"Wir sollten keine Idole haben."
Nach Ihrem Studium haben Sie sich selbstständig gemacht und als Freelancer gearbeitet. Warum sind Sie nicht sofort ins Familienunternehmen eingestiegen?
Dieser Schritt war für mich extrem wichtig. Gestaltung muss vielseitig sein. Deshalb wollte ich auch in anderen Bereichen des Produktdesigns Erfahrungen sammeln.
Die Kultur. Die Arbeit von Alberto Alessi der letzten Jahren ist sehr fokussiert. Er versucht, die Rolle des Produktes innerhalb der Konsumgesellschaft zu verstehen und herauszuarbeiten. Womit umgeben wir uns? Wie könnten die Gegenstände noch genutzt werden? Ein sehr psychologischer und anthropologischer Zugang. Und das Unternehmen arbeitet immer wieder mit interessanten Künstlern, Designern und Architekten unserer Zeit zusammen. Dadurch entsteht eine unglaubliche Kreativität.
Zum Teil. Kreative lassen sich schwer kontrollieren, genauso wie die Kreativität selbst. Die die berühmte Zitronenpresse Juicy Salif etwa entstand eigentlich aus einem Briefing für ein Tablett. Nach zwei Jahren, ohne jegliche Kommunikation in der Zeit, meldete sich Philippe Starck und präsentierte uns die Juicy Salif – heute ein berühmter Designklassiker. Man muss auch manchmal loslassen können und trotzdem wirtschaftlich denken. Die Balance dabei zu halten kann Alessi mittlerweile sehr gut.
Woran arbeiten Sie gerade?
Zurzeit beschäftige ich mit dem Design-Management, Lizenzprodukten und wir sind gerade dabei, eine Wohnaccessoires-Linie auf die Beine zu stellen.
Wie schaffen Sie es, sich dabei noch auf Ihr eigenes Studio zu konzentrieren?
Momentan sind es etwa nur 25 Prozent, die ich in meine Arbeiten investieren kann. Alessi ist mir ebenfalls sehr wichtig und es ist derzeit ein echter Balanceakt.
Ja natürlich, vor allem auf dem Esstisch landet so einiges aus dem Sortiment. Bei gemeinsamen Abendessen testen wir auch oft Prototypen aus. Design bestimmt also auch unsere privaten Gewohnheiten.
Haben Sie Idole?
Nein, ich glaube als Designer sollte man keine Idole haben. Jeder Gestalter sollte seinen eigenen Weg finden. Ein Idol kann dabei auch ein Hindernis sein. Weil man sich von deren Philosophien leicht ablenken lässt.
Giovanni Alessi Anghini widmete sich nach seinen Primärstudien an der Universität von Florenz der Kultursoziologie und Anthropologie. Im Jahr 2002 startete er die Zusammenarbeit mit Stefano Giovannoni. Er entwarf für Firmen wie Vitra, Versace, Foreverlamps, Philips und war auch als externer Berater mit seinem eigenen Studio, GAA Design Farm, tätig, welches er 2006 gründete.
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