Möbel mit Patina verleihen Wohnräumen Flair – wenn man weiß, wie man sie kombiniert. Zwei Experten zeigen in ihrem Buch gelungene Beispiele.
24.03.13, 07:41
Ein Türknauf, der von den vielen Händen, die ihn berührten, ganz glatt geworden ist. Ein Lederkoffer, der durch viele Reisen um den Globus Schrammen und Kratzer bekommen hat. Ein ausgebleichter Vorhangstoff. Dunkel angelaufene Kerzenleuchter aus Silber. Oder ein mit Moos bewachsener Blumentopf.
„Das Leben dreht sich nicht um die Dinge, die man besitzt, sondern um die Erfahrungen, die man mit ihnen verbindet.“ – Das sagen die US-Einrichtungsexperten Brooke und
Steve Giannetti. Seit vielen Jahren betreiben sie ihr eigenes Interior-Geschäft in
Kalifornien und betätigen sich darüber hinaus als Innenarchitekten und Landschaftsgestalter.
Jetzt haben sie einen Bildband veröffentlicht, in dem sie ihre Erfahrungen mit dem Ausstatten und Renovieren von Häusern und Apartments einbringen, vor allem aber auch ihren ganz persönlichen Geschmack.
Das Buch Patina Style (Verlag Busse Seewald) ist eine Liebeserklärung an das stilvolle Einrichten mit Geschichte. Anders ausgedrückt: Die Giannettis zeigen, wie man Antiquitäten, egal, ob teuer oder einfach nur originell, am besten kombiniert. Dass sie dabei ihre ganz eigenen Vorstellungen haben, versteht sich von selbst. Doch nicht umsonst wird ihr Büro in Los Angeles gerne von Hollywoodstars (hier bleibt man diskret und nennt keine Namen) engagiert.
Wohnen mit Charakter – wie sieht das in den Augen der Autoren aus? Die gezeigten Beispiele bestechen vor allem durch Ton-in-Ton-Kombinationen. Also Variationen von gedämpften Rot-, Blaugrau- oder Sandtönen vor neutralem Hintergrund (Off White und Holz). Akzente werden oft nur durch die Farbe einer Hortensie oder Äste in einer Vase gesetzt. Manchmal darf es auch ein einzelner Polster oder Hocker in Pink sein – dann allerdings korrespondiert die Farbe mit einer Wand in zartem Rosa, wie im Fall eines sehr weiblichen Badezimmers im Boudoir-Stil. Ebenfalls interessant: Badezimmer werden so wie alle anderen Räume als Orte der Kunst betrachtet, das heißt, auch hier schmücken Bilder, Antiquitäten, Textilien und Teppiche. Wasserabweisende Farbe an den Wänden genügt, ansonsten sollte man ihrer Ansicht nach auch in diesem Raum „wohnen“.
Dem Schlafzimmer kommt auch in ihrem Buch eine besondere Bedeutung zu: „Es sollte ein Ruheplatz für die Seele sein“, sagt Steve Giannetti. „Um dieses Idyll zu verwirklichen, setzen wir auf Töne einer Farbgruppe in einem spannenden Mix aus Komfort und Textur.“
Die beiden gehen davon aus, dass man in diesem Raum alles in den Händen hält, daher sollten ihrer Ansicht nach ausschließlich weiche und sinnliche Stoffe verwendet werden.
Eine romantische Variante für den Mix aus alt und neu: Über einem modernen Stoffbett kann ein antikes Betthaupt aus geschnitztem Holz montiert werden. „Um das Zimmer nicht zu langweilig zu gestalten, haben wir in unserem Fall auf zwei gleiche Nachttische verzichtet“, sagt
Giannetti, „stattdessen haben wir uns für zwei gleich hohe Tische entschieden.“
Das Sammeln von Gegenständen macht vielen Menschen Spaß. Auch hier geben die Autoren einige Tipps: „Es ist immer wieder aufregend, mit Fundstücken nach Hause zu kommen und sie auszustellen.“ Die schönsten Sammlungen sind allerdings die, die im Laufe der Jahre zusammenkommen. „Es wirkt immer etwas angestrengt, wenn man Dutzende Objekte gleichzeitig ersteht.“
Viel faszinierender und natürlicher ist es ihrer Ansicht nach, kleine Kunstobjekte, Kuriosa und Accessoires zu finden, die eine besondere Bedeutung für einen haben. Was allerdings beim Durchblättern des Bildbandes auffällt: So eine Kollektion besteht nie aus der Palette aus jedem Dorf einen Hund. Stattdessen gibt es einen Überbegriff wie Farbe oder Material, manchmal auch beides. Also eine Sammlung lilafarbener Glasflaschen. Sandfarbene Strohhüte aus verschiedenen Epochen. Oder weißes
Porzellan.
Die Grenze vom stilvollen Ambiente zum Kitsch ist schmal. Im Zweifelsfall ist weniger mehr. Das bewährt sich später auch beim Abstauben. Denn, so schön ein Zimmer auch dekoriert ist: Leben können sollte man auch darin.
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