Hüttenzauber

Hüttenzauber
Die Chalets im Schweizer Nobelferienort Gstaad sind ganz der traditionellen Architektur verschrieben. Im Inneren sieht es jedoch deutlich bunter aus: Ein Band zeigt alpine Interieurs zwischen Kunst, Eleganz und Vintage.

Holz, so weit das Auge reicht: In Gstaad und der Umgebung des Berner Oberlandes prägen die typischen Schweizer Häuser die Landschaft. Ein besonderer Reiz, der seit den Fünfzigerjahren sogar gesetzlich festgelegt ist, um den Charakter der Ortschaften zu erhalten. Wie es hinter den Türen aussieht, hat Christine Marie Halter-Oppelt für den Band "Chalets mit Stil" herausgefunden: Sie beschreibt 24 schicke Hütten, stellt deren Vorgeschichte und die Bewohner vor.

So sehr sich die Häuser von außen ähneln, im Inneren spiegelt die Ausstattung den Charakter der Besitzer – von der Kunstsammlerin Francesca Habsburg bis zu Interiordesignern wie Thierry Lemaire – wider.Dies führt zu abwechslungsreichen Einblicken, die von Gebäuden aus dem 13. Jahrhundert bis zur wohnbar gemachten Umformerstation einer Bahn auch allerhand Exotisches beinhalten. Der Kontrast zwischen rustikaler Holzarchitektur und modernem Design führt in den besten Fällen zu einer stimmigen Einheit, die man gerne länger betrachtet.

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Das Chalet von Michelle Nussbaumer ist ziemlich bunt ausgefallen. Die in den USA bekannte Inneneinrichterin nutzt selbstentworfene Textilien mit ausdrucksstarken Mustern, um ihrem Landhaus eine individuelle Note zu verleihen. Ob auf Vorhängen, Möbeln oder über die Wand gespannt, drücken sie dem Ambiente ihren Stempel auf. Dazu arrangiert Nussbaumer lokale Antiquitäten und Stücke, die einen langen Weg hinter sich haben: Perserteppiche, chinesisches Porzellan oder farbenfrohe Stoffe aus Indien.

Der Wunsch vieler Bewohner besteht darin, das ursprüngliche Ambiente der Chalets zu erhalten beziehungsweise in den Vordergrund zu stellen. Die französische Kunsthistorikerin Sophie Prezioso ließ ein über vierhundertjähriges Bauernhaus sanieren, ohne dessen Vergangenheit auszuradieren. So wurden die verwitterten Wände nicht abgeschliffen und die Aufteilung der Räumlichkeiten großteils beibehalten.

Wer die alten Schlafkammern unter dem Dach des Chalets aufsucht, erreicht sie wie einst über eine Leiter oder eine Schwelle. Allerdings führte Prezioso ihr denkmalgeschütztes Feriendomizil geschmackvoll an die Gegenwart heran und stattete es mit Liebe zum Detail aus: Die dunklen Oberflächen kombiniert sie mit ausgewählten Möbelstücken und extravaganten Accessoires, die sich wunderbar harmonisch ins Bild fügen.

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Auf ebenso traditionellem Fundament steht Urs von Ungers Chalet oberhalb des Zentrums von Saanen, dessen Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Und ebenso viel Wert legt der Hausbesitzer auf die Originalität des Ensembles. Um die passende Raumcouleur zu bestimmen, ließ er mit Restauratoren des Denkmalschutzes Untersuchungen der verschiedenen Farbschichten an Wänden und Decken durchführen, ehe er sich für ein helles Grau entschied. Der Rest des Hauses wird von unbehandeltem Fichtenholz dominiert. Bei der Ausstattung setzt der Galerist auf Kunstwerke sowie auf feines Interieur.

Neben zahlreichen Inspirationen für Dekorationen und Raumgestaltungen sind es auch die persönlichen Geschichten, die gewisse Chalets zu außergewöhnlichen machen. Eines der porträtierten Landhäuser wurde nach einem Brand wieder aufgebaut – der Schmerz des Verlustes konnte durch die zeitgemäßeNeukonzeption und die Berücksichtigung der eigenen Vorstellungen ausgemerzt werden. So luxuriös die Fassade erscheinen mag, das Innenleben ist manchmal eben ambivalenter, als man denkt.

Hüttenzauber
Exklusive Einblicke in 24 Schweizer Landhäuser bietet das Buch „Chalets mit Stil“ von Christine Marie Halter-Oppelt, Reto Guntli und Agi Simoes (Fotos).
Erschienen bei Knesebeck, € 41,10.

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