Ganz ohne Grundriss

Ganz ohne Grundriss
Diese 60 Quadratmeter kleine Wohnung in Wien beweist, dass man zum Wohnen nicht unbedingt Zimmer oder Türen braucht.

Eine typische Wiener Garçonnière, in einem ebenso typischen Wiener Gründerzeithaus war die Ausgangslage für einen äußerst ungewöhnlichen Ergebnis. Die neuen Eigentümer, ein ungarisch-vietnamesisches Ehepaar, wollten sich in Wien Neubau mit dem Erwerb dieser kleinen sechzig Quadratmeter großen Immobilie einen schicken Zweitwohnsitz ermöglichen. Mit der Suche nach geeigneten Architekten wurde ihr in Paris lebender Sohn beauftragt.

Ganz ohne Grundriss
Einzige Bedingung? Das Paar wollte einen Plan, in den man nicht mehr eingreifen musste. Den Zuschlag erhielt das Wiener Büro smartvoll und gleichzeitig entschied man sich damit für eine sehr gewagte Lösung. "Die Aufgabe war ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Generell verfolgen wir bei unseren Projekten einen durchaus extremen und konsequenten Ansatz. In diesem Fall haben wir versucht den Bestand ausreizen, ihn neu zu interpretieren und versucht aus den kleinen 60 Quadratmetern 120 zu schaffen", erklärt Architekt Phillipp Buxbaum. Die Lösung dafür fand er gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Kirchner mithilfe von drei Funktionskuben. "Die gesamte Wohnung kommt nun mit nur eine Tür aus, nämlich der zur Toilette. Mit den Einbauten, die den Charakter eines skulpturalen Möbelstücks haben, ist es uns gelungen das klassische Raumkonzept auf den Kopf zu stellen", sagt Buxbaum.

Den drei Kuben wurden die Funktionen Bad, Schlafbereich und Küche zugeordnet. Die Elemente wurden nicht raumhoch konzipiert. Dadurch wirken Decke und Boden wie nicht unterbrochene Ebenen und sorgen dafür, dass der Raum optisch an Großzügigkeit und Offenheit gewinnt.

Ganz ohne Grundriss
Als Material wählte man poliertes weißes Feinsteinzeug, welches durch die reflektierende Oberfläche dem großen Volumen der Kuben die Schwere entzieht. "Die Elemente sind sehr raumbildend und wir wollten dafür auch ein Material verwenden, welches den Wiener Lokalkolorit wiedergibt. Wir haben das gesamte Ensemble mit einer sechs Millimeter dünnen Schicht aus Feinsteinzeug verkleidet und es acht Monate lang im Büro einem Belastungstest unterzogen, um herauszufinden, wie es reagiert und wie man es am Besten befestigt", beschreibt Buxbaum.

Zusätzlich dazu bietet das Material einen starken aber nicht zu dominanten Kontrast zum dunklen Fischgrät-Parkett. Einzelne, vertiefte Nischen wurden mit einem bunten, vietnamesischem Seidenstoff verkleidet. Im Eingangsbereich wurden hinter einer grau, getönten Spiegelwand die Toilette und die Garderobe untergebracht.

Der Einsatz von Funktionskuben in urbanen Wohnräumen ist ein interessanter und erfrischender Ansatz. Und wer weiß, vielleicht sogar irgendwann auch salonfähig.

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