Profis geben Tipps fürs Küchen-Paradies
Ewald Plachutta, Donna Hay oder Jamie Oliver – fast jeder kennt sie, die Bestseller unter den Rezeptbüchern. Kochen auf hohem Niveau ist heute zum Standard geworden. Viele wünschen sich daher auch für ihr Zuhause eine bestens ausgestattete Küche. Doch worauf kommt es bei der Gestaltung wirklich an?
Auf der weltweit größten Küchenfachmesse in Mailand – der Eurocucina bestätigte das Who’s who der Branche den Trend: Sämtliche Hersteller setzten auf großzügig gestaltete Entwürfe, die mit dem Wohnraum verschmelzen. IMMO hat für Sie die wichtigsten Trends und Tipps für die Gestaltung zusammengestellt.
Die Planung: Egal ob Sie ihre Küche modernisieren oder komplett neu einrichten möchten – nehmen Sie sich Zeit. Um eine optimale Aufteilung zu finden, sollte man Funktion, Raum und natürlich das Budget berücksichtigen. Filtern Sie ihre Gewohnheiten, es ist wichtig, den Kochalltag genau zu durchleuchten:
Welche Geräte sind wichtig?
Wer wenig kocht, braucht nicht unbedingt Backofen, Mikrowelle und Dampfgarer. Kombigeräte sparen Platz und können so manche Zubereitung erleichtern. Weiters gilt es abzuklären, ob man auf Einbau- oder Standardmodelle setzt. „Bei vielen neumodischen Geräten habe ich das Gefühl, dass dem Koch alles abgenommen werden soll. Das ist eine fragwürdige Entwicklung. Geht es nicht darum in Eigenregie ein Gericht zuzubereiten? Revolutionär finde ich die Erfindung der Dampfgarer. Wenn man einen Platz dafür hat, ist es eine absolut sinnvolle Ergänzung zum klassischen Ofen“, hat uns Helmut Österreicher bei unserem Besuch in seiner Profiküche im Wiener MAK erklärt.
Großfamilien hingegen brauchen viel mehr Platz für frische Lebensmittel. Temperierte Kühlzonen wie etwa Bio-Fresh-Zonen sind bei allen Geräten von Vorteil, dadurch können bestimmte Zutaten länger frisch gehalten werden.
Wie viel und welchen Stauraum benötige ich?
Egal welche Kochvorlieben in einem Haushalt herrschen: Die Anordnung der Utensilien und in weiterer Folge der Schränke richtet sich danach. Wichtig ist auch zu entscheiden, ob man lieber Schränke oder Schubladen benutzen möchte. Apothekerschränke, Glasvitrinen, Buffetschränke oder Drehkarusselle sind modern, doch meist auch mit Mehrkosten verbunden. Versuchen Sie dekorative Elemente auf das Notwendigste zu reduzieren.
Von wem wird die Küche benutzt und welche Aktivitäten finden statt?
In vielen Haushalten ist sie der zentrale Lebensmittelpunkt. Es wird gegessen, gekocht, gelernt und kommuniziert. Essplätze sind mittlerweile zu einem fixen Element der modernen Küchenplanung geworden.
„Hersteller müssen künftig nicht nur gute Entwürfe produzieren, sondern sie müssen sich verstärkt dem Zusatzmobiliar wie etwa Esstischen, Vitrinen, Sideboards, etc. widmen. Der Kunde von heute möchte das komplette Paket von einem Unternehmen. Die Verbindung von Genuss, Zubereitung und Präsentation spielt dabei eine immer größere Rolle“, erklärt Georg Emprechtinger, Geschäftsführer vom Möbel- und Küchenhersteller Team 7. Bei offenen Konzepten ist es besonders wichtig, einen starken Dunstabzug zu installieren, da sich sonst Gerüche im gesamten Wohnraum verteilen.
Wie viele Steckdosenanschlüsse sind notwendig?
Berücksichtigen Sie, welche Kleingeräte auf der Arbeitsfläche positioniert werden sollen. Machen Sie eine Liste, um zu ermitteln, wie viele Steckdosen benötigt werden. Vorsicht vor allzu sperrigen Gerätschaften, diese verstellen die Arbeitsfläche. Platzieren Sie ausschließlich Küchenmaschinen, die wirklich regelmäßig genutzt werden.
Trendbarometer
Glänzende Oberflächen haben bisher das Design von Küchen dominiert. Georg Emprechtinger Geschäftsführer von Team 7 ortet in diesem Bereich jedoch eine Trendwende: „Viele Aussteller haben heuer verstärkt auf matte Ausführungen gesetzt. Hochglanz ist zwar nach wie vor angesagt, doch die Nachfrage nach matten Versionen steigt.“
Die Sehnsucht nach Natur spiegelt sich auch bei der Materialwahl wider. Neben Vollholz schaffen es auch Küchen aus Keramik immer häufiger auf die Wunschlisten. Fliesen an den Rückwänden der Arbeitsflächen werden durch Glasoberflächen ersetzt.
Mit sorgfältig geplanten Küchen hat man viele Jahre Freude. Im Idealfall sind sie so chic, dass selbst bekennende Kochmuffel plötzlich die Küche erobern.
„Bei großen Essenseinladungen achte ich darauf, dass ich nie mehr als zehn Personen einlade, da sonst die Kommunikation am Tisch darunter leiden würde. Ich versuche immer, vieles vorzukochen, das gilt auch für den Alltag. Ich koche jeden Tag zwei Mal und mit vier Herdplatten gestaltet sich das oft schwierig. Geräte mit mehreren Platten sorgen in einem Mehr-Personen-Haushalt für eine enorme Arbeitserleichterung. Kühlschrank, Herd und Abwasch sind in meiner Küche so positioniert, dass ich sie während des Kochens jederzeit schnell erreichen kann. Für das Bekochen einer Familie ist ein effizientes Zeitmanagement lebensnotwendig. Ich erstelle für jede Woche einen Essensplan, nur so behalte ich immer den Überblick. Geräte müssen multifunktional, einfach handzuhaben sein und sich von selbst erklären können. Hochwertige, gut beschichtete Pfannen zählen für mich genauso wie ein Pürierstab zu den wichtigsten Utensilien in meiner Küche. Begeistert bin ich auch von Kombinationsbacköfen. Sie sind technisch raffiniert und ermöglichen mir Flexibilität bei der Zubereitung. Mein Motto lautet: „Keep it simple“. Ich brauche nicht für jeden Handgriff ein Küchengerät. Wenn ich Tomaten enthäute, blanchiere ich sie im Wasser, dazu brauche ich keinen elektrischen Schäler.“ „Gault Millau 2013“: Im Buchhandel ab € 33,–
erhältlich.
Auf welche Küchengeräte könnten Sie nicht verzichten?
Ofen und Herd sind für mich die Herzstücke in jeder Küche. Bei der Frage, ob ich die Elektro- oder Gasversion bevorzuge, plädiere ich für Ersteres. Mit einem Gasherd kann man nicht punktgenau kochen. Ein Rohr braucht Heißluft sowie Ober- und Unterhitze. Als Küchenchef benutze ich einen Salamander. (Anm. d. Red. Ein Ofen mit starker Oberhitze, zum Gratinieren oder überbacken von Speisen.) Im normalen Haushalt können das die Funktionen eines elektrischen Herdes erledigen.
Technische Neuheiten wie Dampfgarer, Induktionsherd und computergesteuerte Backprogramme erobern den Markt. Was halten Sie davon?
Bei vielen neumodischen Geräten habe ich das Gefühl, dass dem Koch alles abgenommen werden soll. Das ist eine fragwürdige Entwicklung. Geht es nicht darum, in Eigenregie ein Gericht zuzubereiten? Revolutionär finde ich die Erfindung der Dampfgarer. Wenn man einen Platz dafür hat, ist es eine absolut sinnvolle Ergänzung zum klassischen Ofen. Induktion ist im Profialltag wichtig, ob das für den privaten Haushalt notwendig ist, bezweifle ich.
Was darf Ihrer Meinung nach in keiner Küche fehlen?
Basics, die einem das Kochen erleichtern. Das fängt bei kleinen Geräten wie einem Gemüsehobel an, geht weiter zu beschichteten Pfannen und endet etwa bei einem Mix- und Pürierstab. Meiner Frau etwa dürfte ich die Körndlmühle nie wegnehmen, sie schwört darauf. Hochwertige Bräter sind zwar kostenintensiv, aber sinnvoll.
Kommentare