Terrassen auf Häuser obenauf zu setzen gehört in vielen internationalen Metropolen bereits zum natürlichen Stadtbild. Der britische Autor Ashley Penn hat eine erlesene Auswahl in seinem neuen Buch präsentiert.
Die Freiheit, nahezu ungestört unter freiem Himmel laue Sommerabende bei uneingeschränktem Aus- und Weitblick zu genießen, ist ein Privileg, welches vor allem Besitzern von Dachterrassen vorbehalten ist. In internationalen Großstädten wie New York sind die sogenannten Roof Tops schon seit mehreren Jahrzehnten ein beliebter Tummelplatz – vor allem an heißen Tagen. Von privaten Fitnessklubs, schicken Cocktailbars bis hin zu viel zitierten Private Venues – Manhattans Schickeria und die, die es gerne sein möchten, lieben die exklusiven Standorte. Und auch in Europa ist der Wunsch nach mehr Freiraum schon längst angekommen. London, Paris, Rom, Mailand und auch in Wien findet man immer mehr Dächer, die zur privaten Oase umfunktioniert wurden.
Die Gestaltung verlangt allerdings gerade in punkto Bepflanzung und Mobiliar besondere Aufmerksamkeit, da man hier im Gegensatz zu klassischen Gärten aufgrund der exponierten Standorte die außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse zusätzlich bedenken muss. Das weiß auch der britische Autor und Landschaftsarchitekt Ashley Penn, der für sein neues Buch „Über den Dächern“ 35 internationale Projekte porträtierte, die dank innovativer und außergewöhnlicher Konzepte jede Facette von Grün- und Dachgärten darstellen. „Gründächer werden nach zwei Hauptkategorien unterschieden: extensiv und intensiv. Erstere wiegen nicht viel und können leicht auf Bestandsdächer jeder Größenordnung aufgebracht werden, von der Gartenlaube über große Häuser bis hin zum Gewerbebau. Die Begrünung erfordert sehr wenig Pflege und in der Regel keine Bewässerung“, sagt Penn. „Bei intensiven Varianten kann man hingegen mit dickeren Erd- und Substratschichten arbeiten, die größere Sträucher und Bäume aufnehmen können.“
Im kalifornischen Mill Valley hat sich ein Künstlerpaar einen besonderen Ruhesitz geschaffen. Das Haus befindet sich in Hanglage und besteht aus zwei höhenversetzten Baukörpern, auf dem unteren konzipierte das Büro Jori Hook Landscape Architecture ein begehbares und extensives Gründach. Die Basis bilden Pflanzsubstrat und Sukkulenten, die sich in schwungvollen Reihen aus Fetthennen, Hauswurzen und Echiverien fast über die gesamte Fläche erstrecken.
Ein gelungenes Beispiel für einen klassischen Dachgarten bildet etwa die Terrasse im Londoner Stadtteil Holland Park, wo die englische Landschaftsarchitektin Charlotte Rowe eine 37,5 Quadratmeter große, grüne Landschaft gestaltete. „Die Herausforderung lag darin, ein bestehendes historisches Gebäude nachträglich mit einem Dachterrassengarten auszustatten“, erklärt der Autor. Feminin subtil zeigt sich die besonders strukturierte Bepflanzung. Man setzte auf Flachwurzler wie Lauchgewächse oder das mexikanische Feder- sowie Diamant-Reitgras, um entsprechende Gewichtsbeschränkungen einhalten zu können. Für den Bodenbelag wählte man Ipe-Holz, welches den zentralen Bereich kennzeichnet und von einem Schottersaum eingefasst wird. Die im Buch vorgestellten Konzepte sind abwechslungsreich, modern und unterscheiden sich darin, dass keines dem anderen gleicht.
„Über den Dächern. Die schönsten Gärten und Terrassen.“ Mit Texten von Ashley Penn. Erschienen bei teNeues, € 41,10
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