"Wir haben 1,5 Mrd. Euro investiert"

"Wir haben 1,5 Mrd. Euro investiert"
Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) betreut 600 Schulen und Universitäten. Im Gespräch mit IMMO verrät Geschäftsführer Hans-Peter Weiss welche Schwerpunkte geplant sind und welchen neuen Herausforderungen sich die Architektur stellen muss.

Vor zehn Jahren hat die BIG gemeinsam mit dem Bildungsministerium und der Rektorenkonferenz eine Offensive für die Instandhaltung und Sanierung universitärer Gebäude gestartet. Welche Projekte waren davon betroffen?

Im letzten Jahrzehnt gab es zahlreiche Initiativen der Bundesregierung, um die Infrastruktur der Bildungseinrichtungen zu optimieren. Die Zusage entsprechender Gelder erlaubte die Realisierung vieler Erweiterungen oder dringend notwendiger Sanierungen. Vor allem im Bereich der Universitäten wurde massiv gebaut. Das bekannteste Beispiel für diese Tätigkeiten ist vermutlich die neue Wirtschaftsuniversität in Wien. Das 500-Mio.-Euro-Bauvorhaben ist insofern auch repräsentativ, da sowohl Zeitplan als auch Kosten eingehalten wurden.

Gibt es bereits neue Schwerpunkte für die nächsten zehn Jahre?

Derzeit wird gerade auf Initiative des Wissenschaftsministeriums ein weiteres 200-Mio.-Euro-Sonderbauprogramm an den Universitäten abgearbeitet. Unser derzeit größtes Projekt, der Neubau der Medizin Universität Graz, wird 2017 fertig. In den kommenden vier bis fünf Jahren sind Neubauten oder Generalsanierungsprojekte mit einem Investitionsvolumen von rund 650 Mio. Euro geplant. Es wird also kräftig weitergebaut.

Wie setzt sich der Gebäudebestand genau zusammen?

"Wir haben 1,5 Mrd. Euro investiert"
Das Portfolio besteht aus rund 2200 Liegenschaften. Knapp 200 davon, oder 1,9 Mio. Quadratmeter Gebäudefläche sind den Universitäten zuzurechnen. Über 400 Schulstandorte stellen mit fast drei Mio. Quadratmeter Gebäudefläche den zweiten großen Teil dar. Zusammengerechnet sind Bildungseinrichtungen – gemessen an der Gesamtfläche von rund sieben Mio. Quadratmeter – der Schwerpunkt des Bestandes. Ein häufiger Irrtum ist aber zu glauben, die BIG hätte alle Schulen. Tatsächlich existieren rund 6000 Schulen in Österreich. Wir sind also nur Eigentümer eines kleinen Teils. Viele Gebäude gehören Ländern, Gemeinden, aber auch privaten Eigentümern.

Was sind die größten Schwierigkeiten und die häufigsten Probleme bei der Instandhaltung?

Im Unterschied zu vielen privaten Eigentümern oder auch der früheren Bundesgebäudeverwaltung der Republik verfolgt die BIG einen anderen strategischen Ansatz. Die Gebäude sollen nicht abgewirtschaftet und danach generalsaniert, sondern konstant erhalten werden. Insgesamt ist der Druck – vor allem bei großen Instandhaltungsmaßnahmen – gestiegen. Früher waren die Gebäude während der Ferien noch weitgehend ungenutzt. Das hat sich verändert. Mittlerweile gibt es Sommerkurse in Schulen und auch in Universitäten, wodurch die Koordination der Baumaßnahmen deutlich schwieriger wurde.

Wie viel Geld wird derzeit jährlich für die Erhaltung sowie Errichtung heimischer Bildungseinrichtungen veranschlagt?

Man muss zwischen der klassischen Instandhaltung, also den Verpflichtungen des Gebäudeeigentümers, und umfangreichen Verbesserungen oder Neubauten unterscheiden. Im Zuge der Instandhaltung investieren wir im Bildungsbereich zusätzlich mehr als hundert Mio. Euro im Jahr. Bei großen Neubauvorhaben ist aber eine gesonderte Vereinbarung notwendig. Das ist ähnlich, als würde ich Ihnen ein Haus vermieten. Wenn Sie den Wunsch nach einem größeren Wohnzimmer und einer neuen Küche haben, müssen Sie mir mehr Miete zahlen. Wenn allerdings Ihr Dach undicht wäre, ginge die Reparatur auf meine Kosten. Und so ist es auch bei den Universitäten oder Schulen.

Für viele Ihrer Projekte werden Architekturwettbewerbe ausgeschrieben. Inwiefern haben sich die Anforderungen an die Planer in den letzten Jahren verändert?

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Aufgrund unterschiedlicher Projekte setzen wir immer auch auf verschiedene Auswahlverfahren, bekennen uns aber generell zur Durchführung von Wettbewerben als hervorragendes Instrument, um die beste architektonische Lösung zu finden. Das wird auch von Architekten sehr gut angenommen. Bei offenen Wettbewerben haben wir im Durchschnitt zwischen 60 und 100 Teilnehmer.

Generell ist die Komplexität der Rahmenbedingungen durchaus gestiegen. So ist beispielsweise Barrierefreiheit, Arbeitnehmerschutz, der spezifische Einsatz ökologischer Baustoffe oder allen voran die Energieeffizienz zu berücksichtigen.

Neue Anforderungen von Normen oder technischen Standards sind umzusetzen. Darüber hinaus muss den dynamisch wachsenden Anforderungen zeitgemäßer Lehr- und Forschungstätigkeit nachgekommen werden. Beides ist in älteren oder gar denkmalgeschützten Gebäuden eine besondere Herausforderung. Nicht nur die Architekten, sondern natürlich auch die Jury müssen bei all diesen Themen sattelfest sein.

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