Robert Fahsl - Der Mann fürs Grüne

Robert Fahsl - Der Mann fürs Grüne
Robert Fahsl, Leiter der Pflanzenvermehrung bei den Wiener Stadtgärten, über die Lieblingspflanzen der Wiener.

KURIER: Herr Fahsl, Wien ist eine der grünsten Metropolen Europas. Was ist den Bewohnern wichtig?

Robert Fahsl: Die Geschmäcker sind verschieden. Manche lieben unsere historischen Parks wie den Stadtpark, wo wir viele geschichtsträchtige Pflanzen und Spielereien wie die Blumenuhr haben. Generell geht der Trend weg von klassischen Zierpflanzen wie Tagetes und Pelargonien hin zu Wildblumen. Die Menschen mögen die Natürlichkeit dieser Sorten.

Rund 2,2 Millionen Blumen blühen in Wien. Jedes Jahr gibt es dafür ein eigenes Blumen-Konzept. Was erwartet die Wiener heuer?

Dieses Jahr haben wir eine Mischung aus blauem Salbei, weißer Steppenkerze, roter Zinnie, Verbene, Steppengras und rotem indischen Blumenrohr.

Warum diese Blumen?

Die Pflanzen kommen mit den harten Bedingungen der Stadt wie Trockenheit gut zurecht. Außerdem sind diese Sorten auch für Insekten wie Bienen und Schmetterlinge besser, weil sie mehr Nektar produzieren.

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Kann die Stadt überhaupt etwas gegen das Insektensterben tun?

Es beginnt bei der Auswahl der Pflanzen. Viele Zierblumen wie Pelargonien leuchten zwar in strahlenden Farben, für Insekten bieten sie aber keine Nahrung. Am Salbei hingegen wimmelt es nur so von Bienen. Außerdem lassen wir Wiesen, die nicht stark betreten werden, als Wildblumenwiesen stehen. Etwa am Heuberg oder im Türkenschanzpark.

Ist es das Ende der Pelargonien?

Diese Blumensorte wird es immer geben. Das Wiener Rathaus ohne die roten Pelargonien an der Fassade ist kaum vorstellbar. Es gibt kaum vergleichbare Pflanzen, die härter sind was Hitze, Kälte und Wind anbelangt.

Wann beginnt die Blumensaison?

Wir sind heuer wegen dem Frost ein paar Wochen später dran. Die Frühjahrsblumen wie Tulpen und Narzissen, deren Knollen im Herbst ausgesetzt wurden, beginnen nun zu sprießen. Außerdem setzen wir gerade Stiefmütterchen aus. Die Produktion der Sommerblumen, rund 800.000 Stück, läuft in den Gewächshäusern in Eßling auf Hochtouren. Diese werden Anfang Mai ausgepflanzt.

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Sie selbst sind gelernter Gartenbauingenieur und passionierter Gärtner. Was ist Ihre Lieblingspflanze?

Ich habe mag viele verschiedene Pflanzen. Auf die Kombination kommt es an. Obst, Beerensträucher, Blumen, Immergrün, Stauden und Kräuter – in meinem Garten gibt es alles. Und obwohl er mit 850 Quadratmeter recht groß ist, ist er mir persönlich noch zu klein. Weniger interessant finde ich 25 Meter lange Thujenhecken.

Macht so ein Garten nicht sehr viel Arbeit?

Für mich ist es ein Ausgleich, wenn ich zwei Stunden nach der Arbeit draußen etwas mache.

Es gibt auch Gärten für „intelligente Faule“. Wie sehen diese Gärten aus?

Das sind naturnahe Gärten, wo Unkraut nicht stört. Es gibt auch ein paar Tricks: Etwa Rindenmulch, um Unkraut nicht aufkommen zu lassen. Oder ein Rasenroboter, der die Wiese von selbst mäht.

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Sind Rasenroboter nicht die Todfeinde der Insekten?

Auf diesen immer klein geschnitten gehaltenen Wiesen haben Bienen und alle anderen Lebewesen ja gar keine Chance. Es macht keinen Sinn, eine Wiese, die man betreten will, als Blumenwiese anzulegen. Die Pflanzen würden zertreten werden. Dafür sollte man auf andere Weise Insekten schützen: indem keine Gifte verwendet werden. Die Natur regelt ohnedies vieles selbst. Wenn sich Läuse ansiedeln, dauert es nicht lange, bis auch Nützlinge wie Marienkäfer kommen, die sie fressen. Man muss ein paar Wochen Geduld haben. Verwendet man Gift, dann werden alle Insekten getötet, auch die Nützlinge.

Haben die Wiener Stadtgärten einen Auftrag, alte Blumensorten zu bewahren?

Nein. In den Blumengärten Hirschstetten, die jährlich von 400.000 Menschen besucht werden, versuchen wir die Umweltbildung und den Zugang zur Natur zu fördern. Wir haben Themengärten, ein Bauernhaus und einen Zoo. Im Lauf des Jahres werden wir ein leer stehendes Gewächshaus zu einem Zuhause für heimische Singvögel umbauen. Und am kommenden Ostermarkt liegt ein Schwerpunkt auf Wildobst.

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Sind „essbare“ Gärten auch im Stadtgebiet ein Thema?

In manchen Parks ist der Besucherdruck so hoch, dass dort keine Beeren angebaut werden können. Aber Wildobst wie Kornelkirsche und Apfelbeere wachsen sehr wohl. Die wenigsten Menschen wissen, dass man aus den Früchten tolle Marmeladen und Säfte machen kann. Die Früchte sind sehr vitaminreich und gesund.

Ostermarkt Hirschstetten:

https://www.wien.gv.at/umwelt/ parks/blumengaerten-hirschstetten/

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