmosphäre", weiß Jörg Zecha von Argegarten. Aber auch kleine Obstbäume wie Zwergapfel und -marillenbäume sind für den kleinen Balkon geeignet. "Die Töpfe am besten an die Wand stellen, damit sie von starken Windböen geschützt sind und nicht umfallen können", rät Terrassenexperte Zecha. Obstbäume eignen sich für sonnige Lagen und sind sehr pflegeleicht. Im Frühling ist zweimal Gießen pro Woche ausreichend, in den heißen Sommermonaten sollte das allerdings auf alle zwei Tage erhöht werden. 

Stehen dann auch noch Möbel am Balkon, die zum Hineinsinken einladen, ist alles perfekt – zumindest, wenn der Balkon klein ist. Denn umso größer die Fläche, desto vielfältiger sind auch die Möglichkeiten. An diesem Punkt verzetteln sich viele. Essbereich, Lounge-Ecke, Lesesessel, Blumentöpfe, Hochbeet, natürlicher Schatten oder Sonnensegel, und welche Stoffe sollen überhaupt verwendet werden? „Wichtig ist, sich eine Option nach dem anderen durchzudenken, sich zu entscheiden und dann genau zu planen“, sagt Übinger.

Balkone sind zwar individuell gestaltet, trotzdem zeichnen sich – wie im inneren Wohnraum – gewissen Trends ab. Einer davon ist, Obst, Kräuter und Gemüse am Balkon anzubauen. „Selbst zu ernten und Salate, Tomaten und Thymian für das Abendessen frisch in die Küche zu tragen, ist oft ein großer Wunsch der Kunden“, sagt Übinger. Das bestätigt auch Jörg Zecha von Argegarten: „Die Menschen leben bewusster und essen gern das eigene Grün.“ Außerdem werde der Stadtbalkon dadurch zum Mini-Rückzugsort, aus dem man viel machen kann.

 

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Der mittlere Balkon

Möbel: Platz für Zonen - und laut Terrassenplanern gehen sich auf 20 Quadratmetern mindestens zwei Zonen aus. Die meisten Balkonbesitzer entscheiden sich für einen Essbereich und eine gemütliche Sitzecke. Als besonders Highlight kann ein kleiner Außenbrunnen neben dem Lounge-Sessel eingebaut werden. "Das Plätschern des Wassern beruhigt und lässt den Stadtlärm verschwinden", sagt Andrea Übinger. Da das Wasser in einem in sich geschlossenen Kreislauf zirkuliert, sollten auch keine Gewichtsprobleme mit der Statik des Hauses auftreten. Übinger: "In der Regel sind fünf Liter in einem Brunnen." 

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Der mittlere Balkon

Licht und Schatten: Als Sichtschutz eignen sich Blumentröge oder eine Holzwand an der Brüstung. Natürliche Beschattung ist noch immer die beste - da ist sich Terrassenexpertin Andrea Übinger sicher. Sie empfiehlt die Drehweide. "Das ist ein schnell wachsender Strauch, der auch als Baum verwendet werden kann." Nach ein bis zwei Jahren spendet er hochwertigen Schatten - sofern viel gegossen worden ist. Wer nicht lange warten will: Ein Sonnensegel rentiert sich bereits bei einem Balkon von 20 Quadratmetern. Ansonsten kann auch zur Markise oder dem Sonnenschirm gegriffen werden. 

Dabei spielen auch Pflanzen eine große Rolle. Während auf kleinen Balkonen saisonales Grün wie Gemüsekisten auf der Fensterbank zu empfehlen sind, können ab einer Fläche von zehn Quadratmetern bereits Stauden und Gehölze gesetzt werden. Jörg Zecha empfiehlt für die Grundbepflanzung außerdem immergrüne Pflanzen, „die das ganze Jahr über Gartengefühle erzeugen“.

Schatten, Halbschatten und Sonne – bei der Wahl der Pflanzen ist die Sonneneinstrahlung entscheidend. Pralle Sonne vertragen beispielsweise japanischer Ahorn, Lavendel, Zierkirschen, Zwergobst (Apfel, Birne, Pfirsich, Ribisel, Himbeere) und die Indianerbanane. „Das Obst sieht aus wie eine Banane, ist aber keine. Sie wird rund 15 Zentimeter lang und braucht – wie alle Obstbäume – viel Licht und Sonne“, erklärt Wolfgang Praskac von Praskac – das Gartenland. Für schattige Standorte empfiehlt der Pflanzenexperte hingegen Eiben, Herbstanemonen und immergrüne Schneebälle. Auf Balkonen brauchen Pflanzen laut Praskac generell mehr Pflege, denn „der Topf ist ein problematischer Standort, da das Erdvolumen nicht sehr groß ist“. Wichtig ist auch Dauersubstrat zu verwenden. Gartenexperte Ewald Schmudermayer empfiehlt Trogsubstrat mit angereichertem Ziegelsplit. „Normale Blumenerde verdichtet mit den Jahren, sodass keine Luft mehr zu den Wurzeln gelangt.“

 

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Der große Balkon

Möbel: Mut zur Aufteilung lautet das gestalterische Motto ab einer Größe von 50 Quadratmetern. Viele Wünsche können erfüllt werden - zentral ist und bleibt aber die Frage nach der Nutzung. Andrea Übinger: "Spielen Kinder auf der Terrasse, ist ein Planschbecken anzudenken. Sind fixe Elemente wie eine Küchenzeile gewünscht, muss auf bereits bestehende Anschlüsse geachtet werden. Ruhigere Ecken können durch Raumteiler entstehen. "Natürliche Paravents aus Blätterwerk und Planzentrögen bieten Offenheit und trotzdem Sichtschutz", so Übinger. 

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Der große Balkon

Pflanzen: Der Standort ist extrem für Pflanzen: Volle Sonne, viel Wind und beengter Wurzelbereich. Ewald Schmudermayer vom gleichnamigen Gartendesign empfiehlt winterfeste Kübelpflanzen, die im Sommer mit farbigen Blumen ergänzt werden können. Andere wind- und sonnenfeste Pflanzen sind Lavendel, Gräser und Rosen. Unter den Gehölzen sind langblühende Rispenhortensien und Eibenkugeln aus immergrüne Komponente sehr robust. 

Durch starke Sonneneinstrahlung heizen sich auch Möbel auf. Balkonexperten empfehlen daher, Holzmöbel zu wählen „oder auf Metallstühle und Glastische Polster und Decken zu legen“. Laut Andrea Übinger sollten dafür „gute Allwetterstoffe“ gewählt werden, schließlich müssen sie nicht nur die pralle Sonne, sondern auch Regengüsse aushalten. Polster und Auflagen sollten also entweder wasserabweisend oder schnell trocknend sein.

Optisch gehe der Trend in Richtung grobes Stoffgewebe in den Farben Graugrün und Mokka bis Kaffeebraun. Diese Töne werden mit saisonalen Farben kombiniert. „Im Frühling sind Pastelltöne zu sehen und im Sommer gewinnen leuchtende Farben mit Rot- und Pinknuancen in Kombination die Überhand“, weiß Übinger.

Diese Töne strahlen viel zusätzliche Wärme aus. Das kann Hitzegeplagten zu viel werden. Übingers Tipp: Blau und Grün wirkt dem Hitzegefühl entgegen und vermittelt kühle Stimmung. So steht gemütlichen Stunden am Balkon nichts mehr im Weg.

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