Liebe zur Natur: Meine kleine Welt

Liebe zur Natur: Meine kleine Welt
Ein Leben im Grünen: Bei der Vorstellung vom perfekten Glück gehört das einfach dazu.

So stellen sich viele die Idylle vor. Schmucke Häuser, intakte Natur, Vogelzwitschern statt Verkehrslärm und glückliche Menschen mittendrin. Mit dem realen Leben hat das häufig nichts zu tun. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen. Und "der Traum vom Eigenheim im Grünen wird noch lange bleiben", prophezeit Tatjana Fischer, Geografin und Raum­planerin an der Uni für Bodenkultur Wien.

Raum. Wohnraum. Davon gibt es in den etwa 2.400 Gemeinden zwischen Neusiedlersee und Bodensee reichlich. Aber auch nur endlich viel. Hingegen steigen unsere Ansprüche ständig. "Die Menschen holen sich vom Raum, was sie brauchen und wollen", sagt die Wissenschaftlerin. Sie bezeichnet dies als "Phänomen der erzwungenen und freiwilligen Bilokalität: Hier wohnen, dort arbeiten". Somit liegt für sie folgende Frage auf der Hand: "Was ist eigentlich ein Hauptwohnsitz und was kennzeichnet ihn?"

Unabhängig davon verzeichnen laut Statistik Austria die großen Städte Österreichs, besonders aber die Ostregion, ein starkes Wachstum. "Bis 2050 werden im Wiener Stadtumland um 25 Prozent mehr Erwerbspersonen leben als noch im Jahr 2009", heißt es. Die Metropole bleibt also ein Magnet. Warum das Leben in der Provinz dennoch als erstrebenswert gilt? Ganz einfach, in jedem Stadtmenschen steckt ein Quentchen Land­ei. Und wer würde sich freiwillig selbst beschneiden? "Die städtische Bevölkerung hat sich seit jeher aus der ländlichen gespeist", erklärt Tatjana Fischer.

Lust aufs Land und Begeisterung für die Stadt

Wer heute eine Überlandpartie macht, bemerkt beides. Die neue Lust aufs Land – und die wiedergewonnene Begeisterung für die Stadt. Und das ist nur scheinbar widersprüchlich. "Immobilien erfreuen sich bei Eigennutzern und Anlegern ungebrochener Beliebtheit", sagt Thomas N. Malloth, Obmann der Interessenvertretung der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Die Preise für Reihenhäuser sind jedenfalls österreichweit – bis auf Kärnten – deutlich gestiegen. Ebenso zeigt die Kurve für die Mieten in den Städten nach oben.

Die neue Sehnsucht zur möglichst unverbauten Natur hat jedoch auch ihre Schattenseiten. Sichtbar werden sie an den Stadträndern, an den leer stehenden sogenannten Lebensabschnittsimmobilien. Ein Leben auf dem Land sollte daher zuvor genauso überlegt werden wie ein Bund fürs Leben. Denn, so gibt Tatjana Fischer zu bedenken: "Die Bevölkerung wird älter und die Energie teurer. Daher wird folgende Frage immer wichtiger: Sind die Häuser langfristig bewirtschaftbar bzw. heizbar?"

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