Produkte mit Geschichte
KURIER: Die Sushi-Kollektion war anfangs nur für den Objektbereich gedacht, doch schon bald gelangte sie in den Wohnbereich. Im letzten Jahr wurde die Serie sogar ergänzt. Es scheint gut zu laufen für Sushi und Sie?
Edward von Vliet: Ja und ich bin froh darüber. Nach den ersten Stücken war schnell klar, dass wir weiter daran arbeiten möchten. Ich wollte unbedingt eine Fortsetzung. Der Grundgedanke des Systems liegt darin, dass jedes Möbel einzeln, aber auch zusammen funktioniert. Auf den ersten Blick scheinen die Produkte auch aufgrund der unterschiedlichen Form gar nicht zueinander zu passen, doch dank der Farben und der individuellen Stoffmuster lassen sich die einzelnen Elemente zu einem harmonischen Ensemble formen. Es ergeben sich unzählige Sitzformationen und darin liegt auch die Stärke der Kollektion. Sie kann in einer Wohnung oder in der Lobby eines Hotels stehen.
Absolut, das Setting bleibt dem jeweiligen Nutzer überlassen, er kann damit machen was er möchte bzw. was die Situation oder der Raum verlangen. Das Bedürfnis eines Moments gibt die Funktion vor. Flexibilität gewinnt generell immer mehr an Bedeutung.
Interessant sind auch die weichen Rundungen. Wie schwierig ist es diese so darzustellen?
In diesem Fall hat das der gestrickte Stoff erledigt, er lässt sich besonders gut dehnen und dadurch gelingt auch die runde Formung.
Bislang hatte ich damit nie Probleme und Moroso im Speziellen ist ein idealer Partner. Man hat mir sehr viel Freiraum gelassen und Verständnis entgegen gebracht. Jedes Detail wurde von ihnen Schritt für Schritt begleitet. Das Know-how des Unternehmens und der Gedankenaustausch der stattgefunden hat, war für die Kollektion enorm wichtig. Zwar ist dies die einzig richtige Vorgehensweise, doch das bedeutet nicht, dass sich auch jeder daran hält.
Es gibt sie also die Firmen, die ausschließlich den Entwurf verlangen?
Ja, zumindest habe ich davon gehört. Doch meiner Meinung nach können neue Ideen nur in einem gemeinsamen produktiven Austausch entstehen. Die Verbindung zwischen den Kreativen und dem Unternehmen ist dabei essentiell und absolut unerlässlich. Stimmt die Chemie nicht, dann kann daraus auch nicht wirklich etwas Gutes entstehen.
Bei Moroso liegt diese sicherlich in den Materialien und Produktionstechniken. Die Prozesse werden ständig adaptiert und weiter entwickelt. Letztlich liegt darin genau die Stärke, immer weiter daran zu arbeiten, denn nur so ist man offen für Neues. Stillstand ist der Tod der Kreativität.
Haben Sie jemals etwas bereut?
Produkte, die "low budget" entstanden sind, doch davon habe ich mich bereits verabschiedet. Ich bin ein Träumer und Geschichtenerzähler, dafür benötige ich nun mal auch das, was dafür notwendig ist.
Farbe, Material und Geschichten – es ist nicht nur eine Erzählung, sondern immer mehrere. Am stärksten werden meine Entwürfe von einem Mix aus modernen wie traditionellen Kulturen beeinflusst. Ich versuche globales Design zu entwickeln. Doch egal was ich gerade gestalte, ich brauche immer Kontext und Zweck. Beim Erzählen geht es auch darumGeheimnisse zu kreieren, manchmal zeigen sie sich subtil und manchmal sehr dominant. Ich liebe es Emotionen zu kommunizieren, das ist eine sehr intimeAngelegenheit und nicht einfach darzustellen, aber das macht es dann schließlich auch besonders.
Ein Ratschlag zum Schluss … ?
Man sollte viel öfters in Schichten denken. Jede einzelne bezieht sich auf eine andere. Ergänzt man zum Beispiel Möbel mit zweidimensionalen Mustern, Drucken und Grafiken ergibt sich daraus ein homogenes Ganzes.
ZUR PERSON
Nach seinem Studium an der Design Academy Eindhoven begann er mit der Gestaltung von Stoffen ehe er sich 1991 dem Produktdesign widmete. Mittlerweile arbeitet er mit seinem eigenen Studio an verschiedenen Projekten in den Bereichen Produkt- und Textildesign sowie Innenarchitektur für nationale wie internationale Kunden.
creatingworlds.edwardvanvliet.com
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