Unterirdische Kunstinstallation am Arlberg

Unterirdische Kunstinstallation am Arlberg
James Turrell rahmt am Arlberg ein Stück vom Himmel ein und bemalt ihn mit Farbe.

„Wir sind uns nicht bewusst, dass wir selbst dem Himmel seine Farbe geben“, betont James Turrell, der seit vielen Jahren an seinem eigenen Stückchen Himmel bastelt. Von der Wüste Arizonas über Mexiko und Israel bis nach Japan zählt Turrell mittlerweile 75 seiner „Skyspaces“. Sie sind in Form von Pyramiden, Quadraten oder Kugeln gebaut. Ein Stück der Decke ist immer geöffnet, damit der Himmel zu sehen ist, der durch Turrells Lichtinstallationen in eine andere – nicht zwingend blaue – Farbe getaucht wird.

Unterirdische Kunstinstallation am Arlberg

In Oberlech am Arlberg, genauer in Tannegg, befindet sich seit Kurzem einer dieser Skyspaces. Auf 1780 Metern Höhe führt ein 15 Meter langer Tunnel in den Berg. An dessen Ende angekommen, stehen die Besucher mitten im „Sensing Room“. Der ellipsenförmige Raum ist neun Meter lang und sechs Meter breit. Nach oben hin läuft er zu einer runden Kuppel zusammen und in dessen Mitte zeigt eine Öffnung ein Stück vom Himmel. „James Turrell hat Lichtprogramme konzipiert, die zweimal täglich zum Sonnenauf- und -untergang für 45 Minuten abgespielt werden“, erklärt Otto Huber, von Horizon Fields. Der Verein hat den Bau organisiert und durch freiwillige Spenden finanziert. 1,5 Millionen Euro wurden gesammelt, um die baulich komplizierte, unterirdische Installation umsetzen zu können.

Unterirdische Kunstinstallation am Arlberg

James Turrell hat uns mit Skizzen seine grundsätzliche Idee vom Kunstwerk übermittelt“, erzählt Alexandra Prommegger, Projektleiterin von Vorarlberger Büro Baumschlager Eberle Architekten. Turrell wollte beispielsweise ein spezielles Weiß mit einer genau definierten Mattheit. „Die meisten Farben hatten zu viel Glanzanteil und es war schwierig die richtige Farbe zu finden. Wir mussten immer wieder Proben nach Amerika schicken“, erzählt Prommegger – das war aber erst der Anfang.

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Die größten Schwierigkeiten warteten am Berg auf rund 2000 Metern Höhe auf die Architekten. „Bei der Planung mussten wir unter anderem die extremen Witterungsverhältnisse bedenken“, erklärt die Projektleiterin. Da nicht jeden Tag jemand vor Ort nach dem Rechten sehen, die Türen öffnen und schließen oder Ausgänge reinigen kann, wurde ein manuelles Fernwartungssystem installiert. Damit kann jederzeit auf den Skyspace zugegriffen werden. „So bilden sich keine Eiszapfen über der Öffnung der Kuppel und auch die Tiere suchen sich einen anderen Unterschlupf“, erklärt Prommegger.

„Die Kuppel ist zusätzlich auf schlechtes Wetter programmiert und schließt automatisch bei Regen und Schneefall“, fügt Huber hinzu. Damit die Besucher auch an kalten Tagen möglichst lange im Skyspace verweilen, äußerte Turrell einen speziellen Wunsch. „Der Künstler wollte, dass die Sitzbänke temperiert sind“, erzählt Prommegger. Das haben die Architekten mittels Erdwärme umgesetzt.

Unterirdische Kunstinstallation am Arlberg

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Die Wanderung zum Skyspace rentiert sich übrigens auch im Winter und bei Schlechtwetter. Denn die zweite Lichtinstallation von Turrell, das „closed programm“, wird nur bei geschlossener Kuppel aktiviert. „Zwei LED-Schienen kreieren einen Ganzfeldeffekt“, so Huber. Dabei verschwimmen die Grenzen in der Kuppel und sie wirkt unendlich. „Dass zwei Installationen von James Turrell an einem Ort umgesetzt sind, macht den Skyspace in Lech einzigartig“, freut sich Prommegger.

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