Höhepunkte: Baukunst in den Alpen
Tief Luft holen, den Blick schweifen lassen, ausatmen, genießen: Am Gipfel offenbart sich die ganze Pracht des Massivs. Dass Berge einen besonderen Reiz ausüben, muss man nicht betonen. Sich dort niederzulassen, bleibt für den Großteil jedoch ein frommer Wunsch. Die Glücklichen, die ihn realisiert haben, hat Alexander Hosch für den Bildband "Traumhäuser in den Alpen" aufgespürt. Und dabei Augenmerk auf anspruchsvolle Architektur und natürliche Bauweise gelegt.
Die Bandbreite reicht vom adaptierten Weinbauernhaus über den modernen Stadl bis zu den stilvollen Ferienhäusern eines Peter Zumthors. Was die vorgestellten Domizile in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Frankreich und der Schweiz eint, ist ihre Bauweise, der eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit der alpinen Umgebung vorausgegangen ist. Sie alle haben eine besondere Hintergrundgeschichte, die der Autor ausführlich darlegt.
Andere Projekte weisen visionäre Ideen auf, die jedoch oftmals an Gemeinden scheitern. So sah der Erstentwurf im französischen Cordon einen Sichtbetonbau vor. Anstelle dessen ist nun ein reduziertes hölzernes Giebelhaus zu bewundern, dessen Fassade sich an industriellen Landwirtschaftsgebäuden orientiert. Die Baukünstler Fuhrimann Hächler schufen damit ein minimalistisches Chalet, das vom Wohnzimmer aus einen Blick auf den Mont Blanc ermöglicht. Im Inneren konnte den Ursprungsplänen Tribut gezollt werden – mit einem Kamin und einem Küchenblock aus Beton.
Mit traumhafter Aussicht wartet auch das "Chalet 7" am Gelände des Gesundheitszentrums Wetzlgut in Bad Gastein (Salzburg) auf. Absichtlich ohne Außenfläche geplant, bringen die unregelmäßig angeordneten Panoramafenster die Natur ins Innere. Ein Haus, das direkt auf die Berge reagiert, wie Wilfried Kuehn vom Büro Kuehn Malvezzi im Buch meint.
Als Inspiration für die Gestaltung diente der Raumplan von Großmeister Adolf Loos: Die Bewohner finden Nischen, verschiedene Ebenen und unterschiedlich hohe Vertafelungen aus Teakholz vor. Zwischengeschoße, die großzügige Raumhöhe und der opulente Lichteinfall lassen die 223 Quadratmeter Wohnfläche noch großzügiger wirken. Mineralisch beschichtete, hellgraue Betonböden tragen zur zurückhaltenden Atmosphäre bei.
Das dreistöckige Wohnobjekt verzichtet auf Kleber und Schäume. Zimperlich darf man jedoch nicht sein: Die Wände sind wasserlöslich, Risse restauriert der Besitzer nebenbei. Dennoch ist der gelernte Keramiker überzeugt, dass "Lehm von allen Hausbau-Stoffen dem Menschen am meisten entspricht". Sein Heim ist ein avantgardistischer Akt, auch wegen des Standorts. Architektur in den Bergen ist eben ein weites Feld – und solche Alp-Träume empfängt man gerne.
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