Unterkünfte für Weltenbummler
Zwei alte Fischerhütten, jeweils 14 Quadratmeter klein, befanden sich an dem Uferplatz im portugiesischen Dorf Carrasqueira. Sie wurden abgerissen – allerdings nicht, um stattdessen eine riesige Ferienanlage zu bauen, sondern zwei Domizile gleicher Größe. Aus unbehandeltem, wiederverwerteten Kiefernholz, mit einem Steg zum Wasser. Manchmal braucht es nicht viel zum persönlichen Glück. Davon können sich Urlauber persönlich überzeugen: Die vom Architekten Manuel Aires Mateus geplanten Häuser werden als "Cabanas no Rio" vermietet.
"Bei jeder Reise geht es um den Dialog mit unserer Umgebung", schreibt Clara Le Font. Es sind Unterkünfte wie diese, die die zweite Ausgabe des Fernweh-auslösenden Bandes "Once in a Lifetime" vorstellt: Mit der örtlichen Kultur und Architektur verwurzelte Hotels und Apartments, die verantwortlich mit dem Standort und der lokalen Bautradition umgehen. Plätze, die einem das hiesige Lebensgefühl näherbringen. Und die über Luxus verfügen – der manchmal nur darin besteht, sich Zeit zu nehmen und alles auf sich wirken zu lassen. Le Font, die das Buch mit Robert Klanten und Sven Ehmann herausgegeben hat, ruft den Leser dazu auf, bewusst und respektvoll unterwegs zu sein und regional ansässige Gastgeber zu bevorzugen. Es folgen 46 Quartiere, bei denen man diese Anweisung gerne befolgt.
Spektakuläre Architektur in Afrika
Im Delta von Botswana steht eines davon, die Sandibe Safari Lodge. Inmitten der Natur Afrikas gelegen, war die organische Form von den in der Wildnis lebenden Schuppentieren inspiriert: Zedernholzschindeln am Dach erinnern an den Panzer der Insektenfresser. Das Londoner Studio Michaelis Boyd Associates entwickelte gemeinsam mit dem südafrikanischen Büro Nicholas Plewman Architects eine Behausung, die sich mit Materialien aus der Umgebung eindrucksvoll in die Landschaft integriert. Fließende Räume, viel natürliches Licht und Solarpanele, die den gesamten Elektrizitätsbedarf abdecken, komplettieren den Bau.
Die Vergangenheit nicht auszuradieren, sondern in die Gegenwart zu transferieren, ist eine wertvolle Leistung. Das unterstreichen Unterkünfte wie das adaptierte australische Pumpwerk mit neoklassizistischer Fassade aus den 30er-Jahren, das mitten am See Lake St. Clair in Tasmanien liegt. Oder der im Auftrag von Francis Ford Coppola renovierte Palazzo Margherita in Italien, genauso wie die Behausung einer Kasbah in Marokko. Viel Atmosphäre verspricht ein Abstieg in der Abtei Fontevraud im französischen Loiretal.
Ein Drink in der Kapelle
Der Architekt Sanjit Manku und der Designer Patrick Jouin gestalteten die Hotelräumlichkeiten von L’Abbaye Royale samt Restaurant und Bar, wobei Letztere das Herzstück des umfassenden Umbaus ist. Die "L’iBar" befindet sich in der ehemaligen Kapelle – eine gestalterische Herausforderung. Um die permanente Kühle des fast elf Meter hohen Raumes auszugleichen, installierten sie ein Flächenheizsystem, an der Wand stehende Eichenholz-Leinwände mit Textilbezug sorgen für Wärmespeicherung.
Die selbst entworfenen Holzmöbel fügen sich mit ihrer simplen Form in die ruhige, von Kalkstein geprägte Atmosphäre ein. Bemerkenswert sind die Tischnischen mit Touchscreens, die das digitale Zeitalter begrüßen. Und natürlich die Arbeitsweise: Ganz der mönchischen Idee der Gemeinschaft verschrieben, halfen bei der Renovierung lokale Handwerker mit, vom Steinmetz zum Tapezierer – neben der sensiblen Ausstattung ein weiterer Punkt, der das Konzept zum Vorbild macht. Wer ein Quartier bezieht, wählt eben nicht nur ein Dach über dem Kopf. Es ist eine Entscheidung mit Folgen – und wenn sie so ausfällt, wie die Autoren es vorschlagen, kann man Le Font nur zustimmten: "Lasst uns aufbrechen und die Welt entdecken."
Destinationen, die eine Reise wert sind: „Once in a Lifetime, Vol.2“, herausgegeben von Clara Le Fort, Robert Klanten und Sven Ehman. Verfasst in englischer Sprache. Erschienen bei Gestalten, € 41,10
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