Moderne in der Monarchie

Opatija: Fabiani konzipierte die erste Kuranstalt für K.-u.-k.-Staatsbeamte im Kaiserreich.
Max Fabiani war ein Star in der Donaumonarchie: Seine Entwürfe kombinierten Architektur mit Kunst, er konzipierte Gebäude wie die Wiener Urania und förderte Talente wie Adolf Loos. Dennoch geriet sein Name in Vergessenheit. Eine Schau erinnert nun an den Vordenker.

In der heutigen Zeit der schrillen Formen und architektonischen Exzesse ist es kaum vorstellbar, dass jemand seine Pläne so leise an die Umgebung anpasst, wie Max Fabiani es getan hat." Andrej Hrausky ist es ein bisschen zu ruhig um Fabiani geworden. Dabei jährt sich der Geburtstag des slowenischen Architekten und Planer zum 150. Mal, woraufhin 2015 zu seinem Jubiläumsjahr deklariert wurde. Spätestens ab 22. Oktober soll auch die österreichische Bundeshauptstadt davon erfahren, wenn die größte Ausstellung aus Ljubljana ins Architekturzentrum Wien übersiedelt. "Wir möchten zeigen, wie bedeutend der auch in Slowenien nicht mehr so präsente Meister war", sagt Hrausky, der die Schau kuratiert hat.

Moderne in der Monarchie
Seine Spuren lassen sich quer durch das Gebiet der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie verfolgen und reichen von Wien über Opatija bis nach Triest und Venedig. Fabianis stadtplanerische Visionen waren modern und prägen heute noch Städte wie Ljubljana, das nach einem Erdbeben 1895 wiederaufgebaut werden musste. "Ein Gebäude war für ihn lediglich ein Stein in einem Mosaik – die Stadt als ganzes war für ihn am wichtigsten, das Gesamtbild elementarer als der Einzelteil", sagt Hrausky.

Fabiani, einer der Väter der Wiener Moderne, integrierte neueste Technologien in seine Entwürfe, beschäftigte sich mit den Bedürfnissen der Benutzer und nahm auf Aspekte wie Lebensqualität Rücksicht. Seine Vorliebe für komplexe Bauvorhaben konnte er in Mehrzweckzentren wie dem Volksbildungsinstitut Urania am Wiener Ring ausleben. Auf engstem Raum entwickelte er 1910 eine hochfunktionelle Lösung mit mehreren Ebenen, deren äußeres Erscheinungsbild an die Barockstadt Wien angepasst wurde.

Moderne in der Monarchie
arhitekt Maks Fabiani
Als Otto Wagners Mitarbeiter und Mitglied der Wiener Secession, entwickelte er seinen eigenen Stil und kombinierte die einst separat angewandten Bereiche Architektur und Kunst. Der erste promovierte Architekt der Monarchie hatte ein hohes gesellschaftliches Standing und war persönlicher Berater von Erzherzog Franz Ferdinand. Dennoch schien Fabiani das falsche Timing oder zu viel Rücksichtnahme gehabt zu haben, um heute ähnlich bekannt wie einige seiner Kollegen zu sein. "Er hat immer gesehen, wer Talent hat und wer nicht, und den Nachwuchs selbstlos unterstützt", sagt Hrausky. So übertrug er seinen Auftrag für das Café Museum an Adolf Loos und vermittelte ihm somit sein erstes bedeutendes Architekturprojekt. Sogar der architekturinteressierte Adolf Hitler dürfte ein paar Monate bei ihm gearbeitet haben, so Hrausky. Im Jahr 1918 kehrte Fabiani Wien den Rücken und arbeitete neben einer zehnjährigen Unterbrechung als Bürgermeister von Štanjel in Görz, wo er bis ins hohe Alter umfassend tätig war und mit 97 Jahren starb. So "leise" seine planerischen Ideen und Gebäude geplant waren, so sehr verdienen sie es, wieder gehört und gesehen zu werden.

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Vom 22.10 bis zum 30.11. 2015 zeigt das Architekturzentrum Wien die Ausstellung „Max Fabiani. Architekt der Monarchie“. Die von Andrej Hrausky kuratierte Schau richtet sich an ein breites Publikum und bewertet Fabianis Leistungen neu. Führungen finden am 24. 10. und am 25. 11. jeweils um 17.30 Uhr statt.

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