Höhepunkte: Baukunst in den Alpen

Höhepunkte: Baukunst in den Alpen
Steile Hänge, schroffer Untergrund: Ein Haus in den Alpen ist für jeden Architekten eine besondere Herausforderung. Ein Bildband zeigt ausgewählte Domizile, die nicht nur wegen der imposanten Landschaft faszinieren.

Tief Luft holen, den Blick schweifen lassen, ausatmen, genießen: Am Gipfel offenbart sich die ganze Pracht des Massivs. Dass Berge einen besonderen Reiz ausüben, muss man nicht betonen. Sich dort niederzulassen, bleibt für den Großteil jedoch ein frommer Wunsch. Die Glücklichen, die ihn realisiert haben, hat Alexander Hosch für den Bildband "Traumhäuser in den Alpen" aufgespürt. Und dabei Augenmerk auf anspruchsvolle Architektur und natürliche Bauweise gelegt.

Die Bandbreite reicht vom adaptierten Weinbauernhaus über den modernen Stadl bis zu den stilvollen Ferienhäusern eines Peter Zumthors. Was die vorgestellten Domizile in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Frankreich und der Schweiz eint, ist ihre Bauweise, der eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit der alpinen Umgebung vorausgegangen ist. Sie alle haben eine besondere Hintergrundgeschichte, die der Autor ausführlich darlegt.

Höhepunkte: Baukunst in den Alpen
Villa Solaire Morzine
Ein Bauernhof aus den1840er-Jahren galt in der Gemeinde Morzine (Frankreich) seit jeher als Wahrzeichen. Die Verwandlung in eine Luxusvilla musste dementsprechend sorgfältig vonstatten gehen: Die regional typische Holzhandwerkstechnik sollte erhalten bleiben. Also wurden die Formen verfeinert und zeitgemäß aktualisiert, die Latten perforiert, damit mehr Helligkeit einzieht. Auch im Inneren achtete das BüroJKAund das DesignerteamFUGAauf alpine Assoziationen. Damit demonstriert die "Villa Solaire", wie sich Tradition und Moderne beispielhaft ergänzen.

Andere Projekte weisen visionäre Ideen auf, die jedoch oftmals an Gemeinden scheitern. So sah der Erstentwurf im französischen Cordon einen Sichtbetonbau vor. Anstelle dessen ist nun ein reduziertes hölzernes Giebelhaus zu bewundern, dessen Fassade sich an industriellen Landwirtschaftsgebäuden orientiert. Die Baukünstler Fuhrimann Hächler schufen damit ein minimalistisches Chalet, das vom Wohnzimmer aus einen Blick auf den Mont Blanc ermöglicht. Im Inneren konnte den Ursprungsplänen Tribut gezollt werden – mit einem Kamin und einem Küchenblock aus Beton.

Höhepunkte: Baukunst in den Alpen

Mit traumhafter Aussicht wartet auch das "Chalet 7" am Gelände des Gesundheitszentrums Wetzlgut in Bad Gastein (Salzburg) auf. Absichtlich ohne Außenfläche geplant, bringen die unregelmäßig angeordneten Panoramafenster die Natur ins Innere. Ein Haus, das direkt auf die Berge reagiert, wie Wilfried Kuehn vom Büro Kuehn Malvezzi im Buch meint.

Als Inspiration für die Gestaltung diente der Raumplan von Großmeister Adolf Loos: Die Bewohner finden Nischen, verschiedene Ebenen und unterschiedlich hohe Vertafelungen aus Teakholz vor. Zwischengeschoße, die großzügige Raumhöhe und der opulente Lichteinfall lassen die 223 Quadratmeter Wohnfläche noch großzügiger wirken. Mineralisch beschichtete, hellgraue Betonböden tragen zur zurückhaltenden Atmosphäre bei.

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Das Stampflehmhaus des Ofenbauers Martin Rauch ist ein weiterer heimischer Vertreter im Werk und um keine Spur weniger außergewöhnlich. Gemeinsam mit dem Zürcher Architekt Roger Boltshauser wurde das Projekt in Schlins (Vorarlberg) auf die Beine gestellt. Einen Anstoß nahm Rauch aus seiner Zeit als Entwicklungshelfer in Afrika mit, in der er mit einer ressourcenoptimierten Bauweise konfrontiert wurde. Abgesehen von den Holzfenstern, den Möbeln und dem Boden des Bades besteht alles aus gestampftem Lehm.
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Das dreistöckige Wohnobjekt verzichtet auf Kleber und Schäume. Zimperlich darf man jedoch nicht sein: Die Wände sind wasserlöslich, Risse restauriert der Besitzer nebenbei. Dennoch ist der gelernte Keramiker überzeugt, dass "Lehm von allen Hausbau-Stoffen dem Menschen am meisten entspricht". Sein Heim ist ein avantgardistischer Akt, auch wegen des Standorts. Architektur in den Bergen ist eben ein weites Feld – und solche Alp-Träume empfängt man gerne.

Höhepunkte: Baukunst in den Alpen
Von der mondänen Luxusvilla bis zur hölzernen Ferienhütte bietet der Bildband „Traumhäuser in den Alpen“ von Alexander Hosch Einblicke in 26 Refugien. Erschienen bei Callwey, € 61,70

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