Forschungspavillon: "Wie von Zauberhand"

Forschungspavillon: "Wie von Zauberhand"
Bei der "Angewandte Architecture Challenge" experimentieren Studenten mit zukunftsweisenden Technologien. Heuer kam ein Roboter zum Einsatz, der Plastik in Kunst verwandelt hat. Bis 20. Oktober kann man sich in Wien noch persönlich davon überzeugen.

Über vier Meter ist das Objekt hoch. Achtzig Kunststoffstangen verbinden sich gemeinsam mit weißen Textilien zu einer Skulptur. "Zu einem dreidimensionalen Forschungspavillon", wie Andrei Gheorghe das Ergebnis der heurigen "Angewandte Architecture Challenge" bezeichnet. Bei der einwöchigen Projektarbeit, die der Lehrende am Institut für Architektur der Universität für angewandte Kunst in Wien vor fünf Jahren ins Leben gerufen hat, steht das Experiment im Vordergrund. Studenten aus aller Welt – von Großbritannien über Dänemark bis Israel – bewerben sich, um Teil der Sommerschule zu sein. "Im Vordergrund steht das disziplinübergreifende Arbeiten mit zukunftsweisenden Technologien. Die Studenten entwickeln, entwerfen und bauen alles selbst."

Ein Blick in die Zukunft

Sechzehn Auserwählte durften sich heuer mit einer vom heimischen Start-up Clever Contour entwickelten Technologie auseinandersetzen. Mithilfe dieser lassen sich Kunststoffstäbe biegen. "Es handelt sich um ein traditionelles Material. Aber die Art und Weise, wie es geometrisch verformt wird, ist komplett neu und nur in kleinem Maßstab getestet worden", erklärt der 35-Jährige. Damit können kompakte Strukturen erzeugt werden – und in weiterer Folge Möbel wie Tische und Sessel oder Gitterschalen, wie das Unternehmen bereits vorgezeigt hat. Ziemlich praktisch, ziemlich wegweisend. Über eine Software lassen sich Änderungen am Modell in Echtzeit an den Roboter übertragen, der die Produktion anpasst.

Forschungspavillon: "Wie von Zauberhand"

Bei diesem Projekt, das gemeinsam mit Bollinger+Grohmann Ingenieure, der Abteilung für Textiles Gestalten sowie des Robotic Woodcraft Lab der Universität durchgeführt wurde, war der Weg das Ziel. Im Vordergrund stand das Lernen von digitalen Entwurfsmöglichkeiten und deren Umsetzung. Die Studenten überlegten in Kleingruppen ein Objekt, das schließlich zu einem gemeinsamen großen entwickelt wurde. Vorgaben bezüglich Design oder Nutzen gab es nicht. "Dadurch entstehen experimentelle Strukturen, die ohne neue Technologien nicht denkbar waren", erklärt Gheorghe. Eben wie jener Pavillon, für den die Teilnehmer Stangen gebogen und zu größeren Modulen zusammengeschraubt haben. Um die Konstruktion zu verdeutlichen, entwickelten sie ein textiles Netz, das die Struktur umhüllt.

"Der größte Erfolg für mich war, als die Studenten vor ihrem Werk gestanden sind und stolz waren", sagt Gheorghe. Ein Moment, der ebenso beeindruckend gewesen sei wie die Tätigkeit des Roboters. "Wenn er wie von Zauberhand den eigenen Entwurf produziert, ist das schon magisch." Und ein bisschen Magie schadet ja nie.

Bis 20. Oktober, Hauptgebäude der Universität für angewandte Kunst, Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien. Täglich 8–20 Uhr

www.dieangewandte.at

www.clevercontour.com

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