Österreichisches Design in der Wiener Ankerbrot-Fabrik
Unter dem Titel „ Austrian Design 20/21“ eröffneten die Kunst- und Möbelhändler Lichterloh ihre Schauräume in der Ankerbrot-Fabrik.
Österreich ist für vieles bekannt: Das Belvedere, das Wiener Schnitzel und auch Falco erreichte mit seinen Hits Weltruhm. Ja, selbst die Stilepochen Biedermeier und Jugendstil kennt man bis weit über die heimischen Grenzen hinaus. Bei Möbel- oder Produktdesign hört die Bekanntheit auf. Unberechtigt, wenn man die umtriebigen Möbelexperten Dagmar Moser, Christof Stein und Philipp-Markus Pernhaupt von Lichterloh fragt. Das Trio beschäftigt sich nun seit mehr als zwanzig Jahren mit heimischem Design.
Sichten, recherchieren, aufmöbeln und präsentieren. Die drei haben es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu leisten, verborgenen Schätzen des heimischen Möbeldesigns Tribut zu zollen und deren Geschichte zu würdigen. Die Idee wurde anfangs belächelt, nun wurde sie zum Erfolgsrezept des Trios. Vor Kurzem eröffnete Lichterloh in ihrem Schauraum in der Wiener Ankerbrot-Fabrik die Verkaufsausstellung „Austrian Design 20/21“. Das größte Handicap ihrer Arbeit? Unwissenheit. „In Skandinavien, Italien oder Frankreich ist man mit der Entwurfsgeschichte vertraut. In Österreich ist das nicht der Fall. Das geringe Selbstbewusstsein, was Österreich auszeichnet, spiegelt sich leider auch hier wider. Das muss aufgearbeitet werden und wir wollen diesen Prozess mit initiieren und begleiten“, erklärt Christof Stein.
Der Schauraum wird dabei zur Hauptbühne. Gezeigt werden Entwürfe der Zwischen- und Nachkriegsjahre. Anonymes Design hat für die drei Einrichtungsexperten ebenso eine Berechtigung wie Exponate prominenter Gestalter wie Carl Auböck, Josef Frank und Oswald Haerdtl.
„Es gelang zum Beispiel nicht, Josef Frank, einen der wichtigsten Architekten in Österreich bis 1935, der in Schweden internationales Ansehen erlangte, wieder für Österreich zu gewinnen“, sagt Markus Pernhaupt.
Achtzig Jahre Designgeschichte fehlen und dies versucht der heimische Kunsthandel derzeit zu entdecken. „Mitte der 1990er-Jahre haben wir Garderobenspinde von der Firma Manner erworben. Einen haben wir restauriert und ausgestellt. Er wurde zum Ladenhüter. Jetzt im Nachhinein können wir sagen: Wir waren zwölf Jahre zu früh dran. Damals konnte niemand was damit anfangen“, beschreibt Dagmar Moser. Auf internationalem Parkett ist Lichterloh bereits bekannt: „Wir haben mittlerweile sehr viele Kunden aus dem Ausland und wir nehmen an vielen Fachmessen teil. Die Offenheit fürs Wohnen, die uns meist entgegengebracht wird, fehlt hier“, erklärt Moser. Unter der Regie von
Markus Pernhaupt werden auch Eigenproduktionen vorangetrieben wie etwa sein neuestes Projekt – die Obststeige. In Anlehnung an die alte Gemüseaufbewahrung entwarf
Pernhaupt ein kunterbuntes Regalsystem. Via Onlineplaner kann man sich eine eigene Komposition selbst zusammenstellen. Auch bei diesem Projekt wichtig: der Heimataspekt. „Wir haben einen Partner gefunden, der Hölzer von alten Dachstühlen kauft. Diese werden von uns bearbeitet und zur Obststeige“, sagt
Pernhaupt. Kulturgüter aufzubewahren, zu erkennen, aufzufangen und in den Kreislauf wieder zu integrieren sind die erklärten Ziele. Für junge Nachwuchstalente werden die Lichterloh-Schauräume zu einer Schnittstelle. Die eigene Geschichte liefert zukunftsweisende Inspiration. Österreich könnte sich in Sachen Möbeldesign ruhig ein bisschen wichtiger nehmen. Es gibt keinen Grund sich zu verstecken. Die Beweise dazu liefern unter anderem Möbelexperten wie Licherloh.
Lichterloh in der Ankerbrot-Fabrik, Absberggasse 27, 1100 Wien,
www.lichterloh.com
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